Der Bietigheimer Pferdemarkt ist in der ganzen Region bekannt. Fünf Berühmtheiten der Stadt aus Sport, Comedy und Wirtschaft erzählen von ihrer Kindheit auf dem Fest, der Lust auf Schokofrüchte und einer kuriosen Ticket-Verkaufsaktion.

Ludwigsburg : Emanuel Hege (ehe)

In diesen Tagen steht Bietigheim-Bissingen im Zeichen des 88. Pferdemarkts, der am Freitag mit dem Fassanstich und dem Start des Reitturniers eingeläutet wird. Bis zum darauffolgenden Dienstag wird das Fest gut 300 000 Besucher unter das Viadukt an der Enz locken. Während die Strahlkraft des Pferdemarkts in die ganze Region reicht, sind einige Bietigheimer Promis in ganz Deutschland berühmt. Fünf von ihnen erklären, was das Fest so besonders macht.

 

Iker Romero, Handballlegende und Bundesligatrainer

Iker Romero wohnt seit 2021 in Bietigheim und geht gerne auf den Pferdemarkt. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Als Handballprofi gewann Iker Romero alle wichtigen Titel, er wurde spanischer Meister, deutscher Pokalsieger und ist Handball-Weltmeister. Seit 2021 trainiert der 44-Jährige die Handball-Bundesligamannschaft aus Bietigheim und lernt seitdem die Stadt kennen.

„Der Bietigheimer Pferdemarkt ist ein ganz besonderes Event“, sagt Romero. „Meine zwei Kinder gehen besonders gerne zum Reit- und Springturnier. Deshalb machen wir als Familie gerne einen gemeinsamen Ausflug dorthin.“ Im Anschluss laufe er mit seinen Kindern über das Festgelände, „wir fahren mit den Karussells und Achterbahnen und essen und trinken was Leckeres“. Romero freut sich zudem auf den traditionellen Festumzug – auch in diesem Jahr wird er mit seiner Mannschaft Teil des Umzugs sein und den Menschen zuwinken.

Wendelin Wiedeking, Ex-Porsche-Chef

Wendelin Wiedekings Wahlheimat ist Bietigheim-Bissingen, seit Jahrzehnten geht er gerne ins Bierzelt auf dem Pferdemarkt. Foto: AFP

„Das Besondere ist der einmalige Charakter dieser Party“, schwärmt Wendelin Wiedeking vom Pferdemarkt. „Ob arm oder reich, es gibt keine Klassenunterschiede. Alle freuen sich auf die Fahrgeschäfte, feiern im Festzelt und genießen bei Live-Musik die Köstlichkeiten der örtlichen Gastronomie.“

Der Pferdemarkt sei ein „Wohlfühlfest“, sagt Wiedeking, der in den 1990er und 2000er Jahren als Vorstandsvorsitzender der Porsche AG bekannt wurde. Aufgewachsen ist Wiedeking in Nordrhein-Westfalen, er hat in Bietigheim-Bissingen aber ein Zuhause gefunden.

Aus Sicht des ehemaligen Wirtschaftsbosses ist das Fest aber auch wirtschaftlicher Gewinn. „Handel und Gewerbe zeigen ihre Leistungsstärke, örtliche Autohändler präsentieren ihre Modelle, Krämer schieben Süßigkeiten und Leckereien für Kinder über ihre Kiosk-Tresen und Landwirte weisen auf die Bedeutung ihres Berufsstandes hin. Welche Stadt kann da mithalten?“

Julian Schuster, Bundesligatrainer des SC Freiburg

Julian Schuster hat es in den erlauchten Kreis der SC Freiburg-Cheftrainer geschafft. Foto: dpa/Patrick Seeger

Am vergangenen Samstag hat er sein erstes Spiel als Cheftrainer eines Bundesligateams bestritten – und prompt den VfB Stuttgart mit 3:1 vom Platz gefegt. Julian Schuster wurde 1985 in Bietigheim-Bissingen geboren und spielte bis zu seinem 19. Lebensjahr beim FV Löchgau, später beim VfB und SC Freiburg. Nach über 200 Bundesligaspielen ist er nun Nachfolger des langjährigen Cheftrainers Christian Streich.

