Die Harley-Szene und Freunde amerikanischer Oldtimer treffen sich zum Saisonauftakt beim Schweinemuseum im Stuttgarter Osten. Insgesamt 200 amerikanische Autos und 800 Harleys konnten die Besucher bewundert, Fachsimpeleien inklusive.

Stuttgart - Es ist das Geräusch von röhrenden Motoren, der Geruch von Benzin und Motorenöl und dieses unbeschreibliche Gefühl von Freiheit, das den Herzschlag der Harley- und Oldtimer-Fans am Wochenende beschleunigt: Für die 2000 Liebhaber der motorisierten amerikanischen Fahrzeuge war der Schlachthof „the place to be“, der Ort also, an dem sie nicht fehlen durften. Insgesamt 200 amerikanische Autos und 800 Harleys wurden ausgestellt und bewundert, Fachsimpeleien vor den Ausstellungsstücken zwischen den Besuchern und Besitzern inklusive.

 

Die Idee zu dem US-Car- und Harley-Treffen hatte vor vier Jahren der Geschäftsführer des Schlachthofs, Michael Wihelmer. „Ich bin selbst leidenschaftlicher Harley-Fahrer“, erzählt der Gastronom. Der Frühling markiert jährlich den Start der Motorrad-Saison – und da es in Stuttgart bis dato kein offizielles Zusammentreffen gegeben habe, um diese einzuläuten, entschloss sich der Gastronom kurzer Hand eines zu organisieren. „Genug Platz haben wir hier ja zur Verfügung und der Schritt von der Harley zu amerikanischen Autos war dann auch nur noch ein kleiner“, sagt Michael Wilhelmer.

Fachsimpeln bei Bier und Burger

Und so gleicht das Gelände rund um das Schweinemuseum einem kleinen Jahrmarkt: Vor der Gaststätte verkaufen Aussteller all diejenigen Dinge, die der Harley-Fahrer braucht, um auch modisch seine Liebe zu den motorisierten Zweirädern auszudrücken. Im Biergarten im hinteren Teil tauschen sich die Besucher bei Bier und Burger über ihr Hobby aus. Immer wieder heult irgendwo ein Motor auf, neue Harleys parken auf dem Gelände und werden neugierig begutachtet.

Weniger ein Faible für die motorisierten Zweiräder als viel mehr eine Leidenschaft für amerikanische Oldtimer hat der Stuttgarter Heinrich Pfund. Er sitzt auf einem Gartenstuhl neben seinem dunkelblauen Buick, Baujahr 1949. Die Motorhaube hat er geöffnet, immer wieder zücken die Besucher ihre Handys und fotografieren das fünfeinhalb Meter lange und zwei Meter breite Gefährt. „Ich erzähle gerne die Geschichte dieses Autos“, sagt Pfund. „Gekauft habe ich ihn 1996 während eines Amerika-Aufenthalts – er war unter Stroh in einer Scheune in Iowa versteckt.“ In mühsamer Kleinarbeit hat er den Buick dann restauriert. „Jeden Samstag in der Auto-Werkstatt meines Sohnes, sieben Jahre lang.“ Im Jahre 2003 ließ er den Acht-Zylinder schließlich zu und ist seitdem am Wochenende ständig auf Oldtimer-Treffen unterwegs. „Ich müsste mal in meinen Kalender schauen, aber ich weiß nicht, wann das nächste freie Wochenende ist“, erzählt der 75-Jährige.

Der Schulweg führte am amerikanischen Stammlokal vorbei

Dass amerikanische Oldtimer sein Interesse geweckt haben, kann er erklären: „Auf meinem Schulweg bin ich immer an dem Stammlokal der Amerikaner vorbeigekommen. Davor standen immer so tolle Autos, da hat meine Leidenschaft für diese großen Wagen begonnen.“ Als sein Sohn sich dazu entschlossen hatte eine Lehre als Automechaniker zu beginnen, hat sich auch Heinrich Pfund in die Materie eingelesen. „Sonst stehst du ja da wie ein Depp, wenn dein Sohn etwas über Motoren erzählt und du keine Ahnung davon hast.“

Schräg gegenüber präsentiert Peter Zander sein 66er Oldsmobile Cabrio. Seit vier Jahren pflegt und hegt er seinen Willi, wie er das rot-weiße Auto getauft hat. „Zum Einkaufen ist der zu schade“, gibt er zu. Mit seiner Frau Barbara fährt Zander zu Oldtimertreffen, tauscht sich dort mit Gleichgesinnten aus. Und wenn im Winter das Wetter zu schlecht ist, um Willi aus der Garage zu holen, dann geht Zander ihn besuchen. „Ich muss dann zu ihm und ihn mal anmachen, nur um das tolle Geräusch zu hören.“

Seine Frau hat vollstes Verständnis für das Hobby, mehr noch: „Ich habe mich erst in das Auto verliebt – Peter musste mich dann erst nachträglich noch von sich überzeugen.“ Günstig ist das Hobby nicht unbedingt. Das Cabrio verbraucht etwa 13 Liter auf der Autobahn. Ob ihm das nicht zu teuer wäre? „Welches Hobby ist schon günstig?“, sagt Zander schulterzuckend.