Vor Kurzem fand im Bürgerhaus Rot die Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Neues Heim statt. Der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Maier blickte auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2018 zurück, kritisierte aber, dass die Rahmenbedingungen für Bauprojekte immer ungünstiger würden.

Zuffenhausen - Zu wenig Grundstücke, immer mehr Verordnungen und Vorgaben, ausgelastete Handwerker: Wer bauen möchte, hat es zurzeit nicht leicht. Das gilt für Familien, die sich ein Eigenheim wünschen, ebenso wie für Investoren von Großprojekten. Auch Rüdiger Maier, der Vorstandsvorsitzende der Baugenossenschaft Neues Heim, konnte bei der Mitgliederversammlung am Montagabend im Bürgerhaus ein Lied davon singen. Dennoch: Trotz aller Erschwernisse investieren die Baugenossen in den kommenden Jahren sehr viel Geld in Neubauprojekte.

 

„Was da von Seiten der Politik und der Gesetzgebung auf uns regelmäßig zukommt, das entwickelt sich langsam, aber sicher, zu einem massiven Hinderungsgrund, preiswert zu bauen und in der Folge preiswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, sagte Maier. Alle politischen Parteien hätten sich das Thema Wohnen auf die Fahne geschrieben, das Thema sei dauerpräsent. Es reiche aber nicht aus, Forderungen nach neuem bezahlbaren Wohnraum zu stellen oder nebulöse Aussagen zu Baumöglichkeiten für alle Bevölkerungsschichten zu machen. „Das ist eine unseriöse Debatte im Stil: Freibier für alle!“, sagte Maier. Weitaus besser wäre es, die Realität zu betrachten und beispielsweise neue Bebauungspläne zu entwickeln, die eine höhere Dichte zulassen. Hauptproblem blieben aber fehlende Grundstücke, der massive Anstieg der Baukosten und der Baustandards sowie die schlechte Verfügbarkeit von Handwerkern. „Politik und Verwaltung haben die Aufgabe, vernünftige Rahmenbedingungen für den Bau von preiswertem Wohneigentum zu schaffen. Gelingt das nicht, werden wir uns zwangsläufig vom Neubau dieser Mietwohnungen zurückziehen müssen, um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können“, blickte Maier in eine möglicherweise düstere Zukunft.

In Rot sind die Baugenossen besonders aktiv

Ganz so schlimm sieht es momentan freilich noch nicht aus, im Gegenteil: Mit den Großprojekten an der Mittenfeldstraße in Giebel, dem Quartier am Wiener Platz in Feuerbach und dem Areal Fleiner Straße/Rotweg in Rot verwirklicht beziehungsweise plant das Neue Heim zahlreiche neue Wohneinheiten. So ist in Giebel das Baufeld West mittlerweile abgeschlossen, im Herbst soll der erste Bauabschnitt im Baufeld Ost an die Mieter übergeben werden. Rund 35 Millionen Euro steckt das Neue Heim in das Baufeld Ost mit seinen acht Gebäuden. Das gesamte Areal soll Ende 2023 fertig sein.

In Rot ist das Neue Heim besonders aktiv. Vorstandsmitglied Gisbert Renz stellte drei Projekte vor: Im Bereich Fleiner Straße/Erligheimer Straße sind für insgesamt 14,4 Millionen Euro 75 Wohnungen errichtet worden, sie sollen im Oktober 2019 bezogen werden. Im Anschluss daran startet dann die Neuprojektierung im Gebiet Prevorster Straße/Fleiner Straße, dort werden die Altgebäude abgerissen und durch 40 neue Wohneinheiten ersetzt. Die Gesamtkosten sind mit 11,5 Millionen Euro angesetzt. Das weitaus größte Vorhaben wird im Quartier Rotweg und Fleiner Straße entstehen. Entwickelt wird es zusammen mit der Baugenossenschaft Zuffenhausen. Die Gebäude aus den 1950er Jahren sollen abgerissen und durch 275 bis 300 neue Wohnungen ersetzt werden. Noch läuft der Architektenwettbewerb, eventuelle Kosten konnte Renz noch nicht nennen. Der Startschuss ist für Mitte 2022 vorgesehen. Alle drei Vorhaben sind Teil des Konzeptes „Wohnquartier Plus“: Moderne Neubauten sollen für eine gute Altersdurchmischung sorgen und dabei besonders die Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigen.

In Feuerbach sind 100 Wohnungen geplant

Für Feuerbach planen die Baugenossen ebenfalls ein großes Projekt. Dort entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Firma Schoch das „Quartier am Wiener Platz“, mit Wohnungen und Büroflächen. Das Neue Heim wird mehr als 70 Prozent des Baufeldes Süd bebauen, wobei rund 100 Wohnungen entstehen. Start ist voraussichtlich im Frühjahr 2021, die Gesamtkosten betragen circa 35 Millionen Euro.

Maier betonte, dass man nach wie vor auf günstige Mieten setze. Die Durchschnittsmiete beim Neuen Heim betrage momentan 7,34 Euro pro Quadratmeter. Dies sei eine „gelebte Mietpreisbremse“, eine politisch gelenkte Mietendeckelung hingegen wäre der falsche Ansatz.

„Das Geschäftsjahr 2018 war erneut ein erfolgreiches Geschäftsjahr mit einem sehr guten Jahresabschluss“, sagte Maier. Die Bilanzsumme habe sich im Vergleich zu 2017 um rund 10 Millionen Euro erhöht und liege nun mit 104 Millionen Euro erstmals über der 100-Millionen-Grenze. Der Jahresüberschuss liege mit 2,7 Millionen Euro ebenfalls deutlich über dem Vorjahr.

Einstimmig wurden Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, ebenso einstimmig votierten die Mitglieder für die Feststellung des Jahresabschlusses, die Verwendung des Bilanzgewinns und eine Satzungsänderung. Die Aufsichtsräte Waltraud Illner und Ferdinand Klein wurden für drei weitere Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Den Platz von Aufsichtsrat Manfred Mirling, der aus persönlichen Gründen ausscheidet, übernimmt Ralf Bohlmann, der Bezirksvorsteher von Mühlhausen.