Die Gewinnerinnen des Goldenen Löwen der Kunst-Biennale von Venedig haben ihre Opern-Performance an der Akademie Schloss Solitude entwickelt. Die erste Aufführung war in der Olgastraße.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart/Venedig - Der Hauptpreis der der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig ging zwar nach Litauen, in Stuttgart kann man sich aber auch über den „Goldenen Löwen“ freuen. Denn die Opern-Performance „Sun & Sea (Marina)“ ist an der Akademie Schloss Solitude entstanden. Die drei daran beteiligten Künstlerinnen Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina Lapelytė, die für Litauen angetreten sind, haben sich 2016 ein Stipendium an der Solitude-Akademie geteilt. Dabei entstand eine erste Version der kollaborativen Opern-Performance „Sun & Sea“, die in der Stuttgarter Palermo Galerie aufgeführt wurde unter Teilnahme weiterer Stipendiatinnen und Stipendiaten.

 

Für ihre Opern-Performance, die nun als bester nationaler Beitrag der Biennale ausgezeichnet wurde, haben die drei litauischen Künstlerinnen das Erdgeschoss eines alten Marine-Gebäudes in einen Strand verwandelt. Kinder buddeln im Sand, Erwachsene liegen in Liegestühlen und auf Handtüchern, cremen sich ein, lesen oder dösen – während das Publikum von einer Galerie aus des Treiben beobachtet. Dann aber beginnen die Standgäste zu singen, klagen über ihren Stress bei der Arbeit, berichten von ihrer Angst vor dem Tod, von Klimawandel und Artensterben.

Der litauische Biennale-Beitrag wurde kuratiert von Lucia Pietroiusti von der Londoner Serpentine Gallery. Ehrenamtlicher Kommissar war dabei Jean-Baptiste Joly, der bis im vergangenen Jahr Direktor der Stuttgarter Akademie Schloss Solitude war und den Aufenthalt der drei Künstlerinnen damals begleitet hat. Rugilė Barzdžiukaitė ist Theater- und Filmregisseurin, Vaiva Grainytė ist als Autorin tätig und Lina Lapelytė als Komponistin und Performancekünstlerin. In ihrem Stück geht es um das Zusammenspiel von Theater, Musik und Kunst, aber auch von Dokumentation und Fiktion, Realismus und Poesie.

Bei der Opern-Performance geht es um die Freizeitgesellschaft

Nach der ersten Aufführung von „Sun & Sea“ in der Olgastraße in Stuttgart, hatte die Oper 2017 dann offiziell Premiere am Staatstheater Braunschweig und wurde außerdem in Vilnius bei dem Theaterfestival Sirenos aufgeführt. Im vergangenen Jahr war die deutsche Version am Staatsschauspiel Dresden zu sehen. Für Venedig ist jetzt eine englische Fassung entstanden – eine Art Langzeit-Performance, bei der immer bis zu zwanzig Teilnehmer im Einsatz sind.

Das Werk sei eine „Kritik an der Freizeit und an unserer Zeit“, sagte Stephanie Rosenthal, die Direktorin des Berliner Martin-Gropius-Baus, die in diesem Jahr die Jury der Biennale leitete. Ein Goldener Löwe ging zudem an den amerikanischen Filmemacher, der in seinem Video „The White Album“ das Thema Rassismus aufgreift und unter anderem Hass-Videos aus dem Internet zeigt. Der Goldene Löwe für sein Lebenswerk geht an den amerikanischen Konzeptkünstler und Aktivisten Jimmie Durham. Der Deutsche Pavillon, den die Künstlerin Natascha Sadr Haghighian gestaltet hat, ging leer aus.