Im Dialog mit Eltern bekennt sich die CDU-Abgeordnete zum Turbo-Abitur. G 9 bleibt aber erhalten.

Renningen - Vieles würde sie sich in der Bildungspolitik anders wünschen. Das hat sie mit vielen Eltern gemeinsam. Die Leonberger CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz hat sich im Renninger Hotel Walker mit Elternvertretern getroffen, um zu hören, wo der Schuh drückt. Ein gutes Dutzend sind gekommen, um sich mit der Politikerin über die schulpolitischen Entwicklungen auseinanderzusetzen.

 

Oberstes Gebot des reformierten Bildungsplanes der grün-schwarzen Landesregierung ist es, Stabilität in die Bildungspolitik zu bringen, auch wenn dazu einige Kompromisse nötig sind. „Wir können und wollen nicht schon wieder alles ändern, es muss endlich Ruhe einkehren“, erklärt Kurtz. Das gilt auch für G8 kontra G9. Trotz der Favorisierung des Turbo-Abiturs bleibt G9 vorerst nicht auf der Strecke: „Wir haben sehr viel in G8 investiert.“ Deshalb bleibt es beim achtjährigen Gymnasium als Regelform. Um Eltern und Schulen Planungssicherheit zu geben, wurde der bestehende Schulversuch „Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an den allgemein bildenden Gymnasien“, das G9 also, trotzdem um fünf Jahre verlängert. Mehr Zulassungen wird es allerdings nicht geben, es bleibt bei 44 Gymnasien, die G9 anbieten.

Unverbindlichkeit der Grundschulempfehlung macht den Eltern zu schaffen

„Was ist mit den Gemeinschaftsschulen?“ kommt ein anderes Thema auf den Tisch. Die haben Bestandschutz und werden nicht rückabgewickelt. „Wir mussten den Grünen versprechen, dass die Gemeinschaftsschulen nicht stiefmütterlich behandelt werden“, sagt Kurtz.

Die Unverbindlichkeit der Grundschulempfehlung macht den Eltern zu schaffen. Viele Kinder werden trotz anderslautender Empfehlung am Gymnasium eingeschult und müssen dann zurückgestuft werden: „An unserer Werkrealschule werden deshalb die Züge ab der siebten Klasse signifikant größer“, sagt eine Mutter. „Klassenverbände müssen damit zurechtkommen und die Lehrer auch.“ Aber, so Kurtz, die Grundschulempfehlung müsse jetzt der weiterführenden Schule vorgelegt werden, damit die Lehrer wissen, was sie erwartet.

„Ein Lehrer weiß nach zwei Wochen, was für Kinder in seiner Klasse sind“, kommt die deutliche Antwort aus den Reihen. Keine ausreichende Maßnahme also.

Den von allen Eltern scharf kritisierten Lehrermangel allerdings sieht Kurtz als geerbte Last an: „Da hätte man die Weichen früher stellen können“, denn die Pensionswelle der Lehrer kommt ja nicht unerwartet. Um das in den Griff zu bekommen, gibt es mehrere Überlegungen. Mehr Studienplätze einzurichten ist allerdings aufgrund des längerfristig zu erwartenden nachlassenden Bedarfs keine Option.

Eltern wünschen sich mehr Vorschriften

Ein Thema treibt Kurtz und die Elternvertreter gleichermaßen um: „Schreiben lernen nach Gehör“. Die Lese- und Schreibfähigkeiten der Schüler unterscheiden sich dadurch von Schule zu Schule so gravierend, dass ein Schulwechsel, auch innerhalb eines Ortes, fast nicht möglich sei.

Ein Unding, kritisieren die Eltern. „Das Kultusministerium hat aktuell einen Brief an Schulleitungen und Lehrer verschickt mit der Bitte um eine Änderung des Rechtschreibunterrichts“, erklärt Kurtz, die sehr gut weiß, dass sie den Lehrern ihre Lehrmethoden nicht vorschreiben kann.

Am Ende der dreistündigen Diskussion findet Kurtz noch einen Punkt bemerkenswert: „Es ist das erste Mal, dass ich höre, dass sich die Eltern mehr Vorschriften wünschen“, sei es, dass die Grundschulempfehlung wieder verbindlich werden soll, sei es, dass der Klassendurchschnitt bei Arbeiten bekannt gemacht wird. Nein, widersprechen die Eltern, sie wünschen sich einfach mehr Konstanz.