Wie wohl fühlen sich Bienen in der Stadt? Der Imker Peter Rust hat das auf dem Lorch-Areal in Esslingen getestet und erntet nun den ersten Honig für das Jugendhaus Komma.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Peter Rust arbeitet als Veranstaltungsdienstleister im Konzertbereich – ein turbulenter und anstrengender Job. Zum Ausgleich hat er sich seit fünf Jahren dem Imkern verschrieben. 20 Bienen-Völker versorgt der Esslinger im Stuttgarter Kaltental. Drei davon waren von Mai an auf Wanderschaft und fanden auf dem Dach des Lorch-Areals in Esslingen ein Zuhause. „Ich wollte mal sehen, wie es den Bienen hier gefällt und ob wir einen Stadthonig machen können“, so Rust.

 

Bienen fühlen sich in Esslingen wohl

Anfang August zeigt sich, dass sein Pilot-Projekt erfolgreich ist. Die Ernte fällt üppig aus: „40 Kilo werden das schon sein. Denen hat es hier gut gefallen“, freut sich der 48-Jährige. Mit dem Imkern verbindet er viel mehr, als ein reines Hobby: „Draußen in der Natur zu sein, mit dem Wind um die Ohren und dem Summen der Bienen, das ist toll. Imkern bringt es auch mit sich, dass man über Pflanzen und Anbauweisen nachdenkt. Es geht um Umweltschutz und die Agragrindustrie und den Handel. Dass wir ein Insekten- und Bienensterben haben, liegt an unserem Wirtschaftssystem, das auf ein Maximum ausgelegt ist“, sagt er.

Spannende Ansätze zu aktuellen Themen also, die sich rund um die Honiggewinnung ansiedeln. Das finden auch die Macher des Jugendhauses Komma und waren von Rusts Idee mit dem Stadthonig angetan. Der Hobby-Imker pflegt zu dem Haus seit Jahrzehnten eine enge Verbindung, privat und von Berufswegen. „Für uns ist es toll zu sehen, wie sich das Komma über die Zeit mit den Menschen entwickelt“, sagt der Einrichtungsleiter Amos Heuss. Er will das Bienen-Projekt zukünftig auch für interessierte Kinder und Jugendliche öffnen.

„Hier wird nicht gespritzt“

Dass sich die fleißigen Insekten dort so wohl fühlen, liegt an der nahrungsreichen Umgebung: In einem Radius von etwa eineinhalb Kilometer haben sie laut Peter Rust viel zum Sammeln gefunden: „In der Maille und im Merkel-Park und auch in den umliegenden Gärten. In den Parkanlagen gibt es zahlreiche Linden und Kastanien, die werden den Geschmack des Komma-Honigs ausmachen.“ Peter Rust will den Honig analysieren lassen, um genauer zu wissen, was darin steckt. „Der Vorteil von der Stadt gegenüber dem ländlichen Raum oder den Weinbergen ist, dass hier nicht gespritzt wird,“ ergänzt der Experte.

Im Komma und in dem Laden Fünfeck in Esslingen soll der abgefüllte Honig von September an verkauft werden. Rusts Honig aus dem Kaltental bekommt man übrigens bereits in der Bar Hutmacher in Esslingen und auch die Eisdiele Schleckerei in Stuttgart-Ost verarbeitet die süße Ware.