Die Staatsbrauerei Rothaus braut nicht nur Bier, sondern macht seit einiger Zeit auch mit Hochprozentigem Furore. Ihr jüngster Coup: ein „Pinot Noir Wood Finish Single Malt Whisky“.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Grafenhausen - Es hängt vieles zusammen bei alkoholischen Getränken: Bier, das ist Wasser, Hopfen, geröstete Gerste – also Malz – und Hefe. Whisky, das ist Wasser, Malz und Hefe – ohne Hopfen. Nicht von ungefähr kam der Rothaus-Braumeister Max Sachs auf die Idee, dass sich der größte regionale Bierbrauer mit der Destillerie Kammer-Kirsch zusammentun und Whisky aus Malz, Bierhefe und dem Schwarzwälder Quellwasser machen könnte. Die Karlsruher Destillerie war früher wie Rothaus auch ein Staatsbetrieb. 2009 ist beim Joint-Venture die erste Charge „Black Forest Single Malt Whisky“ herausgekommen. Die 1440 Flaschen mit 0,7 Litern Inhalt waren innerhalb von zwei Tagen ausverkauft.

 

Nun haben der neue Rothauschef Christian Rasch, der Winzer Fritz Keller und der Destillateur und Whisky-Experte Gerald Erdrich eine weitere Sonderedition mit dem blumigen Namen „Pinot Noir Wood Finish Single Malt Whisky“ vorgestellt. In den Namen haben die Marketingexperten alles hineingelegt, was sie für verkaufsfördernd halten: Den schwarzen Wald, das Ultimative – und den dunklen Wein. Denn gereift ist der Whisky in Fässern, die Rothaus dem Vorsitzenden des Vereins abgekauft hat, den es sponsert: Fritz Keller, der Präsident des Bundesligisten SC Freiburg ist bekanntlich zugleich Winzer und Gastronom am Kaiserstuhl und Spezialist für Burgundertrauben wie den Pinot.

Ein starker, aber vollmundiger Tropfen

Keller hat Rothaus vier der nach dem zweiten Pinot-Jahrgang ausrangierten Barrique-Fässer verkauft. Darin durfte der 2009 angesetzte und destillierte Whisky von November 2011 an reifen und wurde jetzt „in Fassstärke“ abgefüllt, also nicht wieder mit Wasser verdünnt. Mit 53,5 Volumenprozent Alkohol ist dieser Brand recht stark, aber um so vollmundiger. Versierte Genießer werden aus dem Gaumenschmeichler edle Noten von Brombeere und Schwarzkirsche herausschmecken.

Zum Herunterkippen oder gar Verdünnen ist der Whisky auf jeden Fall zu schade. Der unverbindliche Verkaufspreis von 59 Euro wird sicher in die Höhe schnellen, wenn die 1800 Flaschen im Fachhandel und im Rothaus-Shop ausverkauft sind. 2011 und 2012 hat der Rothaus-Whisky die Auszeichnung als bester deutscher Whisky bekommen, erstaunlicherweise als „unaged“, als nur drei Jahre junger Brand. Noch ein zweites neues Rothaus-Getränk wird möglicherweise Furore machen: Ein Sahnelikör „Rothaus Whisky Cream“. Nicht nur für die Damenwelt, wie die Macher betonen, aber auf deren Wunsch erfunden. 5000 Flaschen kommen in den Handel, zum Preis von 25 Euro.

Der neue Geschäftsführer will dem Stammgeschäft treu bleiben

Wird Rothaus künftig mehr brennen als brauen? „Ganz sicher nicht“, sagt Christian Rasch mit einem Lächeln. „Whisky ist ein schönes Hobby, es passt zu uns. Aber unsere Welt ist und bleibt das gute Bier und damit machen wir keine Spielereien.“ Der 45 Jahre alte Hotelbetriebswirt, gebürtig in Lörrach, ist seit Mai 2013 alleiniger Geschäftsführer und seit langer Zeit der erste Rothauschef, der nicht nach einer Politikerkarriere auf den Chefsessel des profitablen Staatsunternehmens gehievt wurde. Rasch ist vom Fach, er war seit 1992 beim Braukonzern Radeberger, zuletzt bei dessen Stuttgarter Tochter Hofbräu als Marketing- und Vertriebschef. Anlass, den Auftritt der Marke Rothaus auch nur annähernd zu verändern, sieht Rasch derzeit nicht. „Der Kunde liebt uns so, wie wir sind.“ Das ist kein Plädoyer für Stillstand: „Es gibt jede Menge Projektvorschläge, darüber werden wir reden und sie umsetzen.“

Im Dezember will Geschäftsführer Rasch die neue Unternehmensstrategie vorstellen, es wird wohl wieder um teure technische Neuerungen gehen, aber auch um den Ausbau der „Erlebniswelt“ rund um die Brauerei, die bereits jetzt ein riesiges Fassungsvermögen hat. Neben der Brauereigaststätte gibt es Hotel, Shop, Museum, Besichtigungen, Events, Zäpfle-Parties – im „Rothauser Land“ soll immer was los sein. „Wir wollen langfristig die Brauerei mit ihren Arbeitsplätzen sichern“, betont Rasch und gibt sich betont bodenständig: „Wir pflanzen jetzt die Bäume für die nächste Generation.“ Nachhaltig wie die Forstwirtschaft im Schwarzwald.