Angela Merkel Foto: AP
Die deutsche Politik verläuft wie ein Schachspiel ohne König: Dominante Figur ist die Dame an der Spitze der Regierung. Sie hält alle anderen mühelos in Schach. Die SPD durfte im ersten Jahr der großen Koalition ein Wahlversprechen nach dem anderen umsetzen: Mindestlohn, Rente mit 63, Frauenquote, Doppelpass – genützt hat es ihr wenig. Profitiert hat davon eigentlich nur Angela Merkel. Ihre Popularität bewegt sich auf dem Niveau von  Wolke sieben. Die Union schwebt in Umfragen konstant über der 40-Prozent-Marke, als sei sie mit Helium aufgepumpt.

Merkel (60) wirkt als Grande Dame der Regierung aber vor allem im Hintergrund. Sie verständigt sich bei Bedarf im kleinen Kreis mit den Chefs der Koalitionsparteien. Die Kanzlerin ist ohnehin stark durch ihren Nebenjob als internationale Krisenmanagerin gefragt. Zwar ist es ihr bisher nicht gelungen, den russischen Unruhestifter Putin matt zu setzen – ihr Renommee ist dennoch weiter gewachsen. Eingefleischte Sozialdemokraten, die im vergangenen Jahr noch Wahlkampf gegen Merkel betrieben haben, schwärmen inzwischen von ihrem Führungsstil. Das beherzte Eintreten für die von Volker Kauder, Merkels wichtigstem Mann, uncharmant attackierte Frauenministerin dürfte ihr auch bei den Genossen noch mehr Sympathien verschafft haben.

Die erfolgreichste CDU-Frau aller Zeiten regiert nun bald zehn Jahre mit wechselnden Partnern. Verschleißerscheinungen sind noch nicht erkennbar. Bei aller Neigung, die Politik immer unpolitischer zu gestalten, wirkt Merkel alles andere als amtsmüde und zeigt nicht die Symptome des späten Helmut Kohl. CSU-Chef Horst Seehofer hat sie schon zur erneuten Kandidatur 2017 aufgerufen. Seit ihrem Auftritt beim Parteitag diese Woche gilt das als ausgemacht. Für die Union wäre es jedenfalls eine Beruhigungspille. Für den sozialdemokratischen Vizekanzler Sigmar Gabriel eher ein Albtraum. (kä)

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