Noch immer werden Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und müssen entschärft werden. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr zwei Sprengkörper mit einem Gewicht von mindestens 50 Kilogramm mehr beseitigt als noch im Vorjahr.

Sindelfingen/Stuttgart - Die Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes mit Sitz im Sindelfinger Wald hatten im vergangenen Jahr erneut alle Hände voll zu tun. Dies ergibt eine Bilanz, die das Regierungspräsidium Stuttgart jetzt vorgelegt hat. Unter den Funden befanden sich auch 21 Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem Gewicht von mindestens 50 Kilogramm. Darunter war ein Sprengkörper mit einem besonders gefährlichen, chemischen Langzeitzünder, der am 19. November in Schönaich entschärft werden konnte. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr zwei Fliegerbomben mehr beseitigt als noch im davorliegenden Jahreszeitraum.

 

Häuser werden evakuiert

Für die Bergung der Bombe bei Schönaich nahe der US-Panzerkaserne mussten 550 Menschen ihre Häuser verlassen. Im vorigen Jahr war das die vierte Evakuierung wegen eines Bombenalarms im Kreis Böblingen. Anfang des Jahres 2017 hatte es kurz hintereinander dreimal einen Großeinsatz der Kampfmittelbeseitigungsexperten gegeben: zweimal auf der Daimler-Baustelle, ein Mal im neuen Stadtquartier von Böblingen und Sindelfingen auf dem Flugfeld. Die drei Bomben waren bei Bauarbeiten entdeckt worden. Auf den 250 Kilogramm schweren Sprengkörper bei Schönaich war dagegen ein Spaziergänger gestoßen, der dann den Kampfmittelbeseitigungsdienst alarmierte.

Die Polizei und andere Dienststellen im Land meldeten im Jahr 2017 insgesamt 825 Munitionsfunde, im Vorjahr waren es noch 886. Die geborgene Munition hatte ein Gesamtgewicht von mehr als 50 Tonnen, im Jahr 2016 waren die Sprengkörper, die entdeckt wurden, mehr als doppelt so schwer. Am Sitz des Kampfmittelbeseitigungsdienstes im Sindelfinger Wald wurden 2017 fast 60 Tonnen Munition entschärft. Zurzeit sind dort 33 Mitarbeiter beschäftigt, darunter neun Feuerwerker und 14 Spezialisten für die Munitionsvernichtung sowie sechs Luftbildauswerter. Bis zu neun Teams werden täglich losgeschickt, um Blindgänger und Munition zu bergen. Ein Bereitschaftsdienst steht nach Dienstschluss zur Verfügung.

Luftbilder werden ausgewertet

Neben der Munitionsbergung und -vernichtung obliegt dem Beseitigungsdienst auch die Luftbildauswertung. Im Jahr 2017 gingen fast 1800 Anträge von Bauherren, Baufirmen, Ingenieurbüros und Kommunen bei den Experten ein, im Jahr zuvor waren es rund 2500. In einem Archiv können die Mitarbeiter auf 110 000 Luftaufnahmen der alliierten Streitkräfte zurückgreifen. Der Auftragsrückgang ist auf die lange Wartezeit von momentan 37 Wochen zurückzuführen. Der Regierungspräsident Wolfgang Reimer erklärte: „Wir sind bemüht, die Anträge schnellstmöglich zu bearbeiten.“ Zudem sollen die Arbeitsabläufe verbessert werden.