Unbekannte haben Feuer in den Bietigheimer Ellentalgymnasien und in der Besigheimer Maximilian-Lutz-Realschule gelegt. Die Polizei hat ihre Ermittlungsgruppe auf 30 Köpfe aufgestockt.

Bietigheim-Bissingen - Die Serie von Brandanschlägen in Bietigheim-Bissingen und der Umgebung wird immer dramatischer. In der Nacht auf Dienstag wurde Feuer in den Bietigheim-Bissinger Ellentalgymnasien und in der Maximilian-Lutz-Realschule in Besigheim gelegt. Ob tatsächlich ein Zusammenhang zu der Brandserie der vergangenen Monate besteht, bei der zahlreiche Autos und zuletzt eine Halle der Firma Dürr Dental in Flammen aufgingen, ist laut der Polizei noch unklar. Doch angesichts der immer weitere Kreise ziehenden Anschlagsserie wurde die Ermittlungsgruppe gestern Morgen von fünf auf 30 Beamte aufgestockt. „Wir wollen jetzt schnell zu einem Ermittlungsergebnis kommen“, betont Peter Widenhorn, der Sprecher der Polizeidirektion Ludwigsburg.

 

Um 22.20 Uhr am Montagabend war an der Besigheimer Realschule der Alarm ausgelöst worden. Ein Unbekannter hatte an der Schulküche im Erdgeschoss ein Fenster eingeschlagen und Feuer gelegt. Die Küche sei weitgehend ausgebrannt und müsse komplett saniert werden, berichtet die Schulleiterin Rita Haller. Zum Glück sei die Feuerwehr in kürzester Zeit vor Ort gewesen und habe eine Ausbreitung des Feuers verhindert. Denn das hätte fatal enden können: Neben der Küche befinden sich Werkräume mit viel Holz und Farben. Der Unterricht konnte nach dem Brand gestern aber stattfinden.

In den Ellentalgymnasien fällt vorerst der Unterricht aus

Anders in den Ellentalgymnasien: wegen des Feuers, das gegen 2 Uhr ausbrach, blieb die Schule gestern geschlossen. Auch am Mittwoch wird lediglich ein Notbetrieb mit 80 bis 100 Schülern stattfinden. Ein Oberstufenraum ist komplett ausgebrannt. Zwar halte sich der Schaden auch hier wegen der guten Brandschutzanlage in Grenzen, sagt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Doch müsse zunächst geprüft werden, ob die Elektrik im Haus in Mitleidenschaft gezogen worden sei. In beiden Schulen wird der Schaden vorläufig jeweils auf etwa 100 000 Euro geschätzt.

Die Brandserie weite sich immer mehr zu „einer ganz schwierigen Nummer“ aus, sagt Peter Widenhorn. Die jüngsten Feuer in den Schulen gäben den Ermittlern erneut Rätsel auf. Für einen Zusammenhang zu den bisherigen Taten spreche, dass wieder Bietigheim-Bissingen betroffen sei und dass wieder zwei Feuer fast gleichzeitig gelegt worden seien. Allerdings lägen die Brandorte dieses Mal relativ weit auseinander. Aus der Rolle falle zudem, dass in die Gebäude eingebrochen wurde.

Brandserie ist eine „ganz harte Nuss“

Genau das ist das Problem: Die Brandserie verändert sich ständig. Im Oktober und November wurden ausschließlich Luxusautos angezündet, dann brach die Serie abrupt ab. Anfang März wurden wieder mehrere Fahrzeuge in Brand gesetzt, diesmal aber Mittelklassewagen. Am Wochenende brannte dann eine Halle der Firma Dürr Dental – in der Nacht auf Dienstag waren nun die Schulen dran. In der Ermittlungsgruppe arbeiteten auch Brandermittler des Landeskriminalamtes und Experten für Täterprofile, „aber das ist selbst für Fachleute eine harte Nuss“, so Widenhorn. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass ein Trittbrettfahrer die Serie fortsetze. Einen Zusammenhang zu dem Feuerteufel, der vor wenigen Jahren in Ditzingen zündelte, sehe die Polizei aber nicht.

Stadt reagiert auf Anschläge

Bietigheim-Bissingen - Seit mehreren Monaten wird Bietigheim-Bissingen bereits von einem Feuerteufel heimgesucht. Nun hat sich die Lage so zugespitzt, dass die Stadt sich zum Handeln gezwungen fühlt. Denn zunächst hatte es der Brandstifter vor allem auf Autos abgesehen. Aber seit dem Wochenende hat sich das Vorgehen verändert: In der Nacht auf Samstag ging eine Halle der Firma Dürr Dental in Flammen auf, in der Nacht auf Dienstag folgten die Feuer im Bietigheimer Ellentalgymnasium und in der Besigheimer Maximilian-Lutz-Realschule.

Die Stadtverwaltung spricht von neuer Qualität der Bedrohung

Für die Bietigheimer Stadtverwaltung ist diese Wende ein Grund zur Sorge: „Jetzt, wo öffentliche Einrichtungen betroffen sind, müssen wir etwas tun“, sagt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Das sei eine neue Qualität der Bedrohung. Gestern Morgen war allerdings noch völlig unklar, wie die Kommune reagieren kann: „Wir wissen ja nie, wo der nächste Anschlag stattfinden wird“, so Hochmuth. Und eine flächendeckende Überwachung der Stadt sei beim besten Willen nicht möglich. Im Lauf des Tages einigte man sich darauf, dass es „eine erhöhte Wachsamkeit im öffentlichen Raum und an öffentlichen Gebäuden geben wird“, teilt die Sprecherin am Nachmittag mit. Wie genau diese aussehen soll, will die Stadt allerdings aus taktischen Gründen nicht verraten. Sie bitte aber auch die örtlichen Unternehmen, achtsamer zu sein und ihre Gebäude möglichst gut zu überwachen.

Auch in Besigheim ist man alarmiert. Aber der Bürgermeister Steffen Bühler sieht kaum eine Chance, sich gegen neuerliche Anschläge zu wehren. „Wir können ja nicht alle öffentlichen Gebäude sichern“, sagt er. Er könne nur hoffen, dass sich die Brandserie nun nicht auf Besigheim ausweite, sondern dass es sich bei dem Feuer in der Realschule um einen Einzelfall gehandelt habe.