Der Bildungsministerin droht der Verlust ihres Doktortitels. Ihre politische Karriere steht auf dem Spiel. Aber das Prüfverfahren, so betont die Universität Düsseldorf, sei ergebnisoffen.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) muss um ihren Doktortitel fürchten. Die Universität Düsseldorf hat ein Verfahren zum Titelentzug eröffnet. Die Universität betont allerdings, dass das Ergebnis der Prüfung noch nicht feststehe.

 

Der Rat der Philosophischen Fakultät, dem 15 Personen angehören, beriet in einer sechsstündigen Sitzung den Fall. Mit 14 Ja- Stimmen und einer Enthaltung beschloss das Gremium, die Doktorarbeit aus dem Jahr 1980 („Person und Gewissen“) genauer zu prüfen und dabei auch die Stellungnahme Schavans zu berücksichtigen. In einer schriftlichen Erklärung teilte Dekan Bruno Bleckmann mit, man müsse den Vorwürfen nachgehen „und zwar unabhängig von der Person und ihrer Position“. Das Recht sehe „für solche Fälle auch keine Verjährung vor“, so Bleckmann. Die nächste Sitzung des Fakultätsrates folgt am 5. Februar. Zur Sache selbst oder zum Verlauf der Debatte äußerte sich Bleckmann nicht. Er wolle auch „betonen, dass das Verfahren ergebnisoffen ist“.

Vom Ausgang des Verfahrens hängt die weitere politische Karriere der 57-Jährigen ab. Sollte die Universität Düsseldorf ihr den Titel aberkennen, wäre es für sie schwer, weiter um ihr Ministeramt zu kämpfen. Bisher zeigte sie sich entschlossen, Titel und Amt zu verteidigen. Am 25. Januar will sie sich vom Ulmer CDU-Kreisverband erneut als Kandidatin für den Bundestag aufstellen lassen. Der Kreisverband stehe „voll und ganz“ zu der ehemaligen baden-württembergischen Kultusministerin, sagte der Kreisvorsitzende Paul Glökler.

Ende April waren erstmals Plagiatsvorwürfe gegen Schavan anonym im Internet veröffentlicht worden. Unter Plagiatsjägern und Wissenschaftlern wird seitdem gestritten, ob die entdeckten Zitierfehler ausreichen, Schavan den Doktortitel abzuerkennen. Im Mai setzte sich der Promotionsausschuss der Universität Düsseldorf auf Bitten Schavans mit der Doktorarbeit auseinander. Öffentlich sagte Schavan zu den Vorwürfen nur wenig. Sie wolle nicht durch öffentliche Äußerungen auf das Verfahren Einfluss nehmen, sagte sie. Im Oktober zitierte der Spiegel aus dem vertraulichen Gutachten des Vorsitzenden des Promotionsausschusses, Stefan Rohrbacher. Dieser attestierte eine leitende Täuschungsabsicht. Auf rund 60 Seiten könne Schavan fehlerhaftes Verhalten nachgewiesen werden.

Die Universität musste sich seitdem gegen Kritik wegen des Verfahrens wehren, auch deshalb, weil vertrauliche Unterlagen an die Öffentlichkeit gelangten. In der Wissenschaftsszene ist deshalb ebenfalls ein heftiger Streit über die Kriterien des Prüfverfahrens entbrannt. Am Wochenende meldete die „Süddeutsche Zeitung“, dass die Universität den Vorwurf abgeschwächt habe und Schavan nicht mehr vorwerfe, absichtlich getäuscht zu haben.