Mit einem neu gegründeten Förderverein will die Bibliothek am Mailänder Platz künftig Bildungsprojekte anstoßen.

Stuttgart - Schon seit Jahren haben sich die Direktorin der Stadtbibliothek, Ingrid Bussmann, und die Leiterin des Stuttgarter Kulturamts, Susanne Laugwitz-Aulbach, eine bessere Vernetzung von Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft gewünscht. Mit dem Verein Freundeskreis der Stadtbibliothek Stuttgart e.V., der im November gegründet wurde, soll dieser Wunsch nun Realität werden. Wie diese Vernetzung konkret aussehen soll, haben die Verantwortlichen am Mittwoch in der neuen Bibliothek erläutert.

 

„Wir haben Persönlichkeiten aus Unternehmen, Banken und Verlagen gesucht, die bereit sind, die Bibliotheksarbeit als ehrenamtliche Berater zu unterstützen“, erklärte Laugwitz-Aulbach. „Dabei geht es darum, Lese- und Kulturprojekte anzustoßen, neue Bevölkerungskreise zu erreichen und die Menschen für die Bibliothek als Ort lebensbegleitenden Lernens zu begeistern.“

Als Vereinsvorsitzenden hat die Stadtbibliothek den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Trumpf Gruppe, Berthold Leibinger, gewonnen. Stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreises ist Arnim Kogge, Direktoriumsmitglied im Bankhaus Ellwanger & Geiger.

Jugend-Jury bewertet Neuerscheinungen

„Als erstes Projekt plant der Verein gemeinsam mit dem Lions Club Literaturhaus eine Jury aus insgesamt 45 Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahren zu bilden, die Preise für neu erschienene Medien vergeben soll“, sagte Kogge. „In einem Zeitraum von fünf Monaten sollen sich die Jugendlichen intensiv mit Büchern, Comics und Computerspielen auseinandersetzen und über die Medien diskutieren.“ Ziel des Projekts, so Kogge weiter, sei die Förderung kritischen Medienkonsums, die Leseförderung bei Jugendlichen sowie die Vertiefung von Freundschaften und Netzwerken. Weitere Projekte, ergänzte die Direktorin der Stadtbibliothek, Ingrid Bussmann, sollen sich etwa der Förderung beruflicher Bildung widmen. So solle der Freundeskreis die Bibliothek unter anderem bei der Anschaffung von Medien und Informationen zu unterschiedlichen Berufsfeldern unterstützen.

„Die neue Stadtbibliothek ist eine Basis für die Wissenschaftsgesellschaft der Zukunft und übernimmt medienpädagogische Verantwortung“, sagte der Schirmherr des Freundeskreises, der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. „Deshalb freue ich mich, dass deren Arbeit nun durch einen Freundeskreis unterstützt wird.“

Die Sprecherin der Geschäftsführung des MairDumont Verlags, Stephanie Mair-Huydts, die ebenfalls dem Vorstand des Freundeskreises angehört, betonte, sie wolle als „Sparringspartner“ und „Multiplikator“ der Bibliothek fungieren, um die Wissensvermittlung weiter zu fördern – wenngleich die Bücherei schon heute hohe Besucherzahlen und ein starkes Interesse seitens der Bevölkerung verbuchen könne.

Ausleihen haben sich am neuen Standort verdoppelt

Dies bestätigte auch Ingrid Bussmann. So hätten sich in den ersten hundert Tagen seit der Eröffnung des Bücherwürfels mehr als 5000 Menschen einen Bibliotheksausweis ausstellen lassen – dreimal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch die Zahl der Ausleihen, so Bussmann, habe sich mit mehr als 300 000 glatt verdoppelt. Insgesamt seien bisher rund 240 000 Besucher gezählt worden.

Bussmann erklärte auch, dass immer mehr Jugendliche die Bücherei als Lernort nutzten. Daher wolle man bald zusätzliche Tische anschaffen. Zudem verzeichne die Bücherei einen Zuwachs an jungen Familien, die mit Kinderwagen kämen. Um diesen Familien entgegenzukommen und Engpässe an den Aufzügen zu vermeiden, soll bis zum Frühsommer ein dritter Fahrstuhl eingebaut werden.