Im Ringen um eine Einigung im Ceta-Streit ist Günther Oettinger ein etwas missglückter Spruch rausgerutscht: Wenn die Wallonie bei Ceta mitreden dürfe, könne man ja gleich den Kirchengemeinderat von Biberach fragen. Jetzt rudert er zurück.

Brüssel/Biberach - Wenn sich die Wallonie einmischt, könne man gleich den Kirchengemeinderat von Biberach fragen: Im Ärger über die schleppenden Ceta-Verhandlungen hatte der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger (63) mit seinem Spruch die oberschwäbische Kleinstadt mit politischer Bedeutungslosigkeit gleichgesetzt. Nun erklärte Oettinger, warum er ausgerechnet auf Biberach gekommen war.

 

„Ein früherer Landtagsabgeordneter sagte einmal zu mir: Günther, lieber Pfarrer in Biberach als Meßmer in Stuttgart. Damit wollte er sagen: Wir sind zwar der ländliche Raum, aber unabhängig und stolz“, sagte der Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft am Freitag dem Deutschlandfunk.

Biberach als „stolze Stadt“

Vor wenigen Tagen hatte Oettinger den Vorschlag von SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisiert, beim Ringen um Ceta mehr Gremien einzubinden. Er könne nicht verstehen, „dass die deutschen Sozialdemokraten einen Parteikonvent abhalten und eine Mitentscheidung bei Ceta beanspruchen“. Die Alleingänge der SPD kommentierte er mit den Worten: „Wollen wir jetzt noch den Kirchengemeinderat von Biberach befragen?“

„Ich kenne Biberach sehr gut, eine stolze, starke, eine wirtschaftlich erfolgreiche Stadt“, sagte Oettinger weiter. Er habe mit seinem Kommentar lediglich aufzeigen wollen, dass es „doch nicht sein kann, dass jede stolze Stadt“ bei den Verhandlungen mitwirkt, sagte Oettinger. „Damit wäre Europa mit 500 Millionen Einwohnern nicht mehr handlungsfähig.“