Ohne genügend Parkplätze gibt es auch keinen Biergarten auf Burg Lichtenberg in Oberstenfeld – ein Bürgerbegehren scheitert aber vorerst.

Einen Biergarten für Burg Lichtenberg fänden viele schön. Noch aber fehlen Parkplätze. Der Burginvestor Christoph Wichmann würde die Gemeinde am liebsten mit einem Bürgerbegehren an die Kandare nehmen. Jedoch hat er schlechte Karten. Die Gemeinde hat die Unterschriften geprüft und festgestellt, dass zu viele der abgegebenen 451 Signaturen ungültig sind. So verfehlte das Begehren um 34 Stimmen die erforderliche Zahl von 417.

 

Die Fläche für öffentliche Parkplätze hatte der Baron der Gemeinde geschenkt

Zum Bürgerbegehren kam es, weil der geplante Bier- und Weingarten einen Stellplatznachweis braucht. „Mir fehlen noch 32  von 42 Parkplätzen“, sagt Wichmann – und hofft, die Plätze auf einen der öffentlichen Parkplätze errichten zu dürfen, deren Fläche der im Oktober 2022 verstorbene Burkhard Dietrich von und zu Weiler im Jahr 1965 der Kommune geschenkt hatte.

Die Gemeinde sah sich bisher rechtlich nicht in der Lage, diesem Wunsch zu entsprechen. Wichmann mobilisierte die Öffentlichkeit und sammelte Unterschriften. Der Burginvestor hofft am Ende auf eine Mehrheit mit mindestens 20  Prozent der Wahlberechtigten bei einem Bürgerentscheid in der 8000-Einwohner-Kommune.

Manche Unterzeichner wohnen überhaupt nicht in Oberstenfeld

Ob es so weit kommt, erscheint nach wie vor offen. Der Gemeinderat soll das Begehren ablehnen. Das empfiehlt die Oberstenfelder Verwaltung für die Sitzung am 25. Mai in Prevorst – und weist auf die fehlenden Unterschriften hin. Am Ende waren nur 383 Unterzeichner übrig geblieben – was unter den erforderlichen sieben Prozent für das Bürgerbegehren lag. 15 Stimmen konnten laut Verwaltung nicht gezählt werden, weil kein Datum auf dem Zettel gestanden habe. Die Prüfung ergab: „Diese Personen sind auch nicht wahlberechtigt gewesen.“ Andere Stimmen waren ungültig, weil die Unterzeichner entweder nicht identifiziert werden konnten, sie nicht wahlberechtigt waren oder sie doppelt unterschrieben hätten.

Das Fehlen der Unterschriften hält Christoph Wichmann für „heilbar“. Er habe vorher genügend Stimmen gesammelt, aber sie aus Zeitgründen nicht alle eingereicht. „Ich könnte sie mühelos nachliefern.“ Im Grunde zeige die hohe Zahl der ortsfremden Unterschriften, dass sich große Teile der Bevölkerung im Bottwartal solidarisierten. „Ganz viele Menschen wollen den Biergarten haben – es ist für die Leute ein wunderbares Projekt und das touristische Sahnehäubchen.“

Die Gemeinde verlangt jährlich rund 11 000 Euro

Eine Einigung ohne Bürgerbegehren strebt die Oberstenfelder Gemeindeverwaltung an. „Wir haben immer gesagt, dass wir den Biergarten ermöglichen wollen“, hatte der Bürgermeister Markus Kleemann noch vor einigen Wochen betont. Kleemann wollte sich aber wenige Tage vor der Ratssitzung nicht weiter äußern. Die Kommune bietet Christoph Wichmann jetzt an, öffentliche Parkplätze mithilfe einer Baulast für den Biergarten bereitzustellen. Sie verlangt aber jährlich einen Betrag von 11 250 Euro.

Für einen solchen Kompromiss zeigt sich Christoph Wichmann offen, doch hält er das von ihm verlangte Geld für eine „Zumutung“. Schließlich habe der Baron der Gemeinde vor etwa 60 Jahren einen ganzen Hektar Land geschenkt und die Bauarbeiten an Straße und Parkplätzen mit 15  000 Mark mitfinanziert. Damals zahlten das Land und der Landkreis Ludwigsburg rund 90 Prozent, die Gemeinde und der Burgherr teilten sich die restlichen zehn Prozent.

Wenn es gut läuft, könnte der Biergarten noch in diesem Sommer starten

Letztlich werde er die Beratungen des Oberstenfelder Gemeinderats abwarten und sich dann zwischen mehreren Handlungsoptionen entscheiden, sagt Christoph Wichmann. Auch in der Frage der Zuwegung zum Biergarten sieht der Investor praktikable Alternativen. Er war in einem Gerichtsurteil einem Nachbarn unterlegen, der sich geweigert hatte, sein Land zur Verfügung zu stellen. Sollte er sich mit der Gemeinde einigen, könnte es schnell gehen. „Infrastruktur ist vorhanden – man könnte schon in diesem Sommer mit einer Außengastronomie im kleinen Rahmen beginnen.“

Die Gemeinde verweist auf ihre Unterhaltskosten

Damit aus dem Traum Wirklichkeit wird, müsste allerdings das Landratsamt Ludwigsburg zustimmen. Die Behörde habe zu entscheiden, ob die vorhandenen mehr als 90  öffentlichen Parkplätze auch für Radler, Wanderer und andere Ausflügler ausreichen, heißt es in der Sitzungsvorlage. Dort verteidigt die Gemeinde ihre finanzielle Forderung an den Burginvestor Wichmann: Die Kommune müsse die Flächen nach wie vor unterhalten. Dazu zähle die Pflege der Hecken und Bäume sowie der Erhalt der Parkplätze und der Winterdienst.

Was versteht man unter einer Baulast?

Recht
 Bei Baulasten handelt es sich um rechtliche Einschränkungen. Sie gelten für die Bebauung oder die Nutzung von Immobilien, teilt eine Firma der Immo-Branche mit. „Baulasten geben Eigentümern vor, was sie auf ihrem Grundstück durchführen oder unterlassen, aber auch dulden müssen. Sie sind Verpflichtungen, die Grundstückseigentümer gegenüber der Baurechtsbehörde haben.“

Stellplatzbaulast
 Stimmt ein Grundstückseigentümer einer Stellplatzbaulast zu, muss er dulden, dass es auf seinem Grundstück Stellplätze von Dritten gibt, etwa den Nachbarn. Das heißt: Mit einer Baulast dürfen Parkplätze auf einem anderen Grundstück sein, erklärt die Immobilien-Firma. Das würde etwa auch die Stellplätze der Burg Lichtenberg auf dem Parkplatz der Gemeinde ermöglichen.