Im Dezember endet eine Ära: Brigitte Kunath-Scheffold geht nach fast 20 Jahren als Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Degerloch in den Ruhestand. Für die Wahl ihres Nachfolgers in einem Monat laufen sich schon mehrere Bewerber warm. Doch nur eine Frau sagt es offen.

Degerloch - Der Countdown läuft: In fast genau einem Monat, am 7. November, wählt der Stuttgarter Gemeinderat einen neuen Bezirksvorsteher für Degerloch. Damit bricht eine neue Ära an. Die scheidende Brigitte Kunath-Scheffold hatte das Amt fast zwei Jahrzehnte inne. Im März hat sie ihren Abschied offiziell bekannt gegeben. Die Kandidatinnen und Kandidaten für ihre Nachfolge laufen sich schon längst warm.

 

Laut Angaben der Stadt haben elf Bewerber, sowohl interne als auch externe, ihre Hüte in den Ring geworfen. „Ich denke, dass man jemanden braucht, der gestalten, integrieren und zusammenführen kann“, hatte Kunath-Scheffold selbst die Anforderungen an das Amt beschrieben, aber gleichzeitig betont, sich mit Ratschlägen für die Nachfolge zurückhalten zu wollen.

Sie hat schon im Rathaus in Stuttgart-Degerloch gearbeitet

Ob die Bewerberinnen und Bewerber diesem Anspruch gerecht werden? Als einzige offizielle Kandidatin hat sich bisher Stephanie Reinhold aus der Deckung gewagt. Die 43-Jährige ist seit 2009 stellvertretende Bezirksvorsteherin in Plieningen-Birkach, hat ein grünes Parteibuch und seit 2016 einen Master in Public Management. Die Freude am Gestalten hätte sie zur Bewerbung bewogen, sagt Reinhold, zumal Degerloch ein sehr attraktiver Bezirk sei. „Degerloch hat viel zu bieten. Man kann hier klettern und eislaufen. Es gibt mit der ISS und der Waldschule eine vielfältige Schullandschaft. Dazu kommt eine sehr engagierte Bürgerschaft“, erklärt Reinhold, die bereits einige Zeit im Degerlocher Bezirksrathaus gearbeitet hat und den Bezirk dadurch gut kennt. Ihrer potenziellen Vorgängerin attestiert sie, „viel bewegt“ zu haben, selbst wäre sie als Vorsteherin viel an Ort und Stelle unterwegs und würde mit den Bürgern gemeinsam Lösungen suchen.

Ambitionen für die Bundespolitik

Politischen Ehrgeiz hat Reinhold ohne Zweifel: Vor zwei Jahren trat sie als Direktkandidatin der Grünen für den Bundestag im Wahlkreis Esslingen an und belegte mit 15,3 Prozent den dritten Platz hinter Kandidaten von CDU und SPD.

Andere Bewerber um die Nachfolge von Brigitte Kunath-Scheffold, deren Kandidatur ein Online-Portal offenbarbar vorschnell vermeldet hatte, dementieren dies jedoch, es seien Gerüchte, oder sie verweisen auf den nicht-öffentlichen Charakter des Prozederes. Das hat wohl auch seine Berechtigung, denn für die Bewerber steht einiges auf dem Spiel: Bekommt ihr derzeitiger Arbeitgeber Wind davon, dass sie ein Auge auf den Posten im Degerlocher Bezirksrathaus werfen, könnte das unter Umständen negative Auswirkungen auf ihre weitere Karriere haben. Erfahrene Stadträte berichten, dass in der Vergangenheit schon Kandidaten „verbrannt“ worden seien, deren Ambitionen frühzeitig bekannt geworden sind und die deshalb bei ihrem Arbeitgeber später nicht mehr wohlgelitten waren.

Bis zum 7. November muss man sich gedulden

Die Stadt selbst nimmt die Verschwiegenheit besonders ernst und lässt Anfragen zum Thema unbeantwortet. Deshalb muss man nun abwarten. Das weitere Prozedere verläuft wie folgt: Die Verwaltung schlägt dem Verwaltungsausschuss bereits an diesem Mittwoch eine engere Auswahl an Bewerbern vor.

Die weitergekommenen Kandidaten, voraussichtlich werden es drei bis fünf sein, werden sich dann eine Woche darauf wieder im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vorstellen, auch hier wieder in einer nichtöffentlicher Sitzung. Eine Woche später folgt die Vorstellung im Degerlocher Bezirksbeirat, einmal mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am 7. November präsentieren sich die Kandidaten schließlich im Gemeinderat, der dann final abstimmt.