Der erst im vergangenen Jahr vollständig übernommene Haushaltsgerätehersteller BSH macht seinem neuen Alleineigentümer Freude. Wachsende Marktanteile und technische Innovationen lassen die Zukunftsaussichten bestens erscheinen.

München - Das Geschäft mit weißer Ware ist vielfach von gesättigten Märkten geprägt. Insofern war 2014 für die Bosch-Tochter BSH Hausgeräte ein bemerkenswertes Rekordjahr. „Wir waren selbst überrascht“, sagt BSH-Chef Karsten Ottenberg ein. Um gut ein Zehntel auf 11,4 Milliarden Euro sind die Umsätze bereinigt um Währungsschwankungen gestiegen. Das Unternehmen, aus dem der Partner Siemens gerade ausgestiegen ist, gewinnt auf breiter Front Marktanteile. Europa dominiert der Branchenprimus nun mit 26 Prozent nach 23 Prozent vor Jahresfrist. Auch bei der Profitabilität will BSH das Maß aller Dinge bleiben.

 

Rund 700 Millionen Euro haben die Münchner 2014 vor Steuern und Zinsen verdient. Damit sind sie auf gewohntem Niveau zurück, nachdem 2013 eine Rückrufaktion für Geschirrspüler den Gewinn auf 513 Millionen Euro gedrückt hatte. Trotz aggressivem Wachstumskurs und steigenden Investitionen in digitale Hausgeräte, mit denen man Konkurrenten weiter Marktanteile abjagen will, wird BSH auch in Zukunft sechs bis acht Prozent operative Rendite schaffen. Mit Bosch im Rücken fühlt sich Ottenberg gerüstet, um ehrgeizige Ziele zu erreichen. 2025 will BSH mit 20 Milliarden Euro Umsatz global den US-Konzern Whirlpool und Schwedens Electrolux als führende Hausgerätehersteller abgelöst haben.

BSH profitiert von Bosch-Autotechnik

„Bosch passt zu uns, und wir passen zu Bosch“, sagt Ottenberg und meint das vor allem auch technologisch. Sensoren, welche die Stuttgarter für Autos entwickelt haben, sammeln nun auch Daten vom Küchenherd und schalten ihn automatisch ab, wenn der Kuchen fertig ist. Weitere Schnittstellen zwischen Kfz-Zulieferer und Hausgerätehersteller gibt es in der Robotertechnik. Für 2015 kündigte Ottenberg einen weiter steigenden Umsatz und Gewinn an. In welchem Umfang, lässt er offen. Der wichtige chinesische Markt, auf dem BSH im vorigen Jahr mit nun fast zwei Milliarden Euro Umsatz am stärksten gewachsen ist, sei schwer kalkulierbar geworden. Auch Russland ist ein Unsicherheitsfaktor. 700 Millionen Euro Umsatz stehen dort für BSH auf dem Spiel. Ein Rückzug aus dem Markt sei aber ausgeschlossen, sagte Ottenberg. Aus dem Werk ist Sankt Petersburg beliefere man nun verstärkt angrenzende Märkte. Das wolle man so lange tun, bis sich die politische Lage wieder beruhigt hat.

Europa bleibt der wichtigste Markt

Europa (ohne Russland und die Türkei), bleibt für das Unternehmen der mit Abstand wichtigste Markt. Dort machen die Münchner zwei Drittel ihres Geschäfts. Zudem konnten sie 2014 in den USA mit verbrauchsarmen Premiumgeräten punkten. Dort ist der Umsatz mit 700 Millionen Euro allerdings noch deutlich ausbaufähig. Technologisch stehen mit dem Internet vernetzte Hausgeräte im Zentrum. Mit Backöfen und Geschirrspülern ist ein Anfang gemacht. Bis nächstes Jahr soll es in jeder Hausgerätekategorie vernetzte Geräte geben, die zum Beispiel aus der Ferne gewartet werden und per Handy von unterwegs bedient werden können. Ab 2018 sollen alle Geräte internetfähig sein.

Damit sieht sich BSH als technologisch führend. Whirlpool und Electrolux sind 2014 im Gegensatz zu BSH vor allem durch Zukäufe gewachsen. Für diese fühlen sich auch die Münchner gerüstet. Primär vertraue man allerdings auf eigene Stärken, sagte Ottenberg.

Das dokumentiert der Personalaufbau. 3335 Stellen hat BSH voriges Jahr neu geschaffen auf global nun gut 53 000 Beschäftigte. Hierzulande wurden 829 Arbeitsplätze in Entwicklung und Produktion geschaffen. Im Inland gibt es nun fast 16 000 Stellen. Im Zentrum standen die Werke Dillingen, Bretten und Traunreut. Auch 2015 will BSH weiter einstellen, wenn auch nicht mehr im selben Ausmaß.