Daniel Bleicher kämpft sich seit fünf Jahren als Ein-Mann-Brauer im Heusteigviertel durch. Mit Weißbier nach bayrischer Art und Pale Ale produziert der 36-Jährige reine Nischenprodukte – und hat sich so inzwischen etabliert.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Bierbrauer ist Daniel Bleicher nicht unbedingt nur aus Leidenschaft geworden. Braumeister mit einer eigenen kleinen Brauerei jedoch schon. Nach einigen Festanstellungen in diversen Brauereien hatte Bleicher irgendwann die Nase voll, er wollte sein eigener Chef sein. Und das ist ihm gelungen. Einfach war der Weg zur eigenen Brauerei mit speziellen Biersorten jedoch keineswegs. Vor allem in den ersten beiden Jahren musste der heute 36-jährige Braumeister viele Rückschläge hinnehmen – auch aufgrund technischer Schäden in seiner kleinen Braustube in der Schlosserstraße 20/1.

 

Alles wirkte vor einigen Jahren noch recht improvisiert. Angefangen von den Fliesen über die Kessel und Tanks hat Bleicher alles selbst mit Unterstützung von Freunden und Familien zusammengeschustert. Das ist heute – fünf Jahre später – nicht mehr so. Inzwischen hat Bleicher neue, große Kessel. „Eigentlich ist fast gar nichts mehr wie zu meinen Anfangszeiten“, sagt Bleicher nicht ohne Stolz.

Seine Produktionsgröße konnte Bleicher verdreifachen

Wie es inzwischen bei ihm laufe? „Och gut“, sagt er da nur. Er verkaufe wesentlich mehr als noch vor drei Jahren. Ausverkauft war er damals schon immer. Heute produziere er aber die dreifache Menge. In den Jahren 2013 und 2014 kam er auf 120 Hektoliter Bier. Für dieses Jahr ist er sogar noch optimistischer. Jetzt sei er Anfang Juni schon bei 80 Hektolitern. „Wenn alles gut läuft, schaffe ich es noch auf 200 am Ende des Jahres.“

Längst könnte er auch noch mehr produzieren, dafür fehlen ihm jedoch die Lagerkapazitäten. In Kürze will er deshalb im Untergeschoss seiner Brauerei ein neues Lager einrichten, dort will er die Abfüllung einrichten. „Ich kann dann auch auf Vorrat brauen“, sagt er.

Stuttgart hat mit Hofbräu und Dinkelacker zwei große Brauereien, die den Markt dominieren. Für eine kleine Brauerei ist eigentlich kein Platz. Außer ein Braumeister findet eine Nische. Diese hatte Bleicher von Beginn an: Er braut vornehmlich obergärige Biere. Das Weißbier nach bayrischer Art ist noch eine der gängigeren Sorten, sein Pale Ale mit 4,5 Prozent und das India Pale Ale mit 6,9 Prozent eher außergewöhnlich. Ideen für weitere Sorten hat Bleicher ständig. Allerdings will er in seiner Nische bleiben. Mit den großen Brauereien will er gar nicht erst in Konkurrenz treten. „Ich ecke eher an mit meinen Sorten und das bleibt auch so“, sagt er. „Mein Bier ist für Liebhaber.“

Bleicher produziert auch das Zacke-Bier

Seit knapp drei Jahren braut Bleicher zudem für sechs Kreative aus dem Lehenviertel das Zacke-Bier. Beim Heusteigviertelfest wird es verkauft und auch die Stadtteilkneipe Imme vierzehn hat das Viertel-Bier längst auf der Karte. Über den Tellerrand beziehungsweise Kesselrand hat es Bleicher auch schon hinaus geschafft: Die Kneipe Maulwurf in Vaihingen ordert regelmäßig bei ihm.

Und überhaupt weht seit der Gründung seiner Cast-Brauerei auch ein bisschen kalifornischer Wind im Heusteigviertel. Entstanden ist die Idee für die Cast-Brauerei nämlich dort während eines Besuches bei einem Kollegen. Auch der Name „Cast“ leitet sich davon ab. Die Buchstaben CA stehen für California, das ST für Stuttgart.

Brauereiführungen und Hilfe für Hobby-Brauer

Und noch einiges hat sich in den letzten fünf Jahren bei Bleicher geändert: Zu Beginn war er nicht nur Chef und kreativer Kopf seiner Ein-Mann-Brauerei, sondern auch gleichzeitig Putzfrau, Werber, Verkäufer. Inzwischen kann er in Teilzeit einen Brauer beschäftigen und hat eine Aushilfe. Eine Gaststätte, die komplett bei ihm einkauft, ist jetzt noch das, was ihm fehlt. „Ich hatte schon fast überlegt, selbst eine aufzumachen“, sagt Bleicher und lacht. Eigentlich lacht er überhaupt immer, auch in den anfangs eher schwierigen Zeiten hat er seinen Humor und vor allem seine Kreativität nicht verloren. Seine nächste Idee: Brauereiführungen anbieten und eine Art Berater für Hobbybrauer sein. Nur Werbung macht Daniel Bleicher immer noch nicht. „Wenn man keinen Gewinn macht, braucht man über Werbung auch gar nicht erst nachzudenken“, sagt er und lacht wieder.