Merkel (60) wirkt als Grande Dame der Regierung aber vor allem im Hintergrund. Sie verständigt sich bei Bedarf im kleinen Kreis mit den Chefs der Koalitionsparteien. Die Kanzlerin ist ohnehin stark durch ihren Nebenjob als internationale Krisenmanagerin gefragt. Zwar ist es ihr bisher nicht gelungen, den russischen Unruhestifter Putin matt zu setzen – ihr Renommee ist dennoch weiter gewachsen. Eingefleischte Sozialdemokraten, die im vergangenen Jahr noch Wahlkampf gegen Merkel betrieben haben, schwärmen inzwischen von ihrem Führungsstil. Das beherzte Eintreten für die von Volker Kauder, Merkels wichtigstem Mann, uncharmant attackierte Frauenministerin dürfte ihr auch bei den Genossen noch mehr Sympathien verschafft haben.
Die erfolgreichste CDU-Frau aller Zeiten regiert nun bald zehn Jahre mit wechselnden Partnern. Verschleißerscheinungen sind noch nicht erkennbar. Bei aller Neigung, die Politik immer unpolitischer zu gestalten, wirkt Merkel alles andere als amtsmüde und zeigt nicht die Symptome des späten Helmut Kohl. CSU-Chef Horst Seehofer hat sie schon zur erneuten Kandidatur 2017 aufgerufen. Seit ihrem Auftritt beim Parteitag diese Woche gilt das als ausgemacht. Für die Union wäre es jedenfalls eine Beruhigungspille. Für den sozialdemokratischen Vizekanzler Sigmar Gabriel eher ein Albtraum. (kä)