In den meisten Weinbaubetrieben sind die letzten Trauben eingebracht – die Wengerter in der Region sind angesichts gesunder Früchte mit hohem Mostgewicht sehr zufrieden.

Stuttgart - Zum Ende der Weinlese sind in puncto Mostgewicht rundum nochmals die bisherigen Rekordwerte übertrumpft worden. Marken höher als 110 Grad Öchsle sind bei den späten roten Sorten keine Seltenheit gewesen. Sämtliche Edelrebsorten wie Samtrot, Spätburgunder oder Merlot hätten locker die 100er-Marke überschritten, sagt zum Beispiel Werner Kuhnle über die eigenen Leseergebnisse in Strümpfelbach (Rems-Murr-Kreis). In seinem Weingut war am Donnerstag der letzte Lesetag – mit einem Cabernet Cubin, der mit 125 Öchslegraden als echtes Schwergewicht eingebracht worden ist. Die damit später einhergehenden kräftigen Alkoholwerte um die 14 Volumenprozent nehme er in dem Fall gerne in Kauf, sagt Kuhnle, schließen wolle man ja auch kräftige Rotweine haben. Deshalb lautet sein Fazit zum Leseende: „Was uns insgesamt natürlich gut stimmt, sind die rekordverdächtigen Zuckerwerte.“

 

80 Prozent werden Prädikatswein

„Wir sind rundum zufrieden“, stimmt in Heilbronn der Präsident des Württembergischen Weinbauverbands, Hermann Hohl, ins Loblied auf die 2018er-Trauben ein. Das gelte sowohl für die Qualität der Trauben als auch für die Erntemenge von insgesamt zwischen 115 und 120 Millionen Litern im Weinbaugebiet. Laut der bisherigen Beurteilung liegen rund 80 Prozent im Bereich von Prädikatsweinen. „Das hat alles gepasst, die Trauben waren top gesund – ohne Delle, keine sauren Beeren, keine Kirschessigfliege“, sagt Hohl. Auch die Bedenken wegen der lang anhaltenden Trockenheit hätten sich angesichts zweier Regenfälle nicht bewahrheitet – „auch die trockenen Lagen haben sich erholt“.

Angesichts der extrem frühen Reife in diesem Jahr hätten die Wengerter ihre Trauben allerdings recht zügig ablesen müssen, berichtet der Verbandspräsident – „sonst wäre die Qualität durch die Decke geschossen“. Dafür habe man in diesem Jahr auch nicht auf das letzte Grad Öchsle schielen müssen. Klar sei: „13 oder 14 Volumenprozent Alkohol, für manchen Wein ist das zu viel.“ Hohl erwartet für den Jahrgang sehr fruchtbetonte Weine mit sehr ausgeprägten Aromen. „Der Verbraucher kann sich auf Topqualität zu erschwinglichen Preisen freuen.“

Die Qualität stimmt

„Wir sind schon lange fertig, das war der früheste Herbst überhaupt in unserem Betrieb“, sagt in Bönnigheim Christian Dautel. Bei ihm im Nachbarlandkreis Ludwigsburg hat großflächiger Hagel Anfang Juli zunächst trübe Aussichten bereitet. Allerdings sei die anschließende Trockenheit zum Glücksfall geworden. Sämtliche vom Hagel beschädigten Beeren seien eingetrocknet. Und das „teilweise hohe Trockenstresspotenzial“ habe in Bönnigheim und Umgebung zu keinen größeren Problemen geführt. „Alles war kerngesund“, freut sich Dautel über Qualität und am Ende doch überschaubare Ertragseinbußen durch den Hagel. „Es mag etwas weniger sein, aber die Qualität stimmt“, lautet sein Resümee zur frühen und schnellen Weinlese. „Wir sind froh, dass wir alles rechtzeitig in den Keller bekommen haben.“

Die Ernte ist bombastisch

Zurück ins Remstal: Dort hat die Lesemannschaft im Geradstettener Weingut Häfner zur Wochenmitte quasi als krönenden Abschluss noch Trauben für eine Spätburgunder-Beerenauslese eingebracht. 250 Liter mit einem Mostgewicht von beachtlichen 140 Grad Öchsle gären nun im Kellereigebäude. „Ich finde das bombastisch“, sagt Sylvia Häfner-Hutt zu dem, was als 2018er-Ernte in den Keller gekommen ist. Natürlich sei der Sommer extrem trocken gewesen und die Reife früh. Aber eines gehöre einfach zum Handwerk: „Wenn die Trauben so weit sind, müssen sie geholt werden.“ Vor allem bei den weißen Sorten habe im Weinbaujahr 2018 gegolten: „Wer schnell genug war, hat kein Problem. Deshalb haben wir schon am 26. August mit der Lese angefangen.“ Nach einem Jahr mit Kirschessigfliege und einem Jahr mit Frost verzeichne man in diesem Jahr ein vergleichsweise sehr gutes Ergebnis – „auch von der Menge her wird das ein gut durchschnittlicher Jahrgang“.