Uwe Grässle leiht regelmäßig bei der Bilderbank Leinfelden-Echterdingen städtische Kunstwerke aus. Die zieren dann zwei Jahre lang seine Wände. Am Freitag geht es wieder los. Wer auch ausleihen möchte, muss etwas beachten.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

L.-E. - Uwe Grässle hat sich vorgenommen, am Freitag pünktlich zu sein: Wenn die Bilderbank L.-E. ihre Tore öffnet, möchte er unbedingt das Bild ausleihen, das die vergangenen zwei Jahre über in seinem Haus gehangen hat: ein Bild des französischen Malers Thierry Fleuret, schlicht „4 voiliers“ genannt, also vier Segelschiffe. „Das ist ein so tolles Bild“, schwärmt Grässle, „das möchte ich unbedingt wieder haben.“ Im Wohnzimmer der Grässles hängt das Bild an einer Wand, an die es thematisch passt: Dort hängen weitere Bilder von Schiffen und Segelbooten, außerdem Fotografien und ein Buddelschiff. „Meine Frau kommt aus einer Kapitänsfamilie“, erzählt Grässle, er selbst war einst bei der Marine. Das Fleuret-Bild gefällt den beiden so gut, dass sie es am liebsten erwerben würden.

 

Manche stellen sich schon Stunden vor dem Einlass an

Käuflich sind die meisten Kunstwerke bei der Bilderbank L.-E. jedoch nicht. Das Prinzip ist ein anderes: Alle zwei Jahre veranstaltet das Kulturamt eine Ausstellung mit mehr als 200 Originalen und Grafiken. Die meisten davon sind im Besitz der Stadt und sind unverkäuflich. Man kann sie aber mieten, durchschnittlich für etwa 60 Euro pro Bild für zwei Jahre. Unter den rund 220 Bildern der Ausstellung sind etwa 35 Bilder von neun lokalen Künstlern. „Die kann man auch erwerben“, erklärt Stefanie Reuter vom Kulturamt. Das sei jedoch recht selten: Die Bilderbank ist etabliert als Ausstellung und als Kunst-Ausleihe. Die Nachfrage ist groß: „Es gibt Leute, die stellen sich schon zwei Stunden vor Einlass an, weil sie ein ganz bestimmtes Bild ausleihen wollen“, weiß Reuter. Dabei kann es aber auch sein, dass just dieses Bild nicht dabei ist: Etwa die Hälfte der Kunstwerke wird ausgewechselt. „Das Durchwechseln sorgt dafür, dass es immer eine neue Auswahl gibt“, erklärt sie. Die städtische Kunstsammlung umfasst freilich viele Werke mehr, als auf einmal angeboten werden könnten, auch Stücke von bekannten Künstlern wie Max Ackermann, Fritz Kohlstädt, oder Lilo Rasch-Naegele.

Der Platz an den Wänden der Grässles wird knapp

Von Rasch-Naegele ist auch das zweite Bild aus der Bilderbank, das bei den Grässles hing und nun wieder zurück zur Stadt geht. „Für diese Stelle möchten wir uns diesmal etwas anderes aussuchen“, meint Uwe Grässle. Seit 15 Jahren, schätzt er, gehen sie zur Bilderbank. „Es ist eine schöne Sache, die die Stadt da anbietet“, sagt er. Zum einen könne man sich so Kunstwerke an die Wand hängen, die man sich nicht im Original leisten könnte. „Und wenn man sich sattgesehen hat, sucht man etwas anderes aus“, so Grässle. Er weiß aber: Wer erst am Sonntag kommt und nicht nur die Bilder ansehen, sondern auch etwas leihen möchte, der kommt vielleicht zu spät: „Da ist das meiste schon weg!“

Uwe Grässle ist Architekt und Buchautor, „so kommt auch mein Draht zur Kultur“. Sein Onkel war Kunstsammler: „Bei ihm hing alles voll mit Bildern.“ So weit sind die Grässles nicht, aber auch bei ihnen wird es mit dem Platz an den Wänden langsam knapp. Auch wenn ihnen bei der Bilderbank spontan einiges gefallen sollte – auswählen müssen sie genau. Und hoffen, dass niemand schneller ist.

Die Bilderbank L.-E. hat am Freitag, 20. April, von 17 bis 20 Uhr geöffnet, am Samstag, 21. April, von 11 bis 17 Uhr, und am Sonntag von 11 bis 15.30 Uhr. Die angemieteten Bilder werden am Sonntag von 16 bis 18 Uhr ausgegeben. Die Ausstellung ist im Walter-Schweizer-Kulturforum in Echterdingen, Schimmelwiesenstraße 18.