Bernd Moosmann fertigt in seiner Werkstatt in Waiblingen Fagotte und Klarinetten, die er in alle Welt verkauft. Weil er seit jeher junge Menschen gründlich ausbildet, hat ihn die Handwerkskammer Region Stuttgart mit der „Bildungspyramide 2016“ ausgezeichnet.

Waiblingen - Kürzlich hat Bernd Moosmann Post aus Taiwan bekommen. Eine junge Frau hatte auf seiner Internetseite entdeckt, dass er Holzblasinstrumentenmacher ausbildet und wollte bei ihm anheuern. Auszubildende sind Bernd Moosmann willkommen – schon kurz nach seiner Meisterprüfung hat er den ersten Lehrling an Bord genommen und ihn gründlich in die Geheimnisse und Kniffe seines traditionsreichen Handwerks eingeweiht.

 

Zwölf Azubis, darunter auch Tochter Tanja, haben seitdem in Moosmanns Meisterwerkstätte den Beruf des Holzblasinstrumentenmachers innerhalb von drei Jahren von der Pike auf gelernt. Fünf von ihnen haben es sogar zu Bundessiegern im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks gebracht. Die Handwerkskammer Region Stuttgart weiß dieses Engagement zu schätzen: Am Montagabend hat sie den 58-Jährigen bei einer Feier in Backnang mit der Bildungspyramide 2016 ausgezeichnet (siehe „Nachhaltiger Einsatz für die Ausbildung“).

Ein Beruf, in dem Holz und Metall bearbeitet werden

„Ich versuche, die Leute gut auf ihre Prüfungen vorzubereiten, aber sie müssen auch mitziehen“, sagt Bernd Moosmann, der seine Ausbildung Anfang der 1970er-Jahre im Betrieb seines Vaters Albert absolviert hat. „Wir waren fünf Kinder und ich der einzige, der sich für den Beruf interessiert hat.“ Bereut hat er seine Entscheidung nicht. „Das ist ein wunderschöner Beruf, in dem man sowohl Holz als auch Metall bearbeitet.“

Falls ein Azubi selbst ein Instrument spiele, sei das ein Vorteil, aber kein Muss, sagt Moosmann, der aber großen Wert darauf legt, dass seine Lehrlinge die traditionellen Fertigkeiten beherrschen und sämtliche Arbeitsschritte vermittelt bekommen. Deshalb bildet er nur jeweils einen Lehrling aus, um den er sich dann intensiv kümmern kann. Die erste Regel dabei lautet: „Ich will, dass der Lehrling gut feilen lernt.“ Das sei schon allein deshalb wichtig, weil Holzblasinstrumentenmacher viele der von ihnen verwendeten Werkzeuge selbst anfertigten.

Aber auch das Formen, Bohren, Schleifen, Fräsen und Beizen muss den 15 Mitarbeitern sicher und gut von der Hand gehen. 120 bis 160 Arbeitsstunden brauche es für den Bau eines Fagotts, sagt Bernd Moosmann: „Je nachdem, wie viele Klappen es hat.“ Als Grundstoff für alle Fagotte nutzt Moosmann über Jahre abgelagertes Holz des bosnischen Bergahorns, das eine besonders hohe Dichte aufweist. Es lasse sich daher gut verarbeiten ohne zu splittern und habe beste Klangeigenschaften. Der hiesige Ahorn sei für den Fagottbau unbrauchbar: „Das Klima hier ist viel zu feucht.“

80 Prozent der Instrumente wandern ins Ausland

„Wir arbeiten mit vielen Profis zusammen“, sagt Bernd Moosmann, „und exportieren etwa 80 Prozent unserer Instrumente ins Ausland.“ Mit seiner Frau reist er regelmäßig um die Welt und besucht Musikmessen. Seine Instrumente haben Händler in Europa und Amerika, aber auch in Kairo und Kapstadt, Singapur und Seoul im Angebot. So spielt etwa der amerikanische Jazzmusiker Paul Hanson auf einem Instrument „made in Waiblingen“, ebenso der Fagottist Meyrick Alexander vom London Chamber Orchestra oder die taiwanesische Musikprofessorin Shih-Han Chiu.

Apropos Taiwan: Die eingangs erwähnte Anwärterin auf die Lehrstelle wird wohl leer ausgehen. Zum einen, weil sie ohne Deutschkenntnisse größte Probleme haben dürfte, in der Berufsschule in Ludwigsburg mitzukommen. Zum anderen, weil Bernd Moosmann sagt: „Wenn ich jemanden ausbilde, hoffe ich, dass ich ihn oder sie nach der Lehre in meinem Betrieb halten kann.“ So macht er es seit mehr als 30 Jahren und ist insgesamt gut damit gefahren: „Die Jugend ist nach wie vor motiviert – in jeder Generation gibt es solche und solche.“

Nachhaltiger Einsatz für die Ausbildung

Bildungspyramide
Die Handwerkskammer Region Stuttgart hat bereits zum elften Mal die Auszeichnung „Bildungspyramide“ an sechs Betriebe in der Region Stuttgart vergeben. Sie alle engagieren sich nach Ansicht einer Jury vorbildlich und überdurchschnittlich im Bereich der Ausbildung.

Jury
Zur Jury, die einmal jährlich die Bildungspyramide verleiht, gehören Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Berufsschulleiter aus dem Handwerk und Vertreter der Handwerkskammer.

Kriterien
Insbesondere Betriebe, die auch Azubis mit eher schwierigen Voraussetzungen wie geringen Deutschkenntnissen oder Abbrechern eine Chance geben, können punkten. Positiv bewertet werden auch Betriebe, die zusätzliche Förderprogramme wie Nachhilfe oder Weiterbildungen für ihre Lehrlinge anbieten und deren Auszubildende häufig als Sieger beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks abschneiden.