Bildungsbericht Sprachförderung bleibt eine Aufgabe

In den vergangenen Jahren haben Kinder aus Einwandererfamilien in den Schulen zwar aufgeholt, die Unterschiede sind aber weiterhin groß.
Stuttgart - Rund drei Millionen der 10,7 Millionen Baden-Württemberger sind eingewandert oder stammen aus Einwandererfamilien, das sind 28 Prozent der Bevölkerung. In der jungen Generation ist der Anteil noch höher: Bei den unter 25-Jährigen sind es 38 Prozent, bei den Kindern unter zehn Jahren sogar 44 Prozent. Das geht aus dem neuen Bildungsbericht für Baden-Württemberg hervor, den das Landesinstitut für Schulentwicklung und das Statistische Landesamt am Montag in Stuttgart vorgestellt haben.
Für die Bildungspolitik bedeutet das eine große Herausforderung. Denn zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund gibt es immer noch große Leistungsunterschiede. So schneiden im Schnitt Kinder mit Migrationshintergrund schlechter ab als ihre deutschen Altersgenossen. Sie erreichten seltener Abitur oder Fachhochschulreife und verlassen die Schule deutlich öfter als ihre deutschen Gleichaltrigen ohne Abschluss, sagte Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamtes. Große Unterschiede gibt es aber auch zwischen den Nationalitäten: Schüler aus Italien, Polen, Serbien oder der Türkei schaffen etwa den Sprung zum Gymnasium deutlich seltener als Einwanderer aus Griechenland, Kroatien oder Russland.
Bildungsstand der Eltern entscheidend
Wie erfolgreich Schüler sind, hängt zu einem großen Teil vom Bildungsstand der Eltern und deren wirtschaftliche Situation ab – diese sind bei Einwandererfamilien oft ungünstiger als bei deutschen. Kinder aus Akademikerfamilien – egal ob deutsche oder ausländische – haben im Südwesten deutlich bessere Chancen als Kinder aus Arbeiterfamilien oder von Arbeitslosen.
Die Bildungsexperten verzeichnen in ihrer 320-seitigen Studie aber auch einige Erfolge: Bei den mittleren Bildungsabschlüssen haben ausländische Schüler in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Auch ist die Schulabbrecherquote bei dieser Gruppe gesunken – mit 9,5 Prozent aber immer noch sehr hoch.
Anders als noch vor einigen Jahren rät die Schulverwaltung ausländischen Eltern nicht mehr davon ab, mit ihren Kindern in ihrer Muttersprache zu sprechen. Wichtig ist aus Sicht von Wissenschaftlern aber, dass Kinder auch möglichst früh die deutsche Sprache erlernen – etwa durch einen frühen Besuch des Kindergartens. „Kinder aus benachteiligten Milieus profitieren besonders von einem frühzeitigen Besuch des Kindergartens“, sagt Günter Klein, Direktor des Landesinstituts. Ungünstig seien allerdings Einrichtungen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Kindern, die zu Hause kein oder wenig Deutschsprechen.
Sprachförderung nötig
Das kann vor allem in den größeren Städten zum Problem werden. Fast die Hälfte der Kinder in Stuttgarter Kindergärten kommt aus Einwandererfamilien, 40,9 Prozent sprechen zu Hause vor allem ihre Muttersprache. In den Kindergärten in Heilbronn haben 62,3 Prozent der Kinder mindestens einen ausländischen Elternteil, 43 Prozent der Kinder leben in Familien, die überwiegend nicht Deutsch sprechen, in Pforzheim sind es 46,4 Prozent.
Landesweit wurden im vergangenen Kindergartenjahr 72 000 Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf über das Programm Spatz (Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf) unterstützt. Ein Drittel der geförderten Kinder kamen aus deutschen Familien. In Vorbereitungsklassen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen lernten rund 41 000 Schüler Deutsch – die meisten von ihnen Flüchtlinge.
Mit der Studie, die auf dem Zensus 2015 und der Schulstatistik 2015/16 beruht, erhalten Politik, Schulverwaltung und Kommunen wichtige Daten für ihre Arbeit.
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