Selbst versierte Fahrradfahrer schrecken vor der Route zum Bildungszentrum West in Ludwigsburg zurück, so gefährlich ist sie. Das soll sich ändern. Obwohl alle mehr Sicherheit für die Schüler wollen, könnte es schwierig werden.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Rund 2000 Schüler werden im Bildungszentrum West in Ludwigsburg unterrichtet – wie sie mit dem Fahrrad sicher zur Schule kommen, haben sie bis jetzt nicht lernen können: Es gibt keine sichere Radstrecke. Obwohl seit Jahren eine gesucht wird. Nun gibt es einen neuen Anlauf, noch im Juli will die Verwaltung ihren Vorschlag mit Betroffenen besprechen. Ob er ankommt? Die Kritik daran ist schon jetzt vehement.

 

Worum geht’s?

In allererster Linie geht es um eine sichere Verbindung von der Innenstadt ins Bildungszentrum West für radelnde Schüler. Vor dieser Strecke schrecken selbst erfahrene Radler zurück, weil sie gefährlich ist. Bis jetzt gibt es keinen speziell für Radler ausgewiesen Weg, was zur Folge hat, dass die Schüler kreuz und quer fahren. Auch auf dem Gehweg, auch entgegen der Laufrichtung – was die Angelegenheit zusätzlich gefährlich macht. Die Ludwigsburger Radwegeinitiative kämpft seit ihrer Gründung vor gut zwölf Jahren um einen Radweg zum Bildungszentrum West. Auch im Rathaus gibt es hehre Pläne und gute Vorsätze. Passiert ist bisher aber nichts.

Was ist so kompliziert?

Am einfachsten wäre es, in der Martin-Luther-Straße und deren Fortsetzung der Kurfürstenstraße einen Schutzstreifen anzulegen. Aber – natürlich – so einfach ist es nicht. Das Hauptproblem sind die nämlichen Straßen. Als eine Ludwigsburger Nord-Süd-Achse ist die Strecke grundsätzlich dicht befahren – von Autos, Lastwagen, Bussen. Noch mehr Verkehr schiebt sich hindurch, wenn die Autobahn dicht ist. Außerdem gibt es entlang der Strecke unter anderem eine Tankstelle, einen Bäcker, auch die hiesige Industrie- und Handelskammer hat dort ihren Sitz – sodass viele Fahrzeuge dorthin abbiegen oder von dort auf die Fahrbahn einbiegen. Selbst mit Schutzstreifen wären die Radler nicht für sich. Die Einrichtung einer solchen Zone scheitert aber auch daran, dass am Straßenrand geparkt werden darf.

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Was plant die Stadtverwaltung?

Würden die Stellplätze am Straßenrand eliminiert, gäbe es Platz für einen Weg, auf die Schüler sicher zur Schule fahren könnten, argumentiert die Radwegeinitiative. Doch das kommt für die Stadtverwaltung nicht in Frage. Zum einen weil die Stellplätze benötigt würden, zum anderen, weil das zu gefährlich wäre. „Ich will die kleinen Schüler nicht auf der Straße stehen lassen, während rechts und links Laster an ihnen vorbeidonnern“, sagt der für Mobilität zuständige Bürgermeister Michael Ilk. Im Februar hat er einen Entwurf für eine Alternativroute vorgestellt. Demnach sollen Radler über die Werner- und die Albrechtstraße geführt werden, die zur Fahrradstraße umgewidmet werden sollen. Dafür würden dort Stellplätze wegfallen. Um sicher über die Osterholzallee zu kommen, könnte eine Ampel installiert werden.

Was sagen die Radprofis dazu?

Die Radwegeinitiative hält von diesem Plan nichts. Zum einen, weil diese Route nach ihrer Befahrung ungleich länger (850 Meter) ist als die direkte (450 Meter). Zum andern, weil sie in der Albrechtstraße auch sehr steil wäre. Die Route sei landschaftlich ganz hübsch zu fahren, wissen die Vertreter der Initiative, zu der auch die Grünen-Stadträtin Christine Knoß gehört. Aber wenn der Schulweg Pflicht ist und schnell bewältigt werden muss, würde sie Radler kaum anziehen. Die Radprofis haben eine Alternativroute ausgearbeitet, die weniger steil ist und die die Querung in der Osterholzallee weniger komplex macht.

Wie geht es weiter?

Die Verwaltung plant im Juli einen Workshop mit den Schulleitern des Bildungszentrums, Mitgliedern des Mobilitätsausschusses und des Jugendgemeinderats. Dabei sollen die „Dinge sortiert werden“, wie Michael Ilk sagt. Ob das tatsächlich gelingt, wird spannend zu beobachten sein. Die erste kurze Debatte im Februar hat die Fronten klar gemacht: Auf der einen Seite stehen die, die den Vorschlag der Verwaltung für eine gute Lösung halten – weil sie Radler von der gefährlichen Straße hole und Nicht-Radler zum Umstieg motivieren könne. Auf der anderen Seite stehen jene, welche die Route aus dem Rathaus für sinnlos halten, weil sie an der Zielgruppe vorbei geplant sei.

Tatsächlich sind die Schüler in einer groß angelegten Umfrage von Stadt und Ragwegeinitiative bereits 2013 um ihre Meinung gebeten worden. Als Ergebnis wurde festgehalten: Die Route in der Martin-Luther-/Kurfürstenstraße soll sicherer werden.