Der Schulleiter der Luginslandschule sorgt sich um die Zukunft seiner Werkrealschule. Für die Oberen Neckarvororte schlägt er deshalb eine Schulallianz vor.

Luginsland - Andreas Passauer, der Rektor der Luginslandschule, macht sich große Sorgen um die Zukunft seiner Werkrealschule. „Ich rechne kaum noch damit, dass ich im nächsten Schuljahr eine vernünftige fünfte Klasse zusammen bekomme“, prophezeit der Schulleiter wenige Wochen bevor sich die Grundschüler Ende März für eine weiterführende Schule entscheiden – und zwar erstmals ohne die verbindliche Empfehlung ihrer Grundschullehrer. Laut Passauer gibt es für die Haupt- und Werkrealschulen zu wenig Interessenten. „Das ist ein Auslaufmodell.“

 

Deshalb schlägt der Schulleiter eine Schulallianz für die Oberen Neckarvororte vor. Das Wirtemberg-Gymnasium in Untertürkheim soll erhalten bleiben. Alle anderen weiterführenden Schulen, die beiden Werkrealschulen Steinenbergschule in Hedelfingen und Luginslandschule, die Hauptschule Wilhelmsschule in Wangen und die Linden-Realschule in Untertürkheim sollen zu sogenannten Mittelschulen umgewandelt werden.

Der Schulleiter der Linden-Realschule sieht das anders

Alle Schüler in den Oberen Neckarvororten, die nicht aufs Gymnasium wechseln, sollen laut Passauer auf diese vier Mittelschulen verteilt werden. An den neuen Bildungseinrichtungen hätten die Schüler dann die Möglichkeit neben der Ausbildungsreife auch den qualifizierten Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife abzulegen. Die Vorteile für eine Schulallianz liegen laut Passauer auf der Hand. Zum einen könnten so alle Schulstandorte in den Oberen Neckarvororten erhalten bleiben. Zum anderen hätte die gleichmäßige Verteilung der Schüler auf die vier Schulen „gesündere Klassengrößen“ zur Folge.

Auch die Linden-Realschule, die sich im Gegensatz zu den Haupt- und Werkrealschulen bisher nicht um sinkende Schülerzahlen sorgen muss, würde laut Passauer von der Schulallianz profitieren.

„Wenn die Hauptschulen aussterben, bekommt die Realschule ohnehin unsere Schüler“, sagt der Schulleiter. Schon jetzt sei der Druck auf die Realschulen groß. G8 ließe viele Eltern vor der Anmeldung ihrer Kinder am Gymnasium zurückschrecken. Durch eine Kooperation mit den Haupt- und Werkrealschulen seien zusätzliche räumliche und personelle Ressourcen vorhanden. Außerdem könnte die Realschule die größte Kompetenz der Werkrealschulen, die Schulsozialarbeit, nutzen.

Der Schulleiter der Linden-Realschule sieht das jedoch ganz anders. Seine Realschule werde nicht mit Schülern überhäuft, sagt Kurt Pilsner. Zudem gibt der Schulleiter zu bedenken, dass sich das ganze Schulsystem derzeit durch die Einführung der Gemeinschaftsschulen ohnehin in einer Umbruchphase befinde. „Warum muss man dann noch eine neue Schulart aufmachen?“

Die Wilhelmsschule ist im Stadtbezirk fest verwurzelt

Für ihn gebe es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Handlungsbedarf mit den Haupt- und Werkrealschulen in den Oberen Neckarvororten zu kooperieren. Jetzt müsse man erst einmal die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr abwarten. „Ich glaube aber, dass die Eltern sehr wohl die Leistungen ihrer Kinder einschätzen können,“ – auch ohne verbindliche Empfehlung der Grundschullehrer.

Unterstützung finden Passauers Pläne unterdessen an der Steinenbergschule in Hedelfingen. Generell könne man den Vorschlag einer Schulallianz für die Oberen Neckarvororte durchaus überdenken, meint Schulleiter Detlef Storm. Trotzdem rät auch der Rektor der Steinenbergschule, zunächst einmal abzuwarten, bis sich die Grundschüler für eine weiterführende Schule entschieden haben. „Dann müssen wir uns zusammensetzen und überlegen, wo wir im kommenden Schuljahr eine fünfte Klasse einrichten können.“

Doch auch wenn sich Storm einer Schulallianz der Oberen Neckarvororte gegenüber offen zeigt, steht für ihn derzeit ein anderes Thema im Vordergrund: Der Schulleiter würde seine Schule gerne in eine Gemeinschaftsschule umwandeln.

Gegen eine stärkere Kooperation mit den anderen Schulen hat auch Thilo Habermann, der Schulleiter der Wilhelmsschule in Wangen, nichts einzuwenden. Schließlich gebe es bereits eine Bildungspartnerschaft zwischen der Wilhelms-, der Luginsland- und der Steinenbergschule. Er selbst sei allerdings bislang noch nicht in der Bredouille gewesen, keine fünfte Klasse bilden zu können.

Sein Bonus sei die drei-zügige Grundschule am eigenen Schulstandort. Viele Kinder würden gerne an der eigenen Schule bleiben und wechselten deshalb auf die angeschlossene Hauptschule. An den Schulstandorten Steinenberg- und Luginslandschule gebe es zwar ebenfalls eigene Grundschulen, diese seien aber deutlich kleiner. Zudem sei die Wilhelmsschule im Stadtbezirk fest verwurzelt und durch die beiden Neubaugebiete gebe es in Wangen sogar leicht ansteigende Schülerzahlen.