Das neue Radtourenbuch Stromberg-Murrtal/Idyllische Straße soll die Biker von Karlsruhe bis nach Gaildorf locken. Impressionen einer kleinen Testfahrt auf dem knapp 15 Kilometer langen Teilstück von Backnang bis nach Sulzbach.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang/Sulzbach - Die Schaulustigen können nur ungläubig staunen ob dieser super seltenen Szene: Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper lässt den Landrat Richard Sigel doch tatsächlich aus freien Stücken vor. Das passiert – zumal mitten in Backnang – eigentlich nie.

 

Die beiden Herren läuten mit einer kleinen Runde auf einem betagten Tandem die Präsentation des neuen Tourenbuches „Stromberg-Murrtal-Radweg/Idyllische Straße“ ein. Während dieses kaum einminütigen Schauspiels ist schnell zu erkennen: der Landrat ist ein sicherer Radfahrer. Er lenkt, und Nopper sitzt hinten. Richard Sigel wird später beiläufig erwähnen, dass er als Jugendlicher Mountainbike-Rennen gefahren sei. Nopper indes hockt ein bisschen wackelig auf Platz zwei des alten Drahtesels und schaut dabei nicht übermäßig glücklich aus.

Das Radtourenbuch ist in der Reihe Bikeline erschienen

Nach diesem eindrucksvollen Pas de Deux starten gut zwei Dutzend geladene Gäste eine knapp einstündige Radtour. Diesmal sitzen alle auf neuen Rädern oder auf schicken E-Bikes. Los geht’s beim Backnanger Technikmuseum. Wenig später rollt das Peloton mitten durch die Murrstadt und dann meistens am Murrufer entlang bis nach Sulzbach. Diese knapp 15 Kilometer sind ein Teilstück des Stromberg-Murrtal-Radwegs, der in Karlsruhe beginnt, über Maulbronn, Vaihingen, Marbach, Backnang sowie Murrhardt bis nach Gaildorf führt und insgesamt 152 Kilometer lang ist. Das Radtourenbuch, das in der Reihe Bikeline erschienen ist, beschreibt zudem den 116 Kilometer langen Radweg Idyllische Straße. Die Idyllische Straße ist ein Rundkurs, in den die Biker zum Beispiel in Gaildorf einsteigen können.

Der Landrat sagt, viele Partner hätten im Rad-Jubiläumsjahr dazu beigetragen, dass der schöne Radweg ein eigenes Tourenbuch erhalte und damit weiter aufgewertet werde. Zu den Förderern des Projekts gehörten unter anderem mehrere Kreissparkassen sowie deren Stiftungen. Das Rad wurde vor genau 200 Jahren von Karl Drais in Karlsruhe erfunden – und dieser Herr Drais tritt während eines Stopps der Ausflügler im Schlosspark Oppenweiler auf. Martin Hauge, ein Fahrradhändler aus Karlsruhe, ist der Mann, der Drais mimt. Er sitzt auf einem Nachbau des ersten hölzernen Fahrrads und demonstriert allen anderen Bikern, dass es tatsächlich möglich ist, mit dieser Draisine eine Schnittgeschwindigkeit von immerhin knapp 15 Kilometern in der Stunde zu schaffen.

Draisine und top modernes E-Bike

Der ehemalige Kreisrat Karl-Otto Völker im Kostüm des Gottlieb Daimler hat auch noch einen Auftritt. Der Mann mit der Melone auf dem Kopf sitzt – wie könnte es anders sein? – auf einem topmodernen E-Bike der Daimler-Marke Smart. Herr Drais und der Erfinder das Automobils streiten zunächst ein bisschen, doch schnell sind sie sich einig: „Baden-Württemberg ist die Wiege der Mobilität.“

Ankunft in Sulzbach. Martin Hauge ist ein wahrer Drais-Fan und ist kaum zu stoppen. Er schwärmt von dem Karlsruher Erfinder in den allerhöchsten Tönen. Und der Sulzbacher Bürgermeister Dieter Zahn, einer der Mitradler, erzählt, was die Biker in seiner idyllisch im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald gelegenen Gemeinde alles erwarte, etwa tolle Gastronomie, viele Wanderwege und der Zusammenfluss von Murr, Lauter und Fischbach. Er habe sich fest vorgenommen, schon bald mit seinem Bike von Karlsruhe mindestens bis nach Sulzbach zu radeln.

Vielleicht wird Zahn auf dieser Tagestour mit geschätzt immerhin rund 120 Kilometern von seinem Backnanger Amtskollegen begleitet. Mit ein bisschen mehr Übung könnte Frank Nopper dann bei der nächsten Gelegenheit auf einem Tandem ganz bestimmt das Lenken übernehmen.

Zwei Unesco-Welterbestätten

Radweg
Der Stromberg-Murrtal-Radweg verbindet mehrere imposante Fachwerkstädte, die zwei Naturparks Stromberg-Heuchelberg und Schwäbisch-Fränkischer Wald sowie die Unesco-Welterbestätten Kloster Maulbronn und den Limes bei Murrhardt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC hat den Weg als Qualitätsroute ausgezeichnet.

Tourenbuch
Das Bikeline-Tourenbuch ist im Esterbauer-Verlag erschienen. Es ist spritzwassergeschützt, beschreibt fast jede Kurve des Wegs, gibt viele Tipps – etwa für Übernachtungen – und kostet 13,90 Euro. Beim Landratsamt in Waiblingen gibt es zudem einen Faltplan zum Stromberg-Murrtal-Radweg.