Das deutsche Olympia-Team hat in Pyeongchang nicht nur mit seiner Rekordausbeute beeindruckt. Sondern auch mit fairem, sympathischem Auftreten, wie unser Redakteur Jochen Klingovsky meint.

Pyeongchang - Im letzten Wettkampf der Winterspiele in Südkorea hat das deutsche Olympia-Team die Führung im Medaillenspiegel doch noch verloren. Langläuferin Marit Björgen ließ mit dem Sieg im 30-Kilometer-Wettbewerb in der Rangfolge der erfolgreichsten Winter-Olympioniken Biathlet Ole Einar Björndalen hinter sich – und kürte die Norweger zur Nummer eins in der Nationenwertung. Was die kurz vor Ende abgegebene Tabellenführung für den deutschen Sport heißt? Nichts! Weil andere Werte viel wichtiger sind.

 

Mit 14 Goldmedaillen und 31 Podestplätzen hat das Team D, wie es sich selbst nennt, ein Rekordergebnis erzielt. Doch nicht nur der sportliche Auftritt war stark. Die schwarz-rot-goldenen Athleten zeigten einen beeindruckenden Mannschaftsgeist, waren stets sympathisch und offen, in den Wettkämpfen gab es nicht eine unschöne Aktion. Dieses Team, so zumindest wirkte es vor Ort, lebt den Fairness-Gedanken. Trotzdem ist es riskant von Alfons Hörmann, dem Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die Behauptung aufzustellen, alle deutschen Sportler seien sauber. Negative Kontrollen, das zeigt die Geschichte, taugen als Beleg dafür nur bedingt. Wenn überhaupt.

Nicht in allen Disziplinen gab es Grund zum Jubeln

Aufpassen muss der DOSB auch an anderer Stelle: Das gute Ergebnis von Pyeongchang in vier Jahren in Peking zu wiederholen, wird alles andere als ein Selbstläufer. Dafür gibt es zu viele Schwächen. Erfolgreich waren in Südkorea vor allem die Athleten im Eiskanal, die Skispringer, Kombinierer und Biathleten, begeistert haben auch die Eishockeyspieler und die Eiskunstläufer Savchenko/Massot.

Die alpinen Skifahrer gingen leer aus, in einer tiefen Krise stecken Langläufer und Eisschnellläufer. Sie stehen nun vor der Aufgabe, die Bobfahrer und Biathleten nach Sotschi 2014 gemeistert haben: wieder in die Spur zu finden. Auch bei Trendsportarten wie Slopestyle, Big Air, Halfpipe oder Buckelpiste gibt es in Deutschland großen Nachholbedarf. Egal ob mit Snowboard oder auf Skiern, es fehlt hier schon am nötigsten – geeigneten Trainingsstätten.

Auf den deutschen Sport wartet weiterhin viel Arbeit

Was nur zeigt, dass auf den deutschen Sport weiterhin viel Arbeit wartet. Erster Verhandlungspartner des DOSB ist nun die Politik: Die zugesagten Gelder für die Leistungssportreform stehen immer noch aus. Wie viele Millionen am Ende fließen werden? Ist völlig offen. Und eines klar: Ohne Geld kein Gold. Egal in welcher Nation.

jochen.klingovsky@stzn.de