Spionage
Mattel und Toycraft erhalten den Big Brother Award für die Puppe „Hello Barbie“. Die Puppe zeichnet via Mikrofon die Gespräche mit Kindern auf und verschickt sie per Wlan. Eltern können über die Gespräche Berichte anfordern. Sie ist in Deutschland (noch) nicht erhältlich.

 

Misstrauensverhältnis
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erhält den Preis für das eHealth-Projekt. Es gefährde das Vertrauen zwischen Arzt und Patient.

Sabotage
Innenminister Thomas de Maizière und sein Vorgänger Hans-Peter Friedrich werden für die „systematische Sabotage“ der geplanten Europäischen Datenschutzgrundverordnung gewürdigt.

Netzwerk
Der Bundesnachrichtendienst wird wegen seiner engen Verbundenheit mit dem amerikanischen Nachrichtendienst NSA ausgezeichnet.

Kontrolle
Die Amazon-Zentren in Bad Hersfeld und Koblenz lassen die Gesundheitsdaten der Beschäftigten in den USA auswerten. Sie schreiben auch vor, dass Ärzte sich jederzeit ein Bild vom Gesundheitszustand der Beschäftigten machen dürfen.

Arbeitsbedingungen wie zu Beginn der Industrialisierung

Die Arbeitnehmer müssen sich zunächst mit Gratis-Tätigkeiten qualifizieren. Sie werden vom Arbeitgeber bewertet und erhalten nur dann Geld, wenn er zufrieden war. Möglich ist auch die Vergabe eines Auftrags an mehrere Personen, wobei nur die beste Ausführung bezahlt wird. Amazon kassiert dabei immer 10 Prozent Provision.

„Die Auftragnehmer werden mit jedem Mikrojob bewertet, dagegen sind die Zahlungsmoral und das sonstige Verhalten der Auftraggeber auf der Plattform nicht sichtbar“, kritisiert Tangens. Sie können sogar ohne jede Begründung die Ergebnisse ablehnen und die Zahlung verweigern. Abhilfe kommt von außen: Zwei Wissenschaftler der University of California haben die Browser-Erweiterung „Turkopticon“ entwickelt, mit der Arbeitnehmer die Zahlungsmoral und die Kommunikationsfähigkeit ihrer Arbeitgeber bewerten können. Amazon hat bis heute kein eigenes Reputationssystem für Arbeitgeber in seine Plattform Mechanical Turk integriert.

Damit aber nicht genug – diese Arbeitsbedingungen wie zu Beginn der Industrialisierung werden mit einer elektronischen Komplettüberwachung verbunden, der die Arbeitnehmer „freiwillig“ zustimmen. Bei Elance-oDesk müssen Auftragnehmer das Programm „Team App“ auf ihrem Rechner installieren. Es registriert Tastaturanschläge, Mausbewegungen und erstellt sechsmal die Stunde einen Screenshot vom Bildschirm, den es an den Auftraggeber schickt.

Es gibt auch faire Auftraggeber

Gleichwohl geht es nicht allen Auftraggebern um solche Werkzeuge oder niedrige Preise. Christian Kreutz setzt mit seiner Firma CrissCrossed anspruchsvolle Open-Data-Projekte, Bürgerbeteiligungsplattformen und internationale Projekte um. Seit Jahren arbeitet er mit Freiberuflern zusammen, die er über Elance gefunden hat. Kreutz zahlt ähnliche Preise wie in Deutschland. Die Überwachungsfunktion habe er nur einmal genutzt, sagt Kreutz. Er hält sie für wenig aussagefähig.

Die Arbeitnehmer erstellen Softwareprogramme, gestalten Grafiken und Websites, verfassen Marketingkonzepte und Businesspläne. Für einen Auftrag müssen sie den Lebenslauf mitteilen, ihre Qualifikation nachweisen und Referenzkunden angeben. Vermarktet wird die Plattform mit Argumenten für Arbeitgeber: Bezahlt werden nur die Leute, die man gerade jetzt braucht – und bezahlt wird nur für das sichtbare Ergebnis. Tangens: „Pausen, Nachdenken, Arbeitsvorbereitung, ein Gespräch beim Kaffee, bei dem wir neue Einfälle haben, zählen nicht dazu.“

Kreutz hält die bei den Crowdworking-Plattformen übliche Regel, dass man mit den bewährten Mitarbeitern außerhalb der Plattformen nicht arbeiten darf, für unsinnig: „Das ist natürlich totaler Quatsch. Denn die Plattform verdient ja gerade am Misstrauen. Solange man sich misstraut, geht man wegen der Bezahlungsabwicklung lieber über Elance.“ Wobei man wieder beim Thema „Vertrauen und Kontrolle“ wäre. Nach dem Kontrollwerkzeug „Team App“ gefragt, sagt der Elance-Deutschlandchef Nicolas Dittberner: „Wir kontrollieren nicht, sondern stellen Rahmenbedingungen zum Vertrauensaufbau zur Verfügung.“

Für Rena Tangens ist klar: „Das ist kein Trend, der einfach so passiert. Das ist eine neoliberale Strategie, die Arbeit auf Zuruf verfügbar und jeden jederzeit kündbar macht. Sie spart Sozialabgaben und Steuern und ist vor allem billig.“

An der nächsten Eskalationsstufe forscht übrigens das Unternehmen Microsoft: Es will die Zusammenarbeit in der Crowd so optimieren, dass ein spontan gebildetes Team auch anspruchsvolle Aufgaben lösen kann. Das Computersystem wählt automatisch aus, wer mit wem an was arbeiten soll und entscheidet, wie die Qualität des Ergebnisses gesichert wird.

Die weiteren Preisträger der Big Brother Awards

Spionage
Mattel und Toycraft erhalten den Big Brother Award für die Puppe „Hello Barbie“. Die Puppe zeichnet via Mikrofon die Gespräche mit Kindern auf und verschickt sie per Wlan. Eltern können über die Gespräche Berichte anfordern. Sie ist in Deutschland (noch) nicht erhältlich.

Misstrauensverhältnis
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erhält den Preis für das eHealth-Projekt. Es gefährde das Vertrauen zwischen Arzt und Patient.

Sabotage
Innenminister Thomas de Maizière und sein Vorgänger Hans-Peter Friedrich werden für die „systematische Sabotage“ der geplanten Europäischen Datenschutzgrundverordnung gewürdigt.

Netzwerk
Der Bundesnachrichtendienst wird wegen seiner engen Verbundenheit mit dem amerikanischen Nachrichtendienst NSA ausgezeichnet.

Kontrolle
Die Amazon-Zentren in Bad Hersfeld und Koblenz lassen die Gesundheitsdaten der Beschäftigten in den USA auswerten. Sie schreiben auch vor, dass Ärzte sich jederzeit ein Bild vom Gesundheitszustand der Beschäftigten machen dürfen.