Jahrelang hielten die Landwirte im Südwesten bei den Verdiensten bundesweit die rote Laterne. Jetzt konnten sie diese erstmals abgeben. Wegen schlechter Schweinepreise sind nun die Kollegen aus Nordrhein-Westfalen Schlusslicht.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Bauern in Baden-Württemberg müssen voraussichtlich auch im laufenden Landwirtschaftsjahr mit stagnierenden Einkommen rechnen. Dies erklärte der Präsident des Bauernverbands in Baden-Württemberg, Joachim Rukwied, am Donnerstag in Stuttgart. Das Landwirtschaftsjahr endet am 30. Juni 2017. Dann werden die Bauern im Südwesten voraussichtlich bundesweit auch wieder die rote Laterne bei den Einkommen übernehmen. „Sobald die Schweinepreise anziehen, wird Nordrhein-Westfalen wieder an uns vorbeiziehen“, sagte Rukwied. Dies ist in der Tendenz bereits erkennbar. Im vergangenen Landwirtschaftsjahr rutschten die Bauern aus Nordrhein-Westfalen wegen stark gesunkener Schweinepreise bei den Einkommen je Arbeitskraft bundesweit auf den letzten Platz ab.

 

Durchschnittlich betrug das Einkommen je Arbeitskraft in den baden-württembergischen Landwirtschaftsbetrieben 25 267 Euro und lag damit ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt von 27 695 Euro. Die Landwirte in Nordrhein-Westfalen erzielten lediglich 24 562 Euro. An der Spitze liegen die Agrarbetriebe in Ostdeutschland mit einem Einkommen von 41 000 Euro je Arbeitskraft. Beim Einkommen der Unternehmen relativiert sich dieser Unterschied allerdings, weil die Betriebe im Osten mehr Beschäftigte haben, die sie bezahlen müssen.

Bundesweit sinken die Ergebnisse um acht Prozent

Die Unternehmensergebnisse der Haupterwerbsbetriebe im Südwesten stagnierten im vergangenen Landwirtschaftsjahr praktisch „auf niedrigem Niveau“, wie Rukwied meinte. Das abgelaufene Landwirtschaftsjahr endete am 30. Juni, entscheidend für die Einkommensentwicklung waren deshalb im wesentlichen die Ernte des Jahres 2015 und die für den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte erzielten Preise im weiteren Verlauf des Landwirtschaftsjahres.

Bundesweit gingen die Unternehmensergebnisse der Landwirte im Landwirtschaftsjahr 2015/16 nach den Angaben von Rukwied, der auch Präsident des Deutschen Bauernverbandes ist, um acht Prozent auf 39 700 Euro zurück. Bei den 13 000 Haupterwerbsbetrieben im Südwesten ging das Ergebnis dagegen lediglich um 0,8 Prozent auf 35 135 Euro je Unternehmen zurück. Im Landwirtschaftsjahr zuvor mussten die Bauern in Baden-Württemberg noch ein Minus um mehr als 30 Prozent verkraften. Außer den Haupterwerbsbetrieben gibt es im Südwesten noch 36 000 Nebenerwerbsbetriebe und 5000 Zusammenschlüsse wie etwa Genossenschaften. In die Statistik gehen aber nur die Zahlen der Haupterwerbsbetriebe ein.

Schweinehalter haben wenig Schwein

Besonders stark sanken im abgelaufenen Berichtsjahr die Einkommen der Betriebe, die von Ferkeln und Mastschweinen leben. Bei diesen gab es ein Minus beim Unternehmensergebnis um 20 Prozent auf 27 000 Euro. Inzwischen zeichnet sich – auch wegen starker Nachfrage nach Schweinefleisch aus China – wieder eine leichte Besserung ab.

Trotz des teilweise schlechten Milchpreises stieg das Unternehmensergebnis der Milchviehbetriebe um etwas mehr als zwei Prozent auf knapp 37 400 Euro. Zu der leichten Verbesserung trugen vor allem Kosteneinsparungen bei. Inzwischen ist der Milchpreis für die Bauern wieder besser geworden und liegt aktuell bei 32,5 Cent je Liter.

Etwa 70 Prozent der Erzeugnisse der deutschen Bauern werden nach den Worten von Rukwied im Inland verkauft, weitere 25 Prozent innerhalb der Europäischen Union. Doch gerade die übrigen fünf Prozent, die über die Staaten der EU hinausgehen, seien für die Preisbildung ganz entscheidend.

Freuen könne sich die Wengerter und die Obstbauern im Südwesten: In den Weinbaubetrieben stieg das Unternehmensergebnis im vergangenen Wirtschaftsjahr um mehr als sechs Prozent auf 48 500 Euro und könnte auch in der laufenden Periode weiter zunehmen. Beim Obstbau gab es ein Plus des Unternehmensergebnisses um zwölf Prozent auf 34 800 Euro. Wie sich hier die Einkommensverhältnisse weiterentwickeln, hängt vor allem von der Vermarktung der diesjährigen Apfelernte ab.