Der Metzinger Modekonzern sucht nach den Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen den Weg zurück in die Spur. Beobachter erhoffen sich Hinweise auf die neue Ausrichtung und den neuen Vorstandschef.

Stuttgart - Die Zahlen treten in den Hintergrund, wenn Hugo Boss am Donnerstag in Metzingen seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2015 vorlegt. Beobachter erwarten sich vor allem Aussagen des Vorstandes zur künftigen Ausrichtung des Modekonzerns, der in den letzten Wochen wiederholt negative Schlagzeilen produziert hat und nun einen neuen Chef sucht. Ende Februar gab der Konzern eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr heraus – bereits die zweite innerhalb weniger Monate. Der Aktienkurs des M-Dax-Unternehmens brach daraufhin um mehr als 20 Prozent ein. Nur zwei Tage später folgte die Nachricht, dass der Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs sofort aus dem Konzern ausscheidet. Der Manager war 2008 von Dior in Paris nach Metzingen gewechselt und besaß noch einen Vertrag bis Mitte 2018. Die Trennung war unvermeidlich, kommentierte der Handelsexperte Gerrit Heinemann im StZ-Interview: „In einer Aktiengesellschaft, die innerhalb von kurzer Zeit zwei Gewinnwarnungen herausgibt, muss der Aufsichtsrat handeln.“

 

Nun ist der Boss-Aufsichtsrat auf der Suche nach einem neuen Vorstandschef. Bis dieser gefunden ist, bleiben die übrigen drei Vorstände am Ruder: Christoph Auhagen (Marke), Mark Langer (Finanzen) und Bernd Hake (Vertrieb). Die größten Baustellen des Modekonzerns liegen außerhalb Europas. Im Heimatmarkt brummt das Geschäft. In China lässt die Kauflust der Kunden dagegen nach und in den USA belasten Rabattschlachten die Preise. Das Resultat: Boss rechnet mit einem zweistelligen Rückgang des operativen Ergebnisses im laufenden Jahr und hat schon einmal vorsorglich das ambitionierte mittelfristige Margen-Ziel kassiert. Nach den im Januar veröffentlichten vorläufigen Zahlen für 2015 hat der Gesamtumsatz um neun Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zugelegt. Beim operativen Ergebnis stand jedoch nur ein Zuwachs von einem Prozent auf 594 Millionen Euro zu Buche. Der Vorsteuergewinn ging sogar um vier Prozent auf 419 Millionen Euro zurück.