Junge Flüchtlinge, die nicht mehr schulpflichtig sind, werden in der Regel auf den Beruf vorbereitet. Die VHS schlägt vor, solche mit höherer Schulbildung im Abendgymnasium aufzunehmen. Dazu richtet die VHS jetzt erstmals eine Vorbereitungsklasse ein.

Stuttgart - Die Stuttgarter Volkshochschule (VHS) möchte eine einjährige Integrationsklasse für junge Flüchtlinge einrichten, die bereits eine höhere Schulbildung haben, in ihrer Heimat aber keinen Abschluss mehr machen konnten. Die 18- bis 24-Jährigen sollen so die Chance erhalten, einen höheren Schulabschluss zu machen. Circa 20 junge Leute interessieren sich bereits für dieses Pilotprojekt. Die Finanzierung ist momentan ungeklärt.

 

„Um ein solches Konzept auch finanziell auf die Beine zu stellen, sind wir auf öffentliche Mittel angewiesen, und wir gehen davon aus, dass das Kultusministerium uns bei einem solch wichtigen Projekt unterstützt“, teilt VHS-Leiterin Dagmar Mikasch-Köthner in einer Pressemitteilung mit. Auf Anfrage ließ das Ministerium wissen, ihm liege ein Antrag auf Förderung eines zeitlich eingeschränkten Pilotprojekts derzeit nicht vor. „Die Genehmigung hinge allerdings unter anderem auch davon ab, ob ausreichend Finanzmittel vorhanden sind.“ Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) verweist auf laufende Förderungen für die VHS, etwa ein Projekt des Europäischen Sozialfonds zur Alphabetisierung und Grundbildung, das an der VHS umgesetzt und vom Ministerium unterstützt werde. Zudem habe das Land die Grundförderung der VHS Stuttgart „in den vergangenen Jahren stark erhöht“.

Die aus Syrien, Afghanistan, Eritrea oder auch aus Spanien stammenden Interessenten sollen an vier Abenden pro Woche in Mathe und Englisch, Geschichte, Gemeinschaftskunde und Biologie unterrichtet werden. Zwölf Unterrichtsstunden pro Woche sind allein für Deutsch reserviert.

Abendgymnasium darf Klasse nicht länger anbieten

Die VHS will eine Lücke für junge Erwachsene schließen, die nicht mehr schulpflichtig sind und daher die Vorbereitungsklassen der staatlichen allgemeinbildenden Schulen nicht besuchen können. Sie wurden zur Vorbereitung auf das Erwerbsleben bisher in Berufsvorbereitungsklassen der Beruflichen Schulen vermittelt.

Das Abendgymnasium, dessen Träger die VHS ist, darf die Integrationsklasse aber nicht regulär anbieten. Einen entsprechenden Förderantrag hat das Kultusministerium schon abgelehnt. „In Abendgymnasien kann nur aufgenommen werden, wer unter anderem zumindest zu Beginn des Besuchs des Abendgymnasiums berufstätig ist und die Aufnahmevoraussetzungen erfüllt. Zumeist erfüllen Flüchtlinge oder Asylbewerber diese gesetzlich vorgeschriebenen Voraussetzungen nicht“, so das Ministerium.

Am Abendgymnasium werden rund 450 Schüler unterrichtet. Es verzeichnete 2015 Umsatzerlöse von 2,3 Millionen Euro. Der städtische Zuschuss betrug rund fünf Prozent, der Landeszuschuss circa 81 Prozent, der Anteil der Eigenmittel rund 14 Prozent.