Exklusiv Der EnBW-Deal von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus bleibt für das Land weiterhin ein Verlustgeschäft. Im dritten Geschäftsjahr hat die Landesfirma Neckarpri, die knapp 47 Prozent der EnBW-Aktien hält, erneut rote Zahlen geschrieben.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der EnBW-Deal von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) bleibt für das Land weiterhin ein Verlustgeschäft. Im dritten Geschäftsjahr hat die Landesfirma Neckarpri, die knapp 47 Prozent der EnBW-Aktien hält, erneut rote Zahlen geschrieben. Das geht aus dem Jahresabschluss zum 30. Juni 2013 hervor, der am Freitag im Internet veröffentlicht wurde. Nach 26 Millionen Euro im Vorjahr ist der Verlust immerhin auf 16 Millionen Euro zurückgegangen. Auch für die nächsten Jahre erwartet die Neckarpri jeweils negative Ergebnisse.

 

Die Rechnung von Mappus, die Zinsen für die beiden Milliardenanleihen aus der Dividende der EnBW zu bezahlen, ist auch im zurückliegenden Geschäftsjahr nicht aufgegangen. Dividendenerträgen von knapp 110 Millionen Euro standen Zinsaufwendungen von 124,7 Millionen Euro gegenüber. Der Verlust verringerte sich vor allem deshalb, weil die Risikovorsorge von acht Millionen Euro für die Kosten des Schiedsverfahrens mit der Electricite de France (EdF) nicht erneut getroffen werden musste. Bei der Ausschüttung aus der Dividende, die unverändert 85 Cent betrug, schlug die Kapitalerhöhung um knapp 400 Millionen positiv zu Buche. Im ersten Geschäftsjahr hatte die Neckarpri nur deshalb einen Gewinn verzeichnet, weil der damals noch höheren Dividende von 1,53 Euro die Zinskosten nur für ein halbes Jahr gegenüberstanden.

Die Rechnungslegungspflicht entfällt für die Neckarpri

Erstmals bilanzierte die Neckarpri nur nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) und nicht parallel nach den internationalen IFRS-Standards. Dieser Aufwand wurde überflüssig, weil die Inhaberschuldverschreibungen vom Regulierten Markt an den Freiverkehr an der Börse Stuttgart übergegangen sind; dadurch fällt die Landesfirma nicht mehr unter die Rechnungslegungspflicht für Konzerne. Gleichwohl wurde erneut eine detaillierte Wertermittlung, ein „Impairment-Test“ vorgenommen. Der Wert der EnBW-Anteile zur Jahresmitte lag danach mit 3,89 Milliarden Euro weiterhin deutlich unter den Anschaffungskosten von 5,25 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Aktienkurs von gut 30 Euro; an der Börse wurde die Aktie damals mit etwa 28 Euro gehandelt, seither fiel sie zeitweise auf bis zu 25 Euro, zuletzt stieg sie wieder. Eigentlich wäre die Neckarpri damit massiv überschuldet und müsste entsprechende Abwertungen vornehmen; dies wird jedoch durch die Werthaltigkeitsgarantie des Landes vermieden.

Auch in den beiden nächsten Geschäftsjahren erwartet die Neckarpri einen Verlust. Ein „nicht unerhebliches Risiko“, heißt es, liege im Anstieg der Kreditkosten: 2014 läuft eine der beiden zinsgünstigen Milliardenanleihen aus. Sie soll langfristig, also um fünf oder mehr Jahre, verlängert werden – möglicherweise zu einem leicht höheren Zinssatz. Bei einer unveränderten Dividende erwartet die Landesfirma im Jahr 2013/14 einen Fehlbetrag von 19 Millionen Euro. Allerdings gibt es Diskussionen darüber, ob die Investitionsfähigkeit der EnBW nicht durch eine niedrigere Ausschüttung oder sogar den Verzicht darauf gestärkt werden sollte. Die Schere zwischen den Zinskosten und der Dividende droht sich also weiter zu öffnen. Mappus’ Prognose, die „schwäbische Hausfrau“ werde von dem Geschäft begeistert sein, erweist sich damit immer mehr als krasse Fehleinschätzung.