Der Sommer 2014 trübte die Freibadbilanz der Stadt Stuttgart. Aber auch die Hallenbäder sanken in der Besuchergunst. Das Mineralbad Berg wird auch deshalb für 30 Millionen Euro saniert. Dort bleibt kaum ein Stein auf dem anderen.

Stuttgart - Der nasse und kühle Sommer hat den Stuttgarter Bäderbetrieben die Bilanz des vergangenen Jahres verhagelt. An 633 Betriebstagen strömten lediglich 555 000 Besucher in die fünf städtischen Freibäder; im Vorjahr waren es 530 Betriebstage, aber 713 000 Gäste – ein Minus von 22 Prozent, das direkt in einen Jahresverlust von 13,7 Millionen Euro mündet, den die Stadt mit einem Zuschuss von 9,5 Millionen Euro mindern muss.

 

Auch die Hallenbäder hatten weniger Besucher

Die Hallenbäder waren um 1,23 Prozent geringer besucht, die drei Mineralbäder Leuze, Bad Cannstatt und Berg verzeichneten einen Rückgang von 7,15 Prozent beim Schwimmbad, 4,04 Prozent bei Sauna und Dampfbad sowie um 0,59 Prozent bei Therapie und Wellness. Im altehrwürdigen „Neuner“ in Berg verloren sich 18,29 Prozent weniger Badegäste als 2014. Dennoch sind dort, und nur dort, die Umsätze gestiegen – um 60 000 Euro oder 5,9 Prozent. Davon hat der Bäderausschuss am Freitag Kenntnis genommen und gleichzeitig entschieden, das Verfahren für den Projektbeschluss der auf rund 30 Millionen Euro veranschlagten Generalsanierung beginnen zu lassen. Etwa 5,7 Millionen Euro sollen durch den Verkauf benachbarter Flächen am Schwanenplatz erlöst werden. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Flächen für den geplanten „Gesundheitscampus“ veräußert werden. Der zuständige Bürgermeister Michael Föll (CDU) hat freilich im Ausschuss erklärt, anders als vorgesehen sei der Bauträger GWG nicht mehr bereit, in den Campus zu investieren. Die Stadt beginne in Kürze mit der Ausschreibung für Investor und Betrieb, man sei mit dem Verfahren einige Monate in Verzug. Falls sich das Vorhaben nicht realisieren lasse, würden die Grundstücke an Baugemeinschaften vergeben, damit Wohnungen entstehen könnten.

Mineralbad Berg wird für 30 Millionen Euro saniert

Im Mineralbad Berg wird kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. So wird etwa das 45 Jahre alte Außenbecken vollständig erneuert; es bekommt Fliesen und Unterwasserscheinwerfer. Der Nordflügel wird bis auf den Rohbau ausgebeint und neu aufgebaut. Der komplette Dachaufbau wird ausgetauscht. Sämtliche technische Einrichtungen werden ersetzt. Indem man die Herrensauna (die Geschlechtertrennung bleibt erhalten) ins Obergeschoss verlegt und auch ertüchtigt, wird Platz für einen vergrößerten Gastronomiebetrieb geschaffen; Nass- und Trockenbereiche werden separat bespielt. Auch die Kaltbadehalle wird samt Becken erneuert und durch den Verzicht auf Therapieflächen zugunsten von Liege- und Aufenthaltsbereichen verbreitert. Zeitweise soll im Kalten warm (30 Grad) gebadet werden können. Das Bewegungsbad (32 Grad Wassertemperatur) wird als Neubau in den Ostflügel integriert. Dort finden die Kurse statt.

Der Baubeginn soll im September 2016 sein, die Bauzeit eineinhalb bis zwei Jahre betragen. Auch nach der Modernisierung bleibt das historisch bedeutsame „Neuner“ – wie alle anderen Bäder – aber ein Zuschussgeschäft. Kein Wunder, die Stadt wäre schon glücklich, würde sich die Zahl der Badegäste im Winter um 25 Prozent – 180 statt 144 Personen pro Tag – erhöhen, um die dann höheren Betriebs- und Personalkosten zu kompensieren. Ein Defizit in der gewohnten Höhe von bis zu 1,4 Millionen Euro wird als Ziel definiert.