Mut, wenn nicht sogar Wagemut, kann man Ursula von der Leyen durchaus bescheinigen. Das fängt damit an, dass sie viele Bürger mit ihrer Forderung provoziert hat, Deutschland müsse mehr außenpolitische Verantwortung übernehmen. Gleichgültigkeit sei keine Option, befand sie. Das ist ein verhängnisvoll vieldeutiger Satz. Es ging weiter damit, dass sie die Attraktivität der Bundeswehr zum Topthema erhob und bessere Stuben, klarere Laufbahnen, höhere Rentenansprüche und Zulagen versprach – allerdings auf wackeliger Finanzgrundlage. Sie hat binnen Kurzem drei Schlüsselbeamte an die Luft gesetzt und damit gezeigt, dass sie in die gewachsene Fachexpertise in Ministerium und Truppe kein Vertrauen setzt. Das ist ein Risikofaktor bei der selbst gestellten Aufgabe: dem Großreinemachen im chronisch problembehafteten Beschaffungswesen der Truppe.
Zeitweise hat von der Leyen recht leichtfertig neue Einsätze zwischen Afrika und Ebola angedacht. In der Ukraine-Krise und im Kampf gegen die Terrororganisation IS hält sie sich auffällig zurück. Sicherheitspolitisch steht sie im Schatten der Kanzlerin und des Außenministers. (luß)