Drei Stuttgarter Grundschulen wollen nächstes Jahr in den Ganztagesbetrieb gehen, doch das Kultusministerium lenkt nicht ein und lehnt eine Ausweitung ab. Man habe frühzeitig über die Details des gültigen Gesetzes informiert.

Stuttgart - Für die drei Stuttgarter Grundschulen, die im nächsten Schuljahr gern mit dem Ganztagsbetrieb beginnen würden, bietet das Kultusministerium keine Ausnahme an. Dies teilte ein Sprecher auf StZ-Anfrage mit. Das Ministerium habe früh und eindeutig darüber informiert, dass im Gesetz nicht vorgesehen sei, dass Schulen, die parallel Ganztags- und Halbtagszüge einführen wollten, dies schrittweise dürften. Dies sei vom Städtetag und den Kommunalen Landesverbänden damals auch nicht gefordert worden. Am Dienstag habe das Kabinett aber beschlossen, dass eine dahingehende Gesetzesänderung jetzt in die Anhörung gehe.

 

Wie berichtet, hatten sich sowohl die Schulamtschefin Ulrike Brittinger als auch Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) erst im März dieses Jahres über die Regelung überrascht gezeigt. Nun will Eisenmann für die Grund- und Werkrealschule Stammheim, die Riedseeschule und die Schule Im sonnigen Winkel die Ganztagsanträge zurückziehen – gegen den Wunsch der Schulen. Damit habe Eisenmann „ein Pulverfass“ geöffnet, meinte die Stammheimer Elternbeiratsvorsitzende Melanie Oberländer. Doch die Ladung trifft nun nicht nur den Kultusminister Andreas Stoch (SPD), sondern auch die Schulbürgermeisterin selbst, wie die Reaktionen aus dem politischen Raum zeigen.

Die Grünen-Fraktion ist verärgert

So hat sich Gabriele Nuber-Schöllhammer, die schulpolitische Sprecherin der Grünen im Rathaus, darüber geärgert, dass der Gemeinderat über die Probleme nicht von der Schulbürgermeisterin informiert worden sei. Die Fraktion zeige sich „sehr irritiert über das Agieren des Kultusministeriums im Umgang mit der Einführung der Ganztagsgrundschule in einigen Stuttgarter Schulen“. Per Pressemitteilung fordern die Grünen eine Ausnahmegenehmigung für die drei Schulen, die bereits im kommenden Schuljahr mit dem Ganztag in Klasse eins beginnen wollen. „Die Ratsfraktion ist davon ausgegangen, dass der sukzessive Aufbau von Ganztagsgrundschulen in Stuttgart Konsens sei.“ Man sei aber froh, dass das Kultusministerium nach einer Beschwerde der Landeshauptstadt zurückgerudert sei und es Grundschulen in der Zukunft ermögliche, sich schrittweise auf den Ganztagsbetrieb umzustellen und nicht in allen Klassenstufen gleichzeitig, so die Grünen,

Es sei wichtig, zu Schülern, Eltern und Lehrern Vertrauen aufzubauen. „Wir brauchen einen sanften Übergang hin zur Ganztagsgrundschule“, so die Grünen. „Leider macht das Kultusministerium mit derart unverständlichen Aktionen viel kaputt und verspielt Vertrauen“, so Nuber-Schöllhammer.

Auch Martin Körner, SPD-Fraktionschef im Rathaus, tut sich schwer, das Agieren seines Parteigenossen, des Kultusministers, zu verstehen: „Es muss doch möglich sein, zum nächsten Schuljahr eine Lösung zwischen Stadt und Land zu finden.“ Es könne doch nicht so schwer sein, die Schulen wunschgemäß in Klasse eins mit dem Ganztag starten zu lassen. Eltern und Schule hätten sich darauf eingestellt, die Anträge seien bewilligt. „Ich bin dagegen, die Anträge zurückzuziehen“, sagte Körner. Er werde „die Schulbürgermeisterin bitten, keinen vorgezogenen Landtagswahlkampf zu führen“.

Letzteres würde Alexander Kotz nicht tun. Der CDU-Fraktionschef kritisiert das Agieren des Kultusministers und dass nun alles auf dem Rücken der Eltern ausgetragen werde, die ihre Berufs- und Lebensplanung auf die Betreuungsbedingungen ihrer Kinder ausgerichtet hätten. „Man darf die Eltern nicht im Regen stehen lassen“, so Kotz. Falls es keine Lösung seitens des Ministeriums gebe, müsse die Stadt bei der Betreuung einspringen.

Dies werden die betroffenen Eltern gern hören. Denn: „Hortplätze gibt es für die Erstklässler leider nicht mehr“, sagt Melanie Oberländer. „Mit der Entwicklung zur Ganztagsschule ist mein Kind in der Ganztagsschule betreut – aber sonst nicht.“