Sex und Drugs hat Billy Idol hinter sich gelassen, den Rock’n’Roll nicht. Für Hits wie „Rebel Yell“ und „Dancing With Myself“ wird der Rocker mit der strohblonden Stachelfrisur bis heute auf seinen Konzerten gefeiert. An diesem Montag wird er 65.

London - Billy wer? Einige Fans von Miley Cyrus werden erst mal googeln müssen, wen die Popikone auf ihrem kommenden Album zu Gast hat. Der britische Rockstar Billy Idol feierte seine größten Erfolge nämlich, bevor die US-Sängerin überhaupt geboren wurde. Nun hat er mit der 27-Jährigen seinen ersten neuen Song seit sechs Jahren aufgenommen. Das Duett „Night Crawling“ auf Cyrus’ neuem Album „Plastic Hearts“ erscheint drei Tage vor Billy Idols 65. Geburtstag.

 

Der einstige Punk mit der ikonischen strohblonden Igelfrisur, der in den 80er Jahren mit mitreißenden Rockhymnen wie „Rebel Yell“, „Flesh For Fantasy“ oder „White Wedding“ die Hitparaden stürmte, wird seinen runden Geburtstag wohl in Los Angeles feiern. Die US-Metropole hat New York City vor vielen Jahren als Idols Wahlheimat abgelöst.

Von London nach Long Island

Der charismatische Rocksänger hat die doppelte Staatsbürgerschaft. In seinem Pass steht William Michael Albert Broad, geboren am 30. November 1955 in Stanmore, einem Stadtbezirk im Nordwesten Londons. Als kleiner Junge zog er mit seiner Familie in die USA. Nach vier Jahren in Long Island/New York kehrten sie nach London zurück.

In der britischen Hauptstadt begann Broads Musikerkarriere zunächst als Gitarrist der Punkband Chelsea. Danach gründete er Generation X und wurde Frontmann der Gruppe. Den Namen Billy Idol gab er sich, weil ein Lehrer ihn angeblich als „idle“ bezeichnet hatte, was sowohl eitel als auch faul bedeuten kann.

Nach drei Alben war Schluss für Generation X. Vom aggressiven Punkrock hatte sich die Band da schon längst entfernt, was nicht allen gefiel. „Die Hardcore-Kritiker und Fans waren der Meinung, Punk sei die Rache der Verkommenen und Hässlichen“, schreibt Idol in seiner Autobiografie „Dancing With Myself“. „Scheiß auf die! Punk sollte nicht einseitig sein.“ Der Generation X-Song „Dancing With Myself“ war schon ein Vorgeschmack auf Idols zukünftigen Sound.

Radiohits am laufenden Band

Sein Durchbruch in den USA war eng mit MTV verbunden. Der Musikkanal ging 1981 fast zeitgleich mit Idols Ankunft in New York City auf Sendung. Der Slogan „I Want my MTV“ wurde Kult und Idol neben Stars wie David Bowie, Cindy Lauper oder The Police zu einem der Gesichter der Kampagne. Seine sexuell aufgeladenen Musikvideos, in denen er halbnackt posiert, die Faust ballt und seine Oberlippe hochzieht, liefen in Dauerschleife. Er war der Posterboy des Mainstream-Punk.

Billy Idols Musik war eine radiotaugliche, amerikanisierte Mischung aus Pop, New Wave und Hardrock, die ein breites Publikum ansprach. Sein Megahit „Rebel Yell“ eignete sich sowohl zum Tanzen als auch zum Luftgitarrespielen, er begeisterte Mädchen im Teenager-Alter genauso wie erwachsene Rocker. Noch heute ist „Rebel Yell“ ein Dauerbrenner auf Partys.

Doch den ausschweifenden 80ern folgte ein heftiger Kater. Die 90er waren nicht Billy Idols Jahrzehnt. Bei einem Motorradunfall verlor er fast sein Bein. Sein experimentelles Studioalbum „Cyberpunk“ floppte 1993. Es sollte zwölf Jahre bis zu seinem nächsten Album dauern.

Ein kleines Zwischentief

Nach der Trennung von seiner langjährigen Freundin Perri Lister geriet sein Drogenkonsum außer Kontrolle. „Mir war klar, dass ich aufhören musste, Heroin zu nehmen“, schreibt er. „Dummerweise habe ich wegen der Entzugserscheinungen stattdessen Kokain als Ersatz genommen.“ 1994 kollabierte Idol in Los Angeles vor einem Nachtclub - angeblich aufgrund einer Überdosis der damals legalen Droge GHB.

„Ich hab immer mein Bestes gegeben“, sagte Idol einmal über sein Leben, „auch wenn ich manchmal ein totaler Idiot gewesen bin.“ Der Gedanke an seine Kinder habe ihn von den Drogen abgebracht. Willem Wolf, der gemeinsame Sohn mit Lister, ist heute 32 Jahre alt. Seine 31-jährige Tochter Bonnie Blue - aus einer kurzen Affäre mit der Amerikanerin Linda Mathis - machte Billy Idol gerade zum Rockopa. Im Mai brachte sie seine Enkelin Poppy zur Welt.

Musikalisch meldete sich Billy Idol 2005 auf dem hervorragenden Studioalbum „Devil’s Playground“ eindrucksvoll zurück - mit starken Songs und den knackigen Gitarrenriffs seines langjährigen Partners, des Gitarrengenies Steve Stevens. Seitdem tritt Idol regelmäßig auf - „Rebel Yell“ bekommt immer noch den meisten Applaus. Dem gelungenen „Kings & Queens Of The Underground“ (2014) folgte ein Live-Album. Zuletzt absolvierte er eine Serie von Konzerten in Las Vegas.

Seit rund zwei Jahren ist Billy Idol mit der Schauspielerin China Chow liiert. Wenn es die Corona-Lage zulässt, will er im nächsten Jahr wieder auf Tournee gehen. Auch ein neues Album deutete er vor kurzem auf Instagram an. „Ich hoffe, wir können 2021 irgendwann rocken“, schrieb er, „denn wir haben neues Material zu spielen!“ Bis dahin können seine Fans bei Miley Cyrus reinhören. Miley wer?