An der Reform der Berufsbilder sind Schulen, Firmen und Verbände beteiligt. Das erfordert viel Abstimmung und führt gelegentlich dazu, dass Neues nicht schnell genug umgesetzt werden kann. Kritik wurde auf der Didacta auch an der Qualifizierung der Berufsschullehrer geübt.

Stuttgart - An Selbstkritik sparte Gerd Zinke auf der Bildungsmesse Didacta nicht: „Wir haben in den letzten Jahren zu wenig über Methoden und Mittel gesprochen. Es wurden zu wenig Konzepte in die berufliche Bildung eingebracht.“ Der Vertreter des Bundesinstituts für Berufsbildung nannte ein Beispiel: „Wenn ein Auszubildender drei Monate lang feilen muss, bevor er an die Drehbank darf.“

 

Dabei fehlt es nicht an Material. „Viele Ausbildungsmittelhersteller reiben sich die Hände, weil wieder Geld in die Hand genommen wird, aber in den Schulen fehlt es dann an Lehrern, die mit der Technik umgehen können“, kritisiert Gerd Zinke. Herbert Huber vom Berufsschullehrerverband verteidigte die Kollegen: „Die Berufsschulen können mit der technischen Entwicklung mithalten, wir erfüllen auch die Rahmenlehrpläne, aber die Lehrer müssen für neue Anlagen neue Konzepte entwickeln. Das braucht Zeit, und daran mangelt es.“

Der Supertanker wechselt nur träge den Kurs

Nicht nur die Mechatroniker, auch die Kaufleute und Dienstleiter brauchen mehr Wissen ums Programmieren. Darin waren sich die Teilnehmer am Forum Berufliche Bildung einig. Die Änderung der Rahmenlehrpläne für die vielen Berufe geht allerdings nur langsam vonstatten. „Gewerkschaften und Verbände haben den Prozess schon flexibler gemacht, aber wir sind nun mal ein Supertanker, den man in Fahrt bringen muss. Das braucht Zeit“, sagt Stefan Küpper von Südwestmetall. Die Folge: Die IT-Berufe seien seit 1998 nicht mehr neu geordnet worden. Das stehe in diesem Jahr endlich an.

Bei der Porsche AG ist die Informationstechnik längst in allen Bereichen angekommen. „Wir bilden heutzutage eine ganz andere Generation aus“, sagt Elke Lücke von der Porsche AG. „Die sehen ins Internet, die wollen schnelle Antworten“, so die Personalentwicklerin. Ihre Auszubildenden verbrächten 70 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Programmieren. Um technisch am Ball zu bleiben, würden die Ausbilder sich bei anderen Firmen oder auch beim Fraunhofer-Institut weiterbilden.

Bewerber für komplexe Ausbildungsberufe sind rar

Sorgen müsste man sich eher um die Bewerber machen: „Selbst wir bekommen Probleme, gute Leute für komplexe Ausbildungsberufe zu finden“, sagt Elke Lücke. Abitur und Studium stünden immer noch höher im Kurs als eine Facharbeiterstelle. Für den Vertreter von Südwestmetall ist das Problem ein hausgemachtes: „Die innerbetrieblichen Karrieren, Strukturen und Entgelte wirken sich nicht positiv auf die Berufsausbildung aus. Warum machen wir den Facharbeiter nicht zum Abteilungsleiter? Das wäre ausbaufähig.“

Im Kontrast zu all der Theorie stand gleichen Tags der Wettbewerb der Digital Youngsters, die um die beste Verwaltungssoftware wetteiferten. Am Messestand gegenüber kämpften Mechatroniker um das beste Modell einer computergesteuerten Förderanlage. Sicher ist: Die Jungen stehen längst mittendrin in der Welt 4.0.