Der Allianzkonzern hat 2017 rund 35 Milliarden Euro und damit knapp acht Prozent mehr Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Der Gewinn hat sich aber um rund ein Viertel auf 1,5 Milliarden Euro verringert. Grund sind vor allem Schadensregulierungen nach Naturkatastrophen.

München - Die Allianz Deutschland ist an ihrem Heimatmarkt Deutschland zurück auf Wachstumskurs. „Wir haben erstmals seit nahezu zwei Jahrzehnten wieder an Policen in der Sachversicherung zugelegt“, freut sich der neue Chef der Allianz Deutschland, Peter Röhler.

 

Die Trendwende betrifft auch Kfz-Versicherungen, wo die Allianz binnen eines Jahres netto 150 000 Policen dazugewonnen hat und nun auf 8,5 Millionen Verträge kommt. Damit bleiben die Münchner weiterhin hinter Marktführer Huk Coburg, der über elf Millionen Kfz-Policen verzeichnet. Trotzdem boomt das traditionelle Wechselgeschäft zum Ende eines jeden Jahres: „Wir hatten die beste Abwerberunde seit mindestens 16 Jahren“, betont Röhler. Als Schlüssel sieht er kundenfreundliche Vereinfachung von Policen und digitale Ansprache in sozialen Medien oder per Online-Beratungsgespräch. So schnell wie bei der Allianz könnten Verbraucher aktuell nirgendwo Anträge für Kfz-Policen ausfüllen, sagen die Münchner. Nach elf Fragen und eineinhalb Minuten erhalte man ein Angebot. Dieses Prinzip will Röhler auch auf andere Sachversicherungen übertragen und so für Wachstumsschübe sorgen.

Bisher nur überschaubarer Stellenabbau durch die Digitalisierung

Der Chef des Mutterkonzerns hatte vor wenigen Wochen „dramatisch produktivere Prozesse“ gefordert und damit die Sachversicherung in Deutschland gemeint. Über Online-Kanäle wurden voriges Jahr bei der Allianz Deutschland insgesamt 354 000 Versicherungsanträge gestellt. Das sind 13 Prozent mehr als im Jahr 2016. Stellen kostet die Digitalisierung bislang nur in überschaubarem Ausmaß. Ende 2017 hat die Allianz Deutschland knapp 29 100 Mitarbeiter beschäftigt und damit 200 Leute mehr als 2016. An der Kundenfront ist die Zahl selbstständiger Vertreter mit 8300 Vertriebsexperten stabil geblieben. In den Geschäftsstellen wurden sogar 100 auf nun 3900 Kundenbetreuer neu eingestellt. Bis Ende 2020 wird die Zahl der Beschäftigten aber um 700 Stellen sinken. Darüber hinaus gebe es keine Abbaupläne, so der Konzern.

Bei Lebensversicherungen eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich ist die Allianz hierzulande in der Lebensversicherung. Hier konnte die in Stuttgart angesiedelte Allianz-Sparte ihre Beitragseinnahmen in einem allgemein stagnierenden Markt um satte zwölf Prozent auf über 21 Milliarden Euro steigern. Das geht vor allem auf eine neue Generation von Lebenspolicen zurück, deren Zinsgarantien gegenüber traditionellen stark reduziert sind. Auf solche Verträge entfallen über 90 Prozent des Neugeschäfts. „Unsere neuen Vorsorgekonzepte haben die traditionelle Lebensversicherung endgültig abgelöst“, so Röhler. An einen Verkauf von Altbeständen, die teils mit hohen Garantien versehen sind, denkt die Allianz aber im Gegensatz zu Konkurrenten nicht. Speziell junge Kunden will man mit Lebenspolicen ködern, in die man nicht mehr regelmäßig einzahlen muss. Ein entsprechendes Angebot soll noch 2018 auf den Markt kommen.

Insgesamt sind die Umsätze der Allianz 2017 um knapp acht Prozent auf 35 Milliarden Euro gewachsen. Vor allem eine halbe Milliarde Euro Kosten infolge von Stürmen und anderer Naturkatastrophen haben aber den Jahresüberschuss um ein Viertel auf 1,5 Milliarden Euro einbrechen lassen. Auch der Verkauf der Oldenburgischen Landesbank hat belastend gewirkt.