Lange Zeit wurde die Zahl als Horrorszenario abgetan. Seit Dienstagabend ist klar: die Stadt muss für die Renovierung des Schulzentrums 29,8 Millionen bezahlen – mindestens. Allein: keiner will für den Kostenanstieg verantwortlich sein.

Markgröningen - Zuversicht klingt ein bisschen anders. „Ich hoffe, dass es bei dieser Zahl jetzt bleibt“, sagt der Markgröninger Bürgermeister Rudolf Kürner. Am Dienstagabend hat er im Gemeinderat öffentlich bekannt gegeben, dass die Sanierung des Schulzentrums am Benzberg voraussichtlich 29,8 Millionen Euro kosten wird. Ursprünglich war die Stadt von maximal 21 Millionen Euro ausgegangen. „Jetzt liegen wir mit dem Projekt in den letzten Zügen“, wiederholt Kürner mehrfach.

 

Er tut dies wohl vor allem deshalb, weil die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren stets Stadträte, die von einem Überschreiten der magischen 30-Millionen-Euro-Grenze sprachen, des übertriebenen Pessimismus’ geziehen hatte. „Ganz riesengroße Überraschungen können uns nicht mehr einholen“, hatte Kürner noch im Mai 2015 im Gemeinderat gesagt. Damals lag der Kostenstand noch bei 27 Millionen Euro. „Diese Befürchtung müssen Sie nicht haben“, hielt er damals dem erzürnten CDU-Stadtrat Erich Hutflus entgegen. Dessen Kritik an der Planung uns Ausführung der Mammutsanierung hat besonderes Gewicht: Hutflus ist geschäftsführender Schulleiter in der Stadt.

„Ein Fall für das Schwarzbuch“

Hutflus selbst nahm am Dienstagabend kein Blatt vor den Mund. Die Art und Weise, wie die Schulsanierung geplant worden sei, werde „langsam zum Fall für das Schwarzbuch“, in dem der Bund der Steuerzahler krasse Fälle von Steuergeldverschwendung anprangert. Im Nachhinein wäre es aus seiner Sicht wohl besser gewesen, die alten Gebäude abzureißen und komplett neu zu bauen.

Schwierig gestaltet sich nach wie vor die Suche nach einem oder mehreren Verantwortlichen für die Kostenmisere, die die Stadtkasse finanziell ans Limit gebracht hat. Im Rathaus sieht der Bürgermeister keine Versäumnisse. Allenfalls könne man sagen, „dass wir, im Nachhinein betrachtet, vielleicht lieber zwei Leute im Rathaus eingestellt hätten, als mit diesem Projektsteuerer zu arbeiten“. Ursprünglich hatte die Stadt die Kostenkontrolle an ein externes Büro übertragen. „Das war ein Schuss in den Ofen“, sagt Kürner rückblickend. Seit gut anderthalb Jahren gibt es ein neues Büro, das deutlich besser arbeite.

„Bauwerke nur oberflächlich berechnet“

Doch auch die Arbeit der Architekten aus Stuttgart wurde im Gemeinderat kritisiert. „Die Kosten für die Bauwerke wurden zu oberflächlich berechnet“, sagt der Rathauschef. Ständig hätten die Verwaltung oder der Lenkungsausschuss des Gemeinderats „bei den Kosten nachbessern müssen“. Ein großer Anteil der Kostensteigerung von gut 50 Prozent sei aber schlicht auf Pech zurückzuführen. Die „katastrophalen Submissionsergebnisse“ bei Ausschreibungen könne man aber niemandem anlasten. „Damals war halt gerade ein Bauboom“, weshalb es der Stadt oftmals nicht gelungen sei, überhaupt Bieter für die Gewerke zu finden, die halbwegs im Kostenrahmen lägen. Der Vertreter des Stuttgarter Architekturbüros hat am Dienstagabend die Vorwürfe von Verwaltung und Stadträten zurückgewiesen.

Er verwies auf die enorme Komplexität des Vorhabens, viele Dinge seien einfach nicht vorhersehbar gewesen. Strittig ist nach wie vor die Frage, ob die Stadt in dieser Größe hätte sanieren müssen. Das Schulzentrum mit Gymnasium und Realschule wurde für 1500 Schüler renoviert. Zuletzt waren aber nur etwas mehr als halb so viele Schüler dorthin gegangen. Das sei großteils auf die Bauarbeiten zurückzuführen, beteuert Kürner. „Die Schülerzahlen steigen wieder“, sagt er. Immerhin habe die Schule jetzt, dank hochwertig gebauter Fachklassenräume, „ein Alleinstellungsmerkmal“.