Auf Drängen Konservativer muss die CDU-Parteispitze ihr bildungspolitisches Reformpapier zum Thema Hauptschule entschärfen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Das "Markenzeichen" christdemokratischer Bildungspolitik, so doziert die dafür zuständige Ministerin Annette Schavan, sei es "vom Kind her zu denken". Als sie den Leitantrag für den nächsten Parteitag formulierte, in dem es just um die Bildungspolitik geht, hat Schavan wohl zu wenig von der Partei her gedacht. Dort führte ihr Grundsatzpapier nämlich zu heftigem Rumoren.

 

Was davon am Montag im CDU-Bundesvorstand ankam, umschreibt die Ministerin als "sehr intensive Diskussion". Die drehte sich vor allem um die Frage, ob die CDU sich von der Hauptschule verabschiedet, wie es in der Urfassung des Leitantrags niedergeschrieben war. Drei mächtige Landesverbände, neben Baden-Württemberg auch Hessen und Nordrhein-Westfalen, machten sich für Korrekturen stark. Nun gewährt die CDU der Hauptschule noch einen letzten Rest von Denkmalschutz.

"Existenzgarantie für die Hauptschule"?

In der aktuellen Version des bildungspolitischen Strategiepapiers wird als Ziel christdemokratischer Schulreformen weiterhin ein "Zwei-Wege-Modell in allen Ländern" benannt, das auf Gymnasien und Oberschulen setzt. Im Nachsatz heißt es allerdings: "Daneben respektieren wir funktionierende Haupt- und Realschulen vor Ort, wo dies dem Elternwillen entspricht." Schavan versichert, ihr zweigliedriges Schulmodell, das eine "Perspektive bis 2020" biete, solle das eingeführte pädagogische System "nicht zerstören". Und sie fügt hinzu: "Es muss niemand eine funktionierende Hauptschule auflösen, aber er muss sie weiterentwickeln."

Thomas Strobl, Generalsekretär der baden-württembergischen CDU und einer der Kritiker des Schavan-Papiers, wertet dessen Neufassung als "Existenzgarantie für die Hauptschule". Dieses Signal sei für viele in der Union wichtig, da sie ansonsten dem Leitantrag nicht zugestimmt hätten. Gegenstimmen gab es nun keine, aber etliche Enthaltungen.