Nach der neuen Brandlegeserie am Wochenende ermittelt die Polizei auf Hochtouren. Doch einen Reim auf die Motive des Feuerteufels kann sie sich nicht machen.

Bietigheim-Bissingen - Der Rauch der Feuer am Wochenende hat sich inzwischen verzogen, doch die Polizei stochert mehr denn je im Nebel. Sie geht davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen den Autobränden in den vergangenen Monaten und den Flammen in der Nacht von Freitag auf Samstag gibt, denen eine Halle der Firma Dürr Dental im Osten von Bietigheim-Bissingen sowie drei Fahrzeuge in einem nahe gelegenen Autohaus zum Opfer fielen. Allerdings wird die Sache immer komplizierter: „Mit dem Feuer im Industriegebiet bekommt die Serie eine neue Qualität“, sagt Peter Widenhorn, der Sprecher der Polizeidirektion Ludwigsburg. Es werde immer schwieriger, sich einen Reim auf die Motive des Täters zu machen.

 

Mehrere Autos angezündet

Im Oktober und November des vergangenen Jahres hatten Unbekannte mehrere Fahrzeuge auf dem Gelände von Autohäusern in Bietigheim-Bissingen und Nachbarorten angezündet. Immer nachts, immer am Wochenende, immer Luxuskarossen. Dann war der Spuk plötzlich vorbei. Doch am 3. März ging es wieder los: Sechs Fahrzeuge in zwei Autohäusern in Bietigheim-Bissingen gingen in Flammen auf, außerdem ein am Straßenrand geparkter Landrover. Dieses Mal handelte es sich jedoch nicht mehr um Luxusschlitten, sondern um Mittelklassewagen. Und nun folgte die Halle von Dürr Dental.

Auch wenn dieser letzte Brandanschlag anders aussehe als die bisherigen, gehe die Polizei davon aus, dass die Taten zusammen gehörten. „Die Tatbegehung war immer ähnlich“, sagt Widenhorn. Auffällig sei beispielsweise, dass stets mindestens zwei Brände gleichzeitig gelegt worden seien. Viel mehr Anhaltspunkte habe man aber nicht. „Wir haben noch gar keine heiße Spur“, so der Polizeisprecher. Natürlich gebe es auch Theorien über das Profil des Täters. Aber diese seien „nicht dafür geeignet, öffentlich gemacht zu werden“. Letztlich handele es sich um reine Mutmaßungen.

„Bis in die Haarspitzen motoviert“

Aber die fünfköpfige Ermittlungsgruppe sei „bis in die Haarspitzen motiviert“. Jeder Hinweis, den sie bekommen könne, werde untersucht. Von der Sichtung von Videoaufnahmen benachbarter Firmen bis hin zu Funkzellenauswertungen werde jeder erdenkliche Ermittlungsweg beschritten. Lediglich die ausgebrannte Halle habe noch nicht untersucht werden können, weil sie massiv einsturzgefährdet sei. Um an eventuell noch vorhandene Spuren zu kommen, müsse sie kontrolliert abgebrochen werden, teilt Peter Widenhorn mit. Obwohl die Ermittlungen so schwierig sind, geht der Polizeisprecher davon aus, dass der Täter gefasst wird: „Bei einer Brandserie in dieser Dimension sind die Chancen dafür hoch“, sagt er. Schließlich mache jeder mal einen Fehler.

Auch bei der Feuerwehr wird spekuliert, wer wohl für die zahlreichen Einsätze der Kameraden in den vergangenen Monaten verantwortlich ist. „Aber wir beteiligen uns nicht an den Ermittlungen“, stellt der Kreisbrandmeister Andy Dorroch klar. Die Aufgaben von Polizei und Feuerwehr seien strikt getrennt, darauf werde penibel geachtet. Die Feuerwehr unterstütze natürlich, wo sie könne, beispielsweise mit Fotos vom Einsatzort. Die Ermittlungsarbeit aber sei Sache der Polizei, während seine Leute sich aufs Löschen konzentrierten.

Fünfmal Alarm in einer Stunde

Damit hatten sie in der Nacht auf Samstag genug zu tun. Innerhalb von einer guten Stunde – zwischen 4.15 und 5.50 Uhr – wurden sie fünf Mal alarmiert. Neben den zwei Bränden in Bietigheim-Bissingen mussten sie noch zu einem Fahrzeugbrand in Markgröningen, zehn in Flammen stehenden Mülleimern in Steinheim an der Murr und einem kleineren Feuer in Sersheim ausrücken. Die letzteren drei Fälle stehen allerdings nicht im Zusammenhang mit der Brandserie, das steht inzwischen fest.

Doch stößt die Feuerwehr bei solch geballter Einsatzdichte nicht an ihre Grenzen? Keinesfalls, sagt Kreisbrandmeister Dorroch. Er war Samstagnacht selbst vor Ort und hat die Einsätze zusammen mit der Feuerwehrleitstelle koordiniert. 140 Wehrleute kämpften gegen die Flammen bei Dürr: die gesamte Bietigheim-Bissinger Feuerwehr sowie Einsatzkräfte aus Ludwigsburg, Ingersheim, Besigheim, Löchgau, Freiberg, Tamm und Asperg. Dennoch habe es stets genügend Kapazitäten gegeben, um noch weitere Brandherde zu bekämpfen, betont Dorroch. Das liege an der dichten Besiedelung des Landkreises und den entsprechend vielen Ortsverbänden der Feuerwehr – aber auch an der hervorragenden Leistung der Wehrleute.

Niemand zu erreichen

Bei Dürr Dental war gestern niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Doch auf der Homepage der Firma für Zahnmedizin steht, dass der Großbrand einen Schaden in Millionenhöhe verursacht habe. Neben dem Außenlager, das komplett zerstört wurde, sei auch das angrenzende Produktionsgebäude teilweise beschädigt worden.