Die Dieter-Schwarz-Stiftung hat ihre umfangreichen Pläne für den Bildungscampus vorgestellt. Die beliebte Gaskugel auf dem Hochschulgelände müsste dafür abgerissen werden. Das gefällt nicht allen.

Heilbronn - Inwieweit die Gaskugel in Heilbronn ein Wahrzeichen oder gar ein „Industriedenkmal“ ist, darüber kann man geteilter Meinung sein – und wird es wohl auch bleiben. Denn jetzt ist klar geworden: Sie wird abgerissen werden, sie steht den Erweiterungen zur „Wissensstadt Heilbronn“ im Wege. Auf dem Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung grüßt sie noch aus dem Hintergrund, steht aber für deren Zukunftspläne im Vordergrund. Rund 45 000 Quadratmeter Bruttofläche ist der Platzbedarf der Stiftung, die jetzt Einsicht in ihre Vorplanungen gewährte. Im Juni hätten Gespräche des Stifters und Unternehmers Dieter Schwarz mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) stattgefunden, sagte Stiftungsgeschäftsführer Erhard Klotz. Deren Verlauf muss so gewesen sein, dass man am Ende – auch ohne vertragliche Formeln oder gar einem Kabinettsbeschluss – davon wird ausgehen könne, dass das Land das Angebot von Schwarz, das er bei der Eröffnung des Bildungscampus Ministerpräsident Wilfried Kretschmann (Grüne) machte, nunmehr annimmt. „So ein Angebot kann man nicht ausschlagen“ sagte der parteilose OB Helmut Himmelsbach.

 

Die Vision von Dieter Schwarz heißt „Wissensstadt“

Schon lange verfolge die Schwarz-Stiftung die Vision, Heilbronn zur „Wissensstadt“ zu machen. Bedingung für die raumgreifenden Pläne sind zunächst auch Grundstückskäufe im großen Stil. Dafür greift die Stiftung tief in die Tasche ihrer schier unendlichen Geldmittel um den Ausbau der Hochschule Heilbronn und vor allem der Dualen Hochschule Mosbach/Heilbronn zu finanzieren. Sie hat dafür gigantische Baupläne für bis zu 7500 Studenten in der City entwickelt. Für die Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Heilbronn und mit der Ansiedlung der Dualen Hochschule für Masterstudiengänge allein werden 6000 Studienplätze geschaffen. „Wir machen keine Hochschulen und kein Schulpolitik“, sagte Geschäftsführer Klotz. „Wir bieten an und wir stellen zur Verfügung und wir machen auch keine Stadtplanung“, betonte er. Aber die Stiftung schafft Fakten, weshalb er sichtlich bemüht ist, den Empfindlichkeiten die Spitze zu nehmen, die die Aktivitäten der Stiftung bei manchen auslösen.

Geplant ist auch ein futuristisches rundes Hochhaus

Der Stiftung und OB Himmelsbach ist es offensichtlich gelungen, auch den Unternehmer und Stifter Ralf Klenk davon zu überzeugen, das Gaskugelareal an die Schwarz-Stiftung zu verkaufen. Klenk hatte sie erworben, ursprünglich in der Absicht, sie zu erhalten und dafür schon einige Nutzungsideen entwickelt, zuletzt ging es darum, unter dem Stichwort „Skyball“ ein futuristisches fast 50 Meter hohes Bürohaus als Replik zu erstellen und dessen Räume an die Hochschule zu vermieten. Das stellte sich weder als machbar noch als wirtschaftlich heraus. Jetzt hat ihm die Stadt am Rande des künftigen Bundesgartenschaugeländes ein attraktives Ausgleichsgrundstück angeboten, auf dem er diesen „Skyball“ errichten kann. Der „kleine Haken“ dabei, wie es der OB ausdrückt: Der „Skyball“ kann aus logistischen Gründen erst nach der Gartenschau 2019 gebaut werden. Im Herbst kommt die ganze Sache in den Gemeinderat.

Protest kommt von einer seit drei Jahren aktiven Gruppe von Heilbronnern, die sich für den Erhalt der Gaskugel engagieren. Zwar schätze man die Pläne der Schwarz-Stiftung und unterstütze sie auch, nicht aber um den Preis „des Abrisses des Heilbronner Symbols“, heißt es in einer Stellungnahme: „Wir sind erstaunt und haben kein Verständnis dafür, dass ausgerechnet in der „Stadt der Energie“, wie sich Heilbronn dank Robert Mayer einmal stolz genannt hat, ein weithin sichtbares Stück Energie- und damit Industriegeschichte Heilbronns verschwinden muss.“ Völlig unverständlich sei, warum man sie jetzt unbedingt abreißen wolle, dem Gemeinderat lägen seitens der Landesregierung noch keine verbindliche Informationen vor, in welchem Umfang der Hochschulstandort weiterentwickelt werden solle. Gleichzeitig wird moniert, dass eine solche „Hauruck“-Abriss-Aktion noch vor den Kommunalwahlen 2014 voreilig sei. Im März wird nicht nur der Gemeinderat, sondern auch der OB neu gewählt.

Der OB will die Sache in trockene Tücher bringen

Dass der vorlegt ist verständlich; seine Amtszeit läuft unwiederbringlich 2014 aus, danach könnten andere Personen und andere Mehrheiten auch andere Vorstellungen entwickeln, deshalb wollen die Beteiligten jetzt die Planungssicherheit. Dabei hat die Bürgergruppe etwas thematisiert, was auch die Schwarz-Stiftung schon länger anmahnt: Es fehle für dieses große Areal am Cityrand ein langfristiges städtebauliches Konzept. Seit 2012 ist die Schwarz-Stiftung mit der Stadt im Gespräch wie ein solcher Masterplan aussehen sollte. Die Stiftung hat im Auftrag der Stadt einen solchen Strukturplan in Auftrag gegeben und für einen Teil des Geländes einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Ergebnis noch im Dezember 2013 vorliegen soll.