Der Baukonzern Bilfinger Berger soll ein Dienstleistungsunternehmen werden. Vorstandschef Roland Koch geht das nicht schnell genug. Ein neuer Name soll her.

Stuttgart - Gerade einmal sechs Monate hatte der frühere hessische Ministerpräsident Zeit, um sich in der für ihn neuen Welt eines Baukonzerns zurechtzufinden. Doch schnell stand für Roland Koch fest, dass er den von seinem Vorgänger Herbert Bodner eingeleiteten Weg zur Umwandlung des Mannheimer Baukonzerns Bilfinger Berger zu einem „ingenieurgetriebenen Dienstleistungskonzern“ weiter vorantreiben will. „Wir haben die Fähigkeit, Eigentümern von Immobilien, Kraftwerken oder Industrieanlagen ein sehr umfassendes Angebot zu machen“, sagt Koch. Das betreffe die Verantwortung für den Erhalt und Betrieb ebenso wie für den Bau und die Errichtung solcher Anlagen. Doch obwohl diese Geschäfte das klassische Baugeschäft inzwischen an Umsatz deutlich übertreffen und Bilfinger Berger sich schon den Zusatz „Multi Service Group“ gegeben hat, ist vor allem in Deutschland dieser Wandel nach Kochs Ansicht noch nicht bekannt genug.

 

Der neue Vorstandschef denkt daher darüber nach, dem Konzern einen neuen Namen zu verpassen und damit auch gleichzeitig mit dem Sammelsurium an unterschiedlichen Marken aufzuräumen, das durch die Akquisitionen der vergangenen Jahre entstanden ist. Im Frühjahr will Koch seine Vorschläge präsentieren, wobei er aber auf keinen Fall einen „Kunstnamen“ kreieren will. „Wir legen Wert darauf, dass die Menschen am Ende noch wissen, woher wir kommen“, sagt er. Er macht aber deutlich, dass er nicht starr an der Tradition festhalten wird. „Vielleicht kommen wir dann doch ein bisschen anders daher“, sagt Koch.

Tempo beim Umbau beschleunigen

Unabhängig von der Namensfindung will der Bilfinger-Chef aber schon mal das Tempo beim Umbau beschleunigen – und hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Bis zum Jahr 2016 soll die Konzernleistung von derzeit gut 8,2 Milliarden Euro um 50 Prozent gesteigert werden, das Konzernergebnis soll sich bis dahin auf 400 Millionen Euro verdoppeln. Der ehemalige Politiker will die hochrentablen Sparten industrielle Dienstleistungen und Kraftwerks-Service vor allem durch Übernahmen im Nahen Osten, Russland, Indien, der Türkei und den USA rasch ausbauen. Mehr als eine Milliarde Euro hat der Konzern dafür an flüssigen Mitteln zur Verfügung , und angesichts einer guten Kapitalausstattung dürfte auch die Aufnahme neuer Kredite kein großes Problem darstellen. Dennoch will Koch sich nicht an eine Großakquisition wagen, sondern sich auf Zukäufe konzentrieren, die jeweils nicht mehr als 300 Millionen Euro erfordern.

Um die Ertragslage zu verbessern, will er zudem die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bilfinger-Sparten und den Konzerntöchtern enger aufeinander abstimmen. „Es bleibt nicht alles so, wie es ist“, betont Koch. Bilfinger Berger sei ein Unternehmen, das stetig wachse und in dem neue Fähigkeiten hinzukämen. Daraus müsse man eine schlagkräftige Gesamtmannschaft formen. Diese Aufgabe sei noch nicht vollendet, da auch die Serie an Akquisitionen nicht abgeschlossen sei. Erst Mitte Dezember haben die Mannheimer ihre Aktivitäten im Industriegeschäft in Finnland durch eine Übernahme gestärkt. Kurz zuvor hatte Bilfinger den indischen Industriedienstleister Neo Structo gekauft.

Gute Beziehungen

Und weil sich Koch vorgenommen hat, durch die Zukäufe die Ertragslage des Konzerns nicht zu verschlechtern, hat er 18 Projekte aus seinem Public-private-Partnership-Portfolio in einem Infrastrukturfonds gebündelt und diesen Mitte Dezember erfolgreich an der Londoner Börse platziert. Ebenfalls erfolgreich konnte Koch die guten Beziehungen des Unternehmens und seine eigenen zur Deutschen Bank nutzen und Mitte November den größten Auftrag für das Facility-Service-Geschäft verkünden. In den nächsten fünf Jahren wird Bilfinger sich in technischer und kaufmännischer Hinsicht um alle 1300 Liegenschaften der Bank kümmern.

Der Umbau soll dazu dienen, den Konzern weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen zu machen. Schon jetzt spürt Bilfinger, wie andere Baukonzerne auch, eine gewisse Zurückhaltung der großen Investoren bei Bauprojekten im neuen Jahr. Solche konjunkturellen Dellen sollen in Zukunft mehr als ausgeglichen werden können. „Wir verspüren in unserem Unternehmen keine Rezession“, sagt Koch. Und das soll auch so bleiben.