Kretschmann-Herausforderer Guido Wolf hat sich gemeinsam mit der CDU die Erhaltung und die Eigenständigkeit der Realschulen auf die Fahnen geschrieben. Das Contra folgte auf dem Fuße.

Stuttgart - Grüne und SPD haben CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf für Aussagen in seinem Kampf um die Realschule in Baden-Württemberg kritisiert. „Wir werden dieser Schulart wieder ihren eigenen Stellenwert geben“, hatte der Herausforderer von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Landtagswahl 2016 dem „Schwarzwälder Boten“ (Samstag) gesagt. „Wir werden alles, was momentan unternommen wird, um die Realschule am goldenen Zügel auf den Weg der Gemeinschaftsschule zu führen, rückgängig machen.“ Die CDU werde die Eigenständigkeit der Realschule ausbauen. „Wir wollen diese Schulart stärken und nicht schwächen.“

 

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) wies die Behauptungen zurück. Die Regierung ermögliche den Realschulen, mit den zunehmend unterschiedlichen Schülern besser umgehen zu können. „Dazu werden wir sie mit zusätzlichen Lehrerstunden in einem Umfang ausstatten, von dem die Realschulen zu Zeiten der früheren Landesregierung nur hätten träumen können.“ Daraus eine Schwächung der Realschulen abzuleiten, sei überhaupt nicht nachvollziehbar, sagte Stoch am Sonntag.

Die bildungspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Sandra Boser, erklärte: „Die Ansage von Guido Wolf, die angebliche Ungleichbehandlung der Schulen anzugehen, klingt wie eine Drohung, wenn man die Handlungen der alten schwarz-gelben Regierung betrachtet.“ Damals seien Stunden gekürzt worden und für die Realschulen habe es nichts zusätzlich gegeben. „Erst Grün-Rot hat für alle Schulen zusätzliche Stunden zur Verfügung gestellt.“

Beide warfen Wolf vor, die CDU habe noch immer kein schlüssiges Gegenkonzept für die angestrebte Schulpolitik vorgelegt. Laut Stoch ist es unklar, wie die Partei angesichts zurückgehender Schülerzahlen leistungsfähige Schulstandorte in der Fläche erhalten wolle, an denen Schülern unterschiedliche Schulabschlüsse ermöglicht werden könnten. „Den Menschen vorzugaukeln, dass alles so bleiben könne wie gehabt, ist unseriös und unredlich“, betonte der Minister.

Die grün-rote Landesregierung hatte die Gemeinschaftsschule als neue Schulform eingeführt. Dort steht individuelle Förderung der Kinder im Fokus. Hauptschul-, Realschul- und unter gewissen Umständen auch ein Gymnasialabschluss sind möglich. Das Interesse der Realschulen, sich zur Gemeinschaftsschule zu entwickeln, hält sich aber in Grenzen. Im Schuljahr 2015/16 gehen nach jüngsten Angaben des Kultusministeriums 62 neue Gemeinschaftsschulen an den Start, darunter nur acht bisherige Realschulen. Insgesamt steigt die Zahl auf 271.