Der Chef der Fluggesellschaft sieht den Konzern für den Machtkampf am Himmel bestens gerüstet. Der Umbau hat von den Mitarbeitern große Opfer gefordert. Eurowings habe sich zum führenden Anbieter im Billigflugsegment entwickelt.

München - Lufthansa-Chef Carsten Spohr gab sich auf der Bilanzpressekonferenz in München kämpferisch. „Wir sind wieder in der Offensive“, sagte der Vorstandsvorsitzende der größten europäischen Fluggesellschaft. Nachdem am Mittwoch nach jahrelangen Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Cockpit eine grundsätzliche Einigung erzielt worden war, sieht Spohr den Konzern nun wieder auf einem guten Weg. Man habe große Fortschritte bei der Umsetzung der strategischen Projekte gemacht. Und dies alles, ohne dabei Kunden, Umsatz oder auch Ergebnis zu verlieren. Das Konzernergebnis lag mit 1,75 Milliarden Euro am Jahresende doch noch um 4,6 Prozent über dem Rekordniveau des Vorjahres, so dass auch die Aktionäre erneut 50 Cent pro Anteilsschein bekommen sollen – und dies, obwohl der Umsatz um ein Prozent auf 31,6 Milliarden Euro gesunken ist. Ausschlaggebend für die Gewinnsteigerung war ein Sondereffekt, weil man bereits 2016 eine Einigung mit den Flugbegleitern über deren Altersversorgung erzielt hatte. Einen ähnlichen Effekt wird in diesem Jahr der Abschluss mit der Pilotengewerkschaft bringen. Der neue Finanzvorstand Ulrik Svensson sprach von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag, der 2017 wegen entfallender Pensionslasten eingespart werde.

 

Allerdings könnte dies nicht ausreichen, um steigende Treibstoffkosten oder die Auswirkungen des anhaltend scharfen Wettbewerbs auszugleichen, der nachhaltig auf die Preise drückt. Daher sei Kostensenkung auch für die nächsten Jahre das oberste Gebot; die jüngsten Tarifabschlüsse seien dabei ein wichtiger Erfolg gewesen, sagte Spohr. Aber eine Gewinnsteigerung sieht er derzeit nicht, eher ein operatives Ergebnis „leicht“ unter dem Vorjahr.

Eurowings sei zu einem der führenden Billiganbieter aufgestiegen

Im Wettbewerb sieht der Lufthansa-Chef den Konzern jetzt aber gut aufgestellt. Neben der „klassischen“ Lufthansa, die sich stabil entwickelt hat, hat sich auch der neue Ableger Eurowings schneller als gedacht zu einem der führenden Anbieter im Billigflugsegment gemausert. Durch die Übernahme von 30 Air-Berlin-Fliegern und der Brussels Airlines ist Eurowings schon Marktführer in den deutschsprachigen Ländern geworden – weiteres Wachstum und auch das Erreichen der Gewinnzone sind für dieses Jahr geplant, 2018 soll es dann ein positives Ergebnis geben.

Hinzu kommt, dass sich die Lufthansa durch die enge Zusammenarbeit in der Star Alliance schon früh auf die neuen Zeiten eingestellt hat: Die Mehrzahl der Langstreckenflüge aller Kooperationspartner bringt am Ende auch Geld in die Lufthansa-Kasse. Solche Abkommen seien sehr wichtig, betonte Spohr. Welche Rolle dabei die erst kürzlich begonnene Zusammenarbeit mit der Golf-Airline Etihad spielen wird, ließ er nach wie vor offen. Etihad als Großaktionär von Air Berlin hat die Verbindung zur Lufthansa gesucht.

Spohr erwartet turbulentes Jahr für die Branche

Lufthansa ist die dritte der europäischen Airlines, die Zahlen vorgelegt hat. Zuvor hatten sich schon Air France-KLM und IAG (British Airways und Iberia) eher vorsichtig zum laufenden Jahr geäußert, das Spohr als „ein erneut turbulentes Jahr“ bezeichnet hat. So wagt Frederic Gagey, Finanzchef von Air France-KLM, derzeit überhaupt keine konkreten Angaben zum Gewinn. Dafür sei es einfach noch zu früh, erklärte er vor einigen Tagen. Immerhin sei der Jahresauftakt nicht so schlecht gewesen. Und auch IAG-Chef Willie Walsh zeigte sich jüngst bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr hinsichtlich der Prognose recht zugeknöpft. Er stellte aber immerhin ein kleines Plus beim operativen Ergebnis in Aussicht.

Die Zurückhaltung der Fluggesellschaften hat gute Gründe. Die liegen dieses Mal weniger in den externen Faktoren wie geopolitischen Krisen, Terrorismus und Epidemien, die die Luftfahrt traditionell stark beeinflussen. Aber 2017 spielen andere Gründe eine stärkere Rolle, die vor allem in der Branche selbst zu suchen sind: der immer härtere Wettkampf untereinander. Alle drei Konzerne gehen von weiter sinkenden Ticketpreisen aus. Die Folge ist, dass immer mehr Kapazitäten in wichtige Märkte wie Deutschland oder Frankreich drängen. So baut der irische Billiganbieter Ryanair sein Angebot in Deutschland massiv aus. Das wiederum drückt die Preise. Spohr zeigte sich in dieser Frage eher gelassen, denn immerhin könnte der Auftritt des irischen Billigfliegers am Heimatflughafen des Kranichs in Frankfurt dazu führen, dass die Gebühren sinken – und die machen inzwischen bei Kurzflügen den größten Kostenposten aus, wie Spohr sagte.