Längst ist das Halten von Bienen in der Stadt ein Trend – auch in Stuttgart. Auf dem Dach des Züblin-Parkhauses stehen Stöcke, genauso wie auf dem Rathaus und am Stadtacker an den Wagenhallen. Der Verein Bienenschutz Stuttgart klärt dort beim deutschen Naturerlebnistag über die Insektenart auf.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Nord - Wahnsinn. Das ist ja der Hammer“, ruft Martin Krahl begeistert aus, während sein Vereinskollege Tobias Miltenberg seinen Zuhörern gerade eine Bienenwabe präsentiert und sie den Honig probieren lässt. Seit seiner Kindheit beschäftigt sich Krahl mit Bienen, seit vier Jahren hat er eigene Völker. Doch eine frisch geschlüpfte Königin hat der 34-Jährige noch nie gesehen. „Das ist eine Besonderheit“, erklärt Miltenberg den erstaunten Zuschauern die Aufregung seines Kollegen. Sie bewege sich noch etwas tapsig, man erkenne sie an den goldenen Beinen.

 

Ausgerechnet in Großstädten nimmt die Zahl der Völker zu. Längst ist das Halten von Bienen in der Stadt ein Trend – auch in Stuttgart. Auf dem Dach des Züblin-Parkhauses stehen Stöcke, genauso wie auf dem Rathaus und am Stadtacker an den Wagenhallen. Auf dem Land hingegen machen den Bienen die Lebensbedingungen – vor allem die Pestizide – zu schaffen.

Jeder kann etwas für die Bienen tun

Der Verein Bienenschutz Stuttgart will Bienen schützen und vermehren. Ein Ziel ist auch, andere Menschen aufzuklären. „Wir wollen zeigen, was jeder tun kann, damit es den Bienen nicht schlecht geht“, sagt Miltenberg. Mit einem Bienentag am Stadtacker an den Wagenhallen am Nordbahnhof haben sich die Stuttgarter Bienenfreunde am Sonntag deshalb am neunten bundesweiten Naturerlebnistag beteiligt. Der Verein engagiert sich schon länger beim Urban-Gardening-Projekt an den Wagenhallen. Zehn Bienenstöcke hat die Initiative dort stehen. Am Sonntag hatten interessierte Stuttgarter die Gelegenheit, sich von den Vereinsmitgliedern in die Geheimnisse der Imkerei einweihen zu lassen und die Stöcke anzuschauen. Auch eine Einführung in das Imkern gaben Miltenberg, Krahl und ihre Vereinskollegen.

Bianca Mack aus Esslingen ist dabei auf den Geschmack gekommen. Bienen haben bei ihr schon als kleines Kind eine große Begeisterung ausgelöst, erzählt die 24-Jährige. Schon lange will sie einen Imkerkurs machen. „Es ist wichtig für die Natur, dass diese Insekten bestehen können“, sagt sie. Noch viel wichtiger sei es, dass es Leute gibt, die sich darum kümmern.

Männer haben nichts zu melden

Trotz des schlechten Wetters lassen sich die Bienen an den Wagenhallen nicht lumpen. Überall summt und brummt es. Zutraulich lassen sich die Tiere auf Miltenbergs Kleidung nieder, selbst auf seinem Kopf oder in seinem Gesicht. Angst hat der Imker nicht. „Wenn man selbst ruhig ist, sind es die Bienen auch“, sagt er.

Einer Besucherin legt er sogar eine Drohne in die Hand: „Vor den Männchen braucht man keine Angst zu haben, sie haben keinen Stachel.“ Überhaupt sind die Männer bei den Bienen eher schlechter gestellt. Denn entweder sterben sie beim Begatten einer Königin. Oder sie werden im Herbst von den anderen Arbeiterinnen aus dem Stock geworfen. „Den Männern geht es am Ende richtig schlecht“, sagt Krahl.