Kai Jehle-Mungenast, der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Vaihingen, blickt auf das Jahr 2020 zurück. Ein Jahr, in dem viele bekannte Themen erneut diskutiert wurden und in dem das Coronavirus einiges durcheinandergebracht hat.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Das Coronavirus hatte 2020 Auswirkungen auf fast alle Bereiche des Lebens. Stadtteil- und Vereinsfeste mussten ausfallen, viele Menschen verlagerten ihre Arbeit ins Homeoffice. Letzteres wiederum hatte Folgen für den Verkehr auf den Straßen, auch in Stuttgart-Vaihingen – ein Thema, für das seit Jahren Lösungen gesucht werden. Der Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast spricht über Corona, die Seilbahn, den Regionalbahnhalt und was es seiner Meinung nach braucht, um dem Stau beizukommen.

 

Was hat Corona 2020 mit Vaihingen gemacht?

Das gesellschaftliche Leben ist im Frühjahr fast komplett zum Erliegen gekommen. Stadtteilfeste mussten ausfallen, für Vereine ist dieses Jahr besonders schwierig. Der Handel und die Gastronomie leiden, ebenso wie die Menschen, die sich nach Geselligkeit sehnen. Positiv zu vermerken ist, dass die Wahrnehmung für die eigene Nachbarschaft gestiegen ist. Zahlreiche Einkaufs- und Nachbarschaftshilfen wurden ins Leben gerufen. Und der Verkehr auf den Straßen war durch Homeoffice zunächst besser geworden.

Der Verkehr ist ja ein leidiges Thema in Vaihingen. 2020 ist nun neuer Schwung in die Diskussion um eine Seilbahn gekommen. Ist diese damit in greifbare Nähe gerückt?

Das würde ich nicht sagen, nein. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie müssen noch viele Fragen geklärt werden, unter anderem zum Verlauf der Trasse, zu den Stationen und zur Finanzierung. Und nicht nur die Bildung der Bürgerinitiative „Rettet das Rosental“ zeigt, dass das Thema Seilbahn die Vaihinger spaltet.

Wie stehen Sie persönlich zur Seilbahn?

Ich habe für mich noch keine abschließende Bewertung gefunden. Dazu sind noch zu viele Fragen offen. Parallel wird ja auch die Verlängerung der Stadtbahn nach Büsnau und zum ehemaligen Eiermann-Campus geprüft. Vor allem für die Büsnauer wäre das eine Aufwertung. Vielleicht kann man auch über eine Kombination nachdenken, die Stadtbahn nach Büsnau und die Seilbahn zum Eiermann-Campus.

Der Bahnhof wird nun zum Regionalbahnhalt ausgebaut. Welche Vorteile bringt das den Vaihingern?

Ziel ist es, den Pendlerverkehr zu entlasten. Wenn die Pendler verstärkt die Bahn nutzen, hat das einen unmittelbaren Effekt auf die Vaihinger, der aber nicht zu unterschätzen ist.

Zudem soll das ehemalige Aurelis-Areal umgestaltet werden. Was wünschen Sie sich für die Fläche?

Ich wünsche mir, dass sie den Menschen zur Verfügung steht, die in Vaihingen leben und arbeiten. Wie das aussehen wird, ist nun Gegenstand der Bürgerbeteiligung. Ich sehe in der Fläche jedenfalls keine Vergrößerung des Synergieparks mit Büros. Das Areal soll den Stadtteil und die Menschen verbinden.

Bringen der Regionalbahnhalt und eine mögliche Seilbahn die erhoffte Lösung der Stauproblematik?

Nein, das können nur Bausteine sein. Ganz wegbekommen von der Straße wird man die Autos nicht. Es wird immer Spitzen geben in den Pendlerströmen. In Zukunft wird es mehr Arbeitsplätze in Vaihingen geben, und wir brauchen mehr Wohnraum, vor allem bezahlbaren Wohnraum. Es gilt, diese steigende Zahl an Menschen zu bewegen. Dafür braucht es weitere Bausteine. Wenn wir den Fokus auf alternative Verkehrsmittel legen, wie beispielsweise Mietfahrräder und den ÖPNV, müssen wir die Menschen außerhalb Vaihingens abholen. Da wäre ein Park-and-ride-Parkhaus sinnvoll. Auch bei den Firmen muss die alternative Mobilität weitergedacht werden. Die Politik muss klug handeln und von der Gewerbesteuer, die aus Vaihingen kommt, auch etwas den Vaihingern zurückgeben, etwa das Geld in dringend notwendige Schulsanierungen investieren.