Er habe sehr schöne Erinnerungen an seine Jugend auf dem Pferdemarkt, sagt Schuster: „Die Vorfreude auf die Tage war jedes Jahr riesig.“ Die Lage des Festes am Viadukt und an der Enz sei etwas ganz Besonderes. „Die ganze Stadt kommt zusammen und das Fest verbindet die Menschen aus der Umgebung.“ Mittlerweile schafft er es nur noch selten auf den Pferdemarkt, sagt Schuster: „Ich würde gerne mal wieder hin und die vielen alten Gesichter sehen.“

Marcus Meyn, Sänger der Band Camouflage

Heiko Maile, Marcus Meyn und Oliver Kreyssig (v.l.) haben in den 1980er Jahren Konzerttickets auf dem Pferdemarkt verkauft. /Klaus J.A. Mellenthin

Als Kind habe er den Pferdemarkt geliebt, sagt Marcus Meyn, Sänger der Bietigheimer Synthiepop-Band Camouflage. „Bis auf den Cannstatter Wasen gibt es nichts Vergleichbares im Raum Stuttgart, und auf den Wasen zu gehen, konnten wir uns nicht leisten.“

Das Fest spielt aber auch in der Bandgeschichte eine wichtige Rolle. Es ist 1984, ein Jahr nach Bandgründung: Marcus Meyn verkauft mit seinen Schulfreunden Oliver Kreyssig und Heiko Maile Konzerttickets auf dem Pferdemarkt – und das mit Erfolg. Den Großteil ihrer Tickets für ihre Show in der Aula des Ellental-Gymnasiums werden die jungen Musiker an diesem Tag in der Menge des Pferdemarktes los.

Die Bietigheimer Band eroberte in den darauffolgenden Jahren die deutschen und internationalen Charts. Bis heute hat Camouflage fast 500 000 monatliche Hörer auf Spotify.

Bietigheim-Bissingen: Die Stadt der Promis

  • Pop-Giganten Pur: Mit ihren Hits „Lena“ und „Abenteuerland“ sind die Mitglieder der Band Pur die wohl bekanntesten Söhne der Stadt. Die Truppe um Frontmann Hartmut Engler ist ihrer Heimatstadt eng verbunden, sagte einem Gespräch über den Pferdemarkt aufgrund der aktuellen Tour jedoch ab.
  • Rap-Hochburg: In den vergangenen zehn Jahren machten nicht die Pop-Bands der Stadt Schlagzeilen, sondern Rapper wie RIN, Bausa und Shindy. Die drei Bietigheimer sind feste Größen des Deutschraps und fühlen sich an der Enz immer noch zu Hause. Das Management von RIN sagte aus Zeitgründen ein Gespräch über den Pferdemarkt ab, Bausa und Shindy reagierten nicht auf die Anfrage unserer Zeitung.

Mariano Vivenzio, Comedian mit Heimatliebe

Mariano Vivenzio tourt als Emmvee durch ganz Deutschland. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Er habe viele lustige Erinnerungen an den Pferdemarkt, sagt Mariano Vivenzio – an eine denkt er besonders gerne zurück: „Als ich vor meiner kompletten Familie angegeben habe, dass ich keine Angst vor dem ‚Breakdance’ habe, damit gefahren bin und ganz blass und total verstört wieder runter bin.“

Vivenzio kam als Quereinsteiger ins Comedy-Geschäft: von witzigen Instagram-Videos arbeitete sich der Bietigheimer in den vergangenen Jahren auf die Bühnen und ins Fernsehen. Mittlerweile füllt er als Comedian Emmvee Hallen von Tuttlingen bis Berlin.

Er sei schon lange nicht mehr auf dem Pferdemarkt gewesen, sagt Vivenzio. „Ich würde so gerne mal wieder hin, aber da ich so oft unterwegs bin, schaffe ich es einfach nicht. Sobald ich kann, werde ich auf jeden Fall vor Ort sein und mir leckere Schokofrüchte gönnen.“