Tatsächlich ist schon seit der sechsten Staffel etwas anders als zuvor. Die ersten fünf Staffeln basierten auf bereits erschienenen Romanen des Autors George R. R. Martin, der seine Fantasy-Saga zum Grimm der Fans in bedächtigem Schreibtempo und mit langen Besinnungspausen vorantreibt. Seit der vorigen Staffel arbeiten die TV-Produzenten daher mit bloßen Auskünften Martins, wie er seine Romanwelt entwickeln wolle.

 

Liebesblicke und Allianzen

Werden die Fingerzeige Martins immer vager, je weiter es in die Zukunft geht? Hat die Autoren der Mut verlassen, wo sie nun selbst Martins Forschheit aufbringen müssten? Oder erliegt man bei HBO nun der fatalen Versuchung, mit einem Weicherwerden der Serie weitere Zielgruppen zu erschließen? Nach einer wunderbaren Auftaktfolge gab es in der siebten Staffel nämlich allerlei rührselige Momente, Versöhnungen, Allianzen, Freundschaftsbekundungen und Liebesblicke, die früher nicht durchgegangen wären. Das Auseinanderdriften der Figuren in klare Lager von Gut und Böse ist unübersehbar.

Noch ist das nicht völlig platt, dazu ist die Ausgangslage viel zu kompliziert. Aber bestimmte Momente möchte man als langjähriger Fan am liebsten gleich wieder vergessen: Die sind so naiv und süßlich geraten, dass sie auch in eine jener Serien passen könnten, gegen die „Game of Thrones“ einst angetreten ist. Andererseits: Viel Zeit zum Kitsch bleibt nun auch nicht mehr. Die Untoten vor den Toren machen nicht den Eindruck, als ob sie ihren Widersachern noch viele Kuss- und Schmupausen gewähren würden. Der Winter ist gekommen.