Andreas Rothacker ist Craftbier-Brauer und experimentiert auch mit unkonventionellen Zutaten. Im Ludwigsburger Museum hat er seine Biere präsentiert.

Volontäre: Maximilian Kroh (kro)

Andreas Rothacker ist Vollblutbrauer, darauf weist schon das Tattoo auf seinem rechten Unterarm hin. „Rossknecht“ steht dort, so heißt die Brauerei des 55-Jährigen, in der er seine Ausbildung zum Brauer und Mälzer absolviert und die er nach einem zweijährigen Italien-Aufenthalt im Jahr 1998 übernommen hat. Seit Juni 2021 braut Rothacker nicht mehr nur in Ludwigsburg, sondern auch in einer zweiten Brauerei in Stuttgart-Feuerbach. Und er braut kein gewöhnliches Bier, sondern Craftbier.

 

Das bedeutet erst einmal nur, dass das Bier nicht großindustriell gebraut wird, meint aber vor allem, dass die Brauer häufig mit unüblichen Zutaten und Geschmäckern experimentieren. Eine Auswahl seiner Biere hat Rothacker kürzlich im Museum Ludwigsburg vorgestellt.

Er sei ein „Bier-Nerd“, sagt er und wolle die Geschichte des Biers „angemessen würdigen“. Deshalb müssen die acht Gäste im Museum zunächst auch noch warten, bis es etwas zu probieren gibt. Denn der Braumeister fängt ganz vorne an, bei der Geschichte des bayerischen Reinheitsgebots von 1516. Gerstenmalz, Hopfen, Wasser – nur mit diesen Rohstoffen darf in Deutschland Bier gebraut werden. Und natürlich mit Hefe, die damals aber nicht als eigener Rohstoff, sondern als Neben- und Abfallprodukt der Bierherstellung gesehen wurde.

Den Großteil seiner Craftbiere kann Rothacker auch heute noch nach dem Reinheitsgebot brauen. Für die besonderen Geschmäcker reichen meist schon viel einfachere Tricks. Sein Indian Pale Ale mit dem Namen „Fräulein Müller“ erhält seinen fruchtigen Geschmack, der an Maracuja oder Zitrusfrüchte erinnert, durch eine spezielle Hopfenart. Früher war das Citra Hopfen, heute ist es der Mandarina.

Das „Fräulein Müller“ ist eines der Biere, das es am Donnerstagabend auch zum Probieren gibt. Vorher gibt Rothacker, seines Zeichens Diplom-Biersommelier, noch Tipps für das richtige Geschmackserlebnis. Im Gegensatz zur Weinprobe muss das Bier wirklich getrunken werden, denn die Bittereinheiten schmeckt der Mensch auf dem hinteren Teil der Zunge. Damit sich der Geschmack richtig entfalten kann, empfiehlt der Braumeister, den Mund nach dem Schlucken geschlossen zu halten und durch die Nase auszuatmen. Der ehemalige Ludwigsburger Stadtrat schenkt großzügig ein in die speziellen Sommelierbiergläser, die unten bauchig und oben schmal mit scharfkantigem Glasrand sind. Dadurch wird die Stimmung im Raum schnell gesellig, während der Sommelier weiter Geschichten erzählt.

Bier mit Pina-Colada-Geschmack

Er sei einer der ersten Craft Brewer in Deutschland gewesen, das Indian Pale Ale braut er seit 2014. Damals war er viel auf internationalen Biermessen unterwegs, fand das dortige Bier aber schrecklich. „Da habe ich zu meinen Leuten gesagt: Jungs, das können wir besser“, sagt er. Mittlerweile braut er nicht mehr nur streng nach dem Reinheitsgebot, sondern denkt internationaler.

„Wir wollen den Markt öffnen, Deutschland ist da momentan im Hintertreffen“, so Rothacker, der deshalb beispielsweise das Barley Wine Bier „Miss Maple“ im Repertoire hat: ein Starkbier, das mit Ahornsirup, Rohrzucker und Haferflocken gebraut wird. „Zum Probieren ist das super, aber den ganzen Abend kann man es wahrscheinlich nicht trinken“, meint Gunther Jahnke, einer der Gäste. Alle probieren munter, auch als Rothacker Biere aus anderen Brauereien präsentiert. Ein belgisches Sauerbier zum Beispiel oder eines aus der luxemburgischen Brauerei Totenhopfen, das nach Pina Colada schmeckt.

Die Bierprobe samt Rahmenvortrag kommt gut an: „Es ist toll, dass das Museum so etwas anbietet“, findet Antje Kaulmann. „Herr Rothacker steckt so viel Herzblut hinein, eigentlich sollten hier 50 Leute sitzen.“