Der Nationalpark Schwarzwald feiert sein einjähriges Bestehen. Während Minister Bonde (Grüne) sich über den Erfolg des Parks freut, zeigt sich die CDU uneins darüber, ob das Großschutzgebiet nach einem Sieg bei der Landtagswahl 2016 verkleinert werden soll.

Stuttgart - Große Worte zum ersten Geburtstag des ersten Nationalparks in Baden-Württemberg. „Vor fast genau einem Jahr schlug die historische Stunde für den Naturschutz im Land“, sagte der Minister für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart. Damals hatte die grün-rote Mehrheit, unterstützt von dem CDU-Abgeordneten und Landrat des Zollernalbkreises, Günther-Martin Pauli, gegen heftigen Protest der CDU- und FDP-Fraktionen das Gesetz zur Einrichtung des 10 063 Hektar großen Nationalparks Schwarzwald beschlossen. Wie eindrucksvoll die Landschaft im Nationalparkgebiet ist, zeigte der Minister mit Bildern eines jungen Filmemachers aus dem Gebiet rund um den Ruhestein, Wilder See und Hohen Ochsenkopf.

 

Auch der Minister wartete mit beeindruckenden Zahlen auf: Aus dem Stand habe sich die Zahl der Besucher verdoppelt. Rund 22 000 Gäste kamen allein bis Ende Oktober ins Nationalparkzentrum am Ruhestein, das ehemalige Naturschutzzentrum; im gesamten Jahr 2013 waren es dagegen 12 226 Besucher gewesen.

Neues Besucherzentrum soll 2018 fertig sein

Ein neues Besucherzentrum mit großer Ausstellungsfläche und attraktivem Außenbereich ist in Planung und soll 2018 fertig sein. Derzeit läuft die zweite Runde eines Architektenwettbewerbs. Mehr als 900 Veranstaltungen, Führungen mit den Nationalpark- und den 51 Junior-Rangern wurden bewältigt. Längst nicht alle Anfragen von Besuchern und Schulklassen hätten befriedigt werden können. Der Minister dankte den inzwischen auf 70 Personen (nicht Stellen) angewachsenen Nationalparkteams für die „engagierte und großartige Arbeit“.

Mit Nachdruck wird am Nationalparkplan gearbeitet, an der weiteren Infrastruktur wie etwa einem Verkehrskonzept sowie einem Netz von Rangerstationen und einem weiteren Besucherzentrum im kleineren, nördlichen Bereich des zweigeteilten Nationalparks in Herrenwies. Die Weichen dafür hatte bereits im Frühjahr der paritätisch mit Vertretern der Nationalparkregion und des Ministeriums besetzten Nationalparkrats gestellt. Dessen Vorsitzender, der Freudenstädter Landrat Klaus Michael Rückert (CDU), sprach von einer offenen, trotz mancher Kontroversen konstruktiven Arbeit in dem Gremium.

Heftig debattiert – auch in einer Onlinebeteiligung – wird derzeit eine erste Einteilung des Nationalparkgebiets in Kern-, Entwicklungs- und Managementzonen, die der Nationalparkrat im Frühjahr beschließen soll. Hier geht es insbesondere um das Borkenkäfermanagent und um die Kernzonen, in denen Natur Natur sein darf. Der Kreistag in Freudenstadt hat sich „vollumfänglich“ der kritischen Stellungnahme der flächenmäßig größten Nationalparkgemeinde Baiersbronn angeschlossen. Rückert äußerte „Verständnis“ für deren Bedenken, die in die Gesamtbeurteilung einfließen werden. Er werde weiter für den Nationalpark werben, betonte der Landrat. „Wir machen gute Arbeit“, sagte Rückert. Dies werde letztlich auch die Skeptiker in seiner Partei und insbesondere in der CDU-Landtagsfraktion überzeugen.

„Nationalpark durch Landtagswahl nicht in Gefahr“

Die Union hatte angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs 2016 den Zuschnitt des Nationalparks zu verkleinern. „Der Nationalpark ist durch die Landtagswahl nicht in Gefahr“, sagte Rückert. Die CDU-Fraktion hingegen betonte prompt, dass sie die „Fläche und Ausdehnung“ verändern wolle. Kritik kommt auch von den Kollegen der FDP, die nach wie vor nichts von einem Nationalpark „in einer über Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaft“ hält. Freude zeigt hingegen der Landesverband der Grünen. Zwei Jahre erbitterter Widerstand der CDU hätten dieses „wertvolle Naturparadies nicht verhindern“ können. Der Naturschutzbund Nabu, der sich mehr als 20 Jahre für die Einrichtung eines Nationalparks im Schwarzwald eingesetzt hatte, zeigte sich erfreut über den erfolgreichen Start. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Bund, mahnte, der Naturschutz dürfe nicht zu kurz kommen.