Ursula von der Leyen Foto: dpa
Wer vor einem Jahr gedacht hat, dass die Aufgeregtheit um Ursula von der Leyen (56) als erste Verteidigungsministerin der Republik sich schon bald legen werde, muss heute einen Irrtum eingestehen. Nach wie vor steht die siebenfache Mutter und Ärztin, die lieber Truppenbefehlshaberin mit unausgesprochener Option auf höhere Ämter als Gesundheitsministerin werden wollte, ziemlich pausenlos im Scheinwerferlicht. Dafür tut sie selbst einiges, fragwürdige Fotos inklusive. Anderes wächst ihr zu, weil die zweite Reihe der Union nicht eben üppig mit Nachwuchshoffnungen im Kanzlerinnenformat bestückt ist.

Mut, wenn nicht sogar Wagemut, kann man Ursula von der Leyen durchaus bescheinigen. Das fängt damit an, dass sie viele Bürger mit ihrer Forderung provoziert hat, Deutschland müsse mehr außenpolitische Verantwortung übernehmen. Gleichgültigkeit sei keine Option, befand sie. Das ist ein verhängnisvoll vieldeutiger Satz. Es ging weiter damit, dass sie die Attraktivität der Bundeswehr zum Topthema erhob und bessere Stuben, klarere Laufbahnen, höhere Rentenansprüche und Zulagen versprach – allerdings auf wackeliger Finanzgrundlage. Sie hat binnen Kurzem drei Schlüsselbeamte an die Luft gesetzt und damit gezeigt, dass sie in die gewachsene Fachexpertise in Ministerium und Truppe kein Vertrauen setzt. Das ist ein Risikofaktor bei der selbst gestellten Aufgabe: dem Großreinemachen im chronisch problembehafteten Beschaffungswesen der Truppe.

Zeitweise hat von der Leyen recht leichtfertig neue Einsätze zwischen Afrika und Ebola angedacht. In der Ukraine-Krise und im Kampf gegen die Terrororganisation IS hält sie sich auffällig zurück. Sicherheitspolitisch steht sie im Schatten der Kanzlerin und des Außenministers. (luß)

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