Weil der Esslinger Hochschulrektor Christof Wolfmaier die Fakultät Mechatronik-Elektrotechnik von Göppingen nach Esslingen umsiedeln will, erntet er aus dem Kreis Göppingen harsche Kritik. Er beteuert aber, der Standort Göppingen werde nicht infrage gestellt.

Esslingen/Göppingen - Mit seiner Ankündigung, die Fakultät Mechatronik-Elektrotechnik vom Standort Göppingen nach Esslingen holen zu wollen, hat sich Christof Wolfmaier wenig Freunde im Nachbarkreis gemacht. Der Rektor der Hochschule Esslingen will die Fakultät in Esslingen mit dem traditionell starken Maschinenbau verschmelzen. Kompetenzen bündeln und durchlässige Strukturen schaffen, so lauten Wolfmaiers als Vision 2030 titulierten Ziele, die darauf abzielen, die Zahl der Fakultäten von bisher elf auf sechs zu verringern. Das wirkt sich auch auf den Standort Esslingen mit derzeit rund 5000 Studierenden aus.

 

Tatsächlich würden etwa 700 Studierende und 30 Mitarbeiter der Fakultät Mechatronik-Elektrotechnik vom Standort Göppingen nach Esslingen wechseln. Denn es gebe mit einigen dort angesiedelten Fakultäten Überschneidungen, weshalb es gelte, „Synergien zu schaffen“, sagt Christof Wolfmaier. Das „passiert aber nicht von heute auf morgen“, stellt Wolfmaier klar, „das kann nur sukzessive geschehen“. Langfristig wolle er in Esslingen-Mitte einen „Themencampus Technik“ etablieren. Dafür gelte es, die baulichen Voraussetzungen zu schaffen, was Zeit in Anspruch nehme.

Göppingens Oberbürgermeister ist verärgert

In Göppingen wiederum würden mit dem alleinigen Verbleib der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen nur noch 300 der insgesamt 1000 Göppinger Studentinnen und Studenten ausgebildet, fürchten Wolfmaiers Kritiker. Überrascht und verärgert haben der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till (CDU), der Göppinger Landrat Edgar Wolff und der IHK-Präsident Wolf Ulrich Martin auf die Nachricht vom geplanten Rückzug der Fakultät Mechatronik-Elektrotechnik reagiert. Es drohe der Verlust von Innovation, Fachkräftenachwuchs und Standortattraktivität im Kreis Göppingen, so ihre Befürchtungen.

„Es ärgert mich, dass manche Leute in Esslingen den Standort Göppingen der Hochschule nicht wahrnehmen, und wenn überhaupt, dann nur als Wurmfortsatz“, sagt Till. Er sei sehr verärgert über die Pläne des Hochschulrektors. Die Fakultät müsse in jedem Fall in Göppingen erhalten bleiben. Ansonsten sei der hiesige Hochschulstandort insgesamt in Gefahr.

„Niemand stellt den Standort Göppingen infrage. Man würde ihn nur anderweitig bespielen“, entgegnet Wolfmaier darauf. Die Zahl von 1000 Studierenden solle in jedem Fall erhalten werden. Darin sei sich die Hochschule auch mit dem Ministerium einig. „Aber wenn Sie an dem festhalten, was heute ist, verhindern Sie Zukunft“, sagt er. Wenn er sich etwas wünschen könnte, würde er am Campus Göppingen neben der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen die Ansiedlung eines neuen Studiengangs aus dem Themenfeld Künstliche Intelligenz, Cyber-IT und Digitalisierung befürworten. Zudem könne er sich dort Masterstudiengänge vorstellen.

Wolfmaier begrüßt Göppingens Pläne

Dafür müsse der Campus allerdings mit einer Freifläche mit Arbeitsplätzen aufgewertet und der veraltete Bau drei abgerissen werden. Die Zeit sei reif für Investitionen. Veraltet seien auch teilweise die Labore der Hochschule und der 25 Jahre alte Reinraum. Hier gebe es einen Investitionsstau. Die Ankündigung von Oberbürgermeister Till, die Stadt werde neben der Hochschule einen Neubau errichten und für Hochschulzwecke an das Land vermieten, begrüßt Wolfmaier genauso wie die Pläne, zusätzliche Studentenapartmenthäuser zu bauen.

Jene, die ihn vorschnell kritisiert hätten, dürften bei den Plänen für den Standort Göppingen „auch mitgestalten, wenn sie mit uns reden“, sagt Wolfmaier, der sich vor der öffentlichen Schelte ein klärendes Gespräch gewünscht hätte.