Verschwiegenheit schafft Vertrauen - und nährt Spekulationen. Jedes Jahr treffen sich die Mächtigen dieser Welt bei der Bilderberg-Konferenz. Manche vermuten dahinter eine geheime Weltregierung.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Dresden - Die geheime Weltregierung kommt wieder zusammen: die Bilderberg-Konferenz. Versammlungsort ist in diesem Jahr Dresden und die Gästeliste für das 64. Treffen liest sich wie ein „Who is Who“ aus Weltpolitik, Wirtschaft und Wissenschaft und Medien. Doch die Konferenz ist nicht nur das Mekka der Mächtigen, sondern auch eines der Lieblingsthemen der Verschwörungstheoretiker. Den Bilderbergern wird von nicht gerade wenigen Menschen unterstellt, dass sie die Weltherrschaft antreten wollen. Vermutet wird, dass eine Handvoll Erwählte über die weitere Zukunft des Planeten entscheiden. Befeuert werden diese Theorien von den Organisatoren des Treffens selbst.

 

Schon seit ihrem ersten Treffen 1954 im Bilderberg-Hotel des damaligen Prinzgemahls der niederländischen Königin wird die Konferenz nach der sogenannten „Chatham House Rule“ abgehalten. Sie gestattet Teilnehmern zwar, die erhaltenen Informationen zu verwenden. Aber weder Identität noch Zugehörigkeit der Redner oder anderer Teilnehmer dürfen preisgegeben werden. Veröffentlicht wird außer einer Teilnehmer- und einer Themenliste nichts. Das schafft Raum für Spekulationen.

Die notorische Geheimniskrämerei um das Treffen ruft natürlich auch politische Gruppen auf den Plan. So haben von der „Roten Fahne/Antifaschistische Aktion“ bis zur rechtsextremen NPD zahlreiche Parteien, Gruppen und Einzelpersonen knapp zwei Dutzend Protestkundgebungen gegen die Dresdner Konferenz angekündigt.

Auffallend: Das Engagement rechter Gruppen. Auch die AfD und Pegida rufen zu Aktionen auf. Die Bilderberg-Konferenz geht gegen ein völkisch-nationales Bild, das gerade die rechten Gruppierungen vertreten, die ja auch der US-Regierung vorwerfen, die Weltregierung übernehmen zu wollen. Die Polizei ist jedenfalls vorgewarnt und bereitet sich auf einen Großeinsatz vor. Die Stadt hat ein Versammlungsverbot rund um den Tagungsort verhängt. Für Drohnen und andere Flugobjekte wurde eine Sperrzone eingerichtet.

Chemtrails im Namen der Bilderberger versprüht?

Natürlich sind unter den 130 Teilnehmern, die auch über das Weltgeschehen und die Stärkung der transatlantischen Beziehungen beraten, auch Vertreter der Bundesregierung: Ursula von der Leyen, Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière (alle CDU).

Unwahrscheinlich ist, dass die Geheimniskrämerei eines Tages ein Ende haben wird. „Es ist eine informelle Gruppe, die über verschiedene Themen spricht und die Diskussion hinter verschlossenen Türen führt, um die Gespräche zu erleichtern“, sagt Henri de Castries, Chef des Axa-Versicherungskonzerns und Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Bilderberger. Dass es sich bei den Konferenzteilnehmern um eine Machtelite handelt, sei nicht relevant. Und: „Warum sollten diese Menschen nicht das gleiche Recht auf Privatsphäre haben wie jeder normale Bürger?“

Henri de Castries ist natürlich klar, dass mit solch nebulösen Aussagen auch er weiter an dem Märchen von der Weltregierung strickt. Hart dementiert wird von den Bilderbergern allerdings die Theorie, dass in ihrem Namen die berüchtigten Chemtrails versprüht werden. Verschwörungstheoretiker wird das aber nicht davon abhalten, weiter daran zu glauben, dass in den Kondensstreifen der Flugzeuge am Himmel gezielt Chemikalien versprüht werden, um das Denken der unbedarften Weltbevölkerung zu beeinflussen